Wie lange ruht der Ball noch?
Fußball Niedriger Inzidenzwert im Kreis macht es möglich: Schon ab Montag, 22. März, könnten die heimischen Kicker wieder zusammen trainieren. Wie die Teams das sehen und wie es weitergeht
AichachFriedberg Der Inzidenzwert liegt im Wittelsbacher Land schon länger unter 50. Der Einzelhandel atmet auf und auch die heimischen Sportler könnten schon bald wieder ins Training einsteigen. Das gilt insbesondere für die Fußballer im Landkreis Aichach-Friedberg. Bleiben die Infektionszahlen niedrig, wäre ab Montag, 22. März, die Rückkehr in den Trainingsalltag – auch ohne negativen Test – möglich. Schon jetzt stehen die ersten Mannschaften wieder auf dem Platz, allerdings ohne Körperkontakt. Wie die Vereine mit dem möglichen Neustart umgehen.
Sorgen macht sich Reinhold Mießl, Spielleiter und interimsmäßiger Vorsitzender des Fußballkreises Augsburg. „Das hat schon etwas von Wettbewerbsverzerrung, wenn innerhalb einer Liga manche Teams deutlich früher zurück auf den Rasen dürfen als andere.“Als Beispiel nennt Mießl auch die beiden Kreisligen. In der Augsburger Staffel hätte der Kissinger SC als einziges Team aus Aichach-Friedberg bei gleichbleibenden Inzidenzwerten mehr Zeit für die Vorbereitung als die Kontrahenten aus Augsburg
Stadt und Land. Gleiches gilt im Osten. Für Mießl ist das eine ganz schwierige Situation: „Das geht ja bis in die untersten Klassen. Das kann man so nicht stehen lassen. Wir brauchen jetzt eine einheitliche Regelung, sonst wird es immer enger“, so der Täfertinger (Stadt Neusäß), der aber versichert, dass der bayerische Fußballverband an einer schnellen Lösung arbeitet: „Derzeit laufen Gespräche. Ich hoffe, dass wir dann möglichst schnell wissen, woran wir sind. Die Vereine fragen bei uns natürlich nach, aber wir wissen auch nichts.“Den angestrebten Termin – 18. April – für die Wiederaufnahme der Punktspiele hält Mießl für fast nicht haltbar: „Dann müssten ja alle Ende März wieder trainieren dürfen – ohne Einschränkungen. Trainieren mit vorherigen Tests ist in meinen Augen Schwachsinn, weil das niemand kontrollieren kann. Und drei Wochen Vorlaufzeit brauchen wir.“
„Die Spieler scharren mit den Hufen.“Was Josef Kigle als Vorstand Spielbetrieb im TSV Aindling über seine Leute sagt, das gilt sicher in gleicher Weise auch für die meisten anderen Fußballer in unserer Region. Sie wollen endlich wieder loslegen und in absehbarer Zeit auch in den Punktekampf einsteigen.
Wann das möglich sein wird, das liegt an der Corona-Pandemie und an den Einschränkungen, die von den Politikern deswegen angeordnet werden. Am Lechrain existiert noch kein Trainingsplan. Kigle kann sich nicht vorstellen, dass am 22. März die erste Übungseinheit am Schüsselhauser Kreuz über die Bühne gehen wird: „Wenn man erst nach Ostern mit dem Training anfangen kann, dann bin ich für Abbruch.“Nach dieser langen Unterbrechung sei eine Vorbereitung über vier Wochen hinweg unerlässlich: „Laufen ist was anderes als Fußballtraining.“Nicht nur rein sportlich bremsen die Auflagen den langjährigen Bayernligisten aus. In zwei Wochen hätten die Mitglieder einen neuen Vorstand wählen können, die Versammlung wurde verschoben. Und für den Sommer steht die Feier des 75-jährigen Vereinsbestehens an. „Wollen täten wir schon“, so Kigle: „Ich bin da eher skeptisch.“
Am Mittwoch hat die Mannschaft des TSV Hollenbach zum ersten Mal wieder auf dem Platz trainiert. Trainer Christoph Burkhard fügt bei dieser Aussage gleich die Bemerkung dazu, dass man sich streng an die Regeln gehalten habe. Über eine Lauf-App sind die Trainer in der Lage, zu kontrollieren, wie sich ihre
Schützlinge trimmen. Wichtig ist Burkhard zudem, dass sich die Spieler auch mal wieder sehen können, dass der Zusammenhalt wächst. Aus diesem Grund ist am heutigen Samstag gemeinsames Laufen angesagt, entsprechend den Regularien, versteht sich.
Beim FC Affing ruht der Ball noch. Markus Berchtenbreiter, der bei der nächsten Mitgliederversammlung sein Amt als Fußballchef abgibt, macht kein Hehl aus der Kritik an den Verbandsfunktionären: „Was soll das Rumgeeiere?“Eine kürzere Vorbereitung als fünf Wochen bezeichnet er als „Ding der Unmöglichkeit“. Was Berchtenbreiter nicht verstehen kann: In Affing dürfte man trainieren, aber die meisten FCA-Kandidaten kommen aus dem Großraum Augsburg, dort sind die Infektionszahlen um einiges schlechter. Diese Sportler dürften wohl nur nach einem Test die Schuhe schnüren.
Für Jochen Selig ist klar: Vor dem 22. März wird beim VfL Ecknach nicht trainiert. Der Fußballchef des Bezirksligisten aus dem Süden von Aichach spricht sicher auch für seine Kollegen, wenn er sagt: „Schön wäre es, wenn wir irgendwann einen Zeitplan hätten, wie und wann es losgeht.“