Moorschutz: Für Schorner Röste läuft die Zeit ab
Seit vielen Jahren ist klar, dass das Donaumoos als eines der größten Niedermoore in Bayern in Gefahr ist. Der große Schritt in Sachen Klima- und Naturschutz bleibt bis heute aus. Interessengemeinschaft fordert endlich Taten
Eine Interessengemeinschaft fordert, dass bei der Renaturierung der Schorner Röste bei Pöttmes etwas vorangeht.
Pöttmes/Ehekirchen Zwanzig Jahre ist es her, da entstand ein Entwicklungskonzept für das Donaumoos. Zwanzig Jahre, in denen, fragt man Günter Kraus, viel zu wenig passiert ist. Der 74-Jährige aus Ehekirchen ist Koordinator der „Interessensgemeinschaft Zukunft Schorner Röste“(IG) und hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Thema Moorschutz nach außen zu tragen, wo immer es nur möglich ist. Und er engagiert sich direkt vor Ort: Die sogenannte Schorner Röste an der Kreisgrenze soll zum Klimaschutzprojekt werden und zur Modellregion mit einem Interessenausgleich zwischen Landwirtschaft und Naturschutz.
Dabei gehört Kraus keiner Partei an. Sein Engagement speist sich aus seiner Überzeugung, dass der Erhalt der Moorflächen in Bayern und auch darüber hinaus eine essenzielle gesamtgesellschaftliche Aufgabe darstellt. „Wir müssen jetzt handeln, damit wir nicht in 20, 30, 40 Jahren mit der Situation konfrontiert werden, dass von den nährstoffreichen Moorböden in unserer Region nichts übrig ist“, sagt Kraus. Ein Szenario, das auch Wissenschaftler wie Matthias Drösler prophezeien, sollten in Sachen Moorschutz nicht endlich konkrete Maßnahmen ergriffen werden.
Zwar gibt es immer wieder Anläufe, Forschungsprojekte, Forderungen. „Aber dieses ganze KleinKlein bringt nichts“, sagt Kraus. Gemeinsam mit den rund 20 Mitgliedern der Interessensgemeinschaft vertritt er die Meinung, dass es eine eigene Organisation braucht, um Moorschutz bayernweit strukturiert umzusetzen. Dabei geht es der IG ausdrücklich nicht darum, Flächen grundsätzlich wieder zu vernässen. Das wird Kraus nicht müde zu betonen. Es gehe um reaKonzepte und vor allem um die Erhebung von Daten, anhand derer sich erkennen ließe, welche Auswirkungen beispielsweise das Aufstauen von Gräben auf die Böden in der Umgebung hätte.
Ihm und seinen Mitstreitern ist klar: Ohne die Zustimmung der Grundstückseigentümer und Landwirte lässt sich der Moorschutz nicht betreiben. Dann bleibt es Stückwerk. Zwar sind einige Flächen der rund 340 Hektar großen Moorfläche, die die Schorner Röste zwischen Ehekirchen und Pöttmes umfasst (siehe Grafik), bereits im Besitz des Donaumoos-Zweckverbandes (DMZV). Um nachhaltigen Moorschutz umzusetzen, sind aber Flächen nötig. Wassermanagement macht schließlich nicht an Grundstücksgrenzen halt. Wie es klappen könnte, zeige die Machbarkeitsstudie der Regierung von Schwaben aus dem Jahr 2016, so Kraus. Diese legt dar, dass im Areal der Schorner Röste mit verhältnismäßig einfachen Mitteln ein erstes Klimaschutzgebiet realisiert werden könnte, indem die dortigen Entwässerungsgräben zurückgebaut und Pufferzonen zum Schutz der bebauten Flächen gestaltet werden. In der Machbarkeitsstudie der Regierung von Schwaben, drei Viertel des Untersuchungsgebiets liegen auf Pöttmeser Flur, wurden dort bei Bodenproben Moormächlistische tigkeiten von bis zu 6,60 Meter vorgefunden. Überwiegend sei der Torfkörper jedoch durch starke Zersetzung gekennzeichnet. Die untersuchte Fläche wird zu drei Vierteln als Grünland genutzt. 25 Prozent sind Ackerland, der große Rest Wald und Gehölze. Aus fachlicher Sicht, schlussfolgern die Macher der Studie, sei das Gebiet für eine Wiedervernässung geeignet. Wegen der Topografie, das Gebiet liegt in zwei Talsenken, sei dies auch ohne Beeinträchtigung der benachbarten Siedlungen möglich.
„Der Donaumooszweckverband alleine kann diese Aufgabe nicht stemmen“, ist sich Kraus sicher. Vielmehr appelliert er an die Bayezusammenhängende rische Landesregierung, endlich den großen Worten Taten folgen zu lassen. Am Ende geht es beim Moorschutz, wie bei vielen anderen Dingen auch, ums Geld. „Wir fordern die Landespolitik auf, die organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen zeitnah zu schaffen, damit der Klimaschutz im Donaumoos endlich vorangetrieben werden kann und die Landwirte für die Veränderung der Bewirtschaftung ihrer Flächen einkommensausgleichende Förderungen generationenübergreifend erhalten“, lautet die Forderung aus einem Schreiben, das als „Memorandum und Aufruf“von der IG im vergangenen Jahr unter anderem an den bayerischen Umweltminister Torsten Glauber und die Landwirtschaftsministerin Michael Kaniber ging.
Vor Ort, insbesondere bei der Landwirtschaft, wird das Klimaschutzprojekt zum Teil sehr kritisch gesehen. Anwohner befürchten eine Mückenplage und Kommunalpolitiker Einschränkungen bei der Entwicklung der Orte im Moos. Die IG fordert dagegen eine „grundlegenden Paradigmenwechsel“: In den Wassergesetzen stehe immer noch die Entwässerung der Landschaft, insbesondere der Niedermoore im Vordergrund. Ein ganzheitliches Wassermanagement im Donaumoos müsse jetzt umgehend auf den Weg gebracht werden, damit die weitere Austrocknung des Moorbodens und seine Zerstörung nachhaltig gestoppt werden könnten, heißt es im Memorandum. Der Aufruf der IG geht zum einen an die Landespolitik, die für den Moorschutz jetzt dringend die Förder- und Rahmenbedingungen bereitstellen müsse. Zum anderen aber auch an die Kommunalpolitik, die mit der Aufnahme des Klimaschutzes ins DonaumoosEntwicklungskonzept dafür den „Boden bereiten“könne.