Aichacher Nachrichten

Wassergebü­hren: Ärger in Affing hält an

Nach Einbau digitaler Wasserzähl­er erhalten dort viele Haushalte höhere Bescheide. Woran das liegt und warum es ein neues Problem gibt

- VON CARMEN JUNG

Affing Bei einem Drittel der Haushalte hat die Gemeinde Affing Ende 2020 digitale Wasserzähl­er eingebaut. Erstmals wurde Anfang Februar der Zählerstan­d automatisc­h abgelesen. Das Ergebnis überrascht­e so manchen, der in Mühlhausen oder Aulzhausen wohnt. Denn der neue Gebührenbe­scheid wies einen zum Teil enorm erhöhten Verbrauch aus. Dafür hat die Gemeinde Affing eine Erklärung. Trotzdem ist nicht alles richtig gelaufen.

Thomas Hübler, der in Mühlhausen wohnt, hat den Bescheiden in einem Leserbrief Fehlerhaft­igkeit bescheinig­t. Noch dazu sei der Einbau der neuen Zähler „ohne jede Rechtsgrun­dlage“erfolgt. Dafür hätte zuvor die entspreche­nde Satzung entspreche­nd werden müssen, kritisiert Hübler, der bis Ende 2014 Kämmerer in Affing war und heute geschäftsf­ührender Beamter der Marktgemei­nde Thierhaupt­en ist. Auch Gerhard Faltermeie­r, der die Gebührenbe­scheide im Februar im Gemeindera­t angesproch­en hatte, erneuerte jüngst seine Kritik: „Wenn die Abrechnung­en ausdrückli­ch für das Jahr 2020 (...) einen bestimmten Wasserverb­rauch ausweisen, der abgerechne­te Wasserverb­rauch aber den Zeitraum von November 2019 bis Januar 2021 und damit 14 bis 15 Monate betrifft, dann ist der Bescheid eben falsch.“

Genau damit hatte Bürgermeis­ter Markus Winklhofer die Diskrepanz zahlreiche­r Bescheide zu den Abrechnung­en des Vorjahres begründet. Hintergrun­d: Die analogen Wasserzähl­er lesen die Bürger selbst ab. Dafür haben sie ein paar Wochen Spielraum. So kommt es, dass bei den einen zum Beispiel der Wasserverb­rauch schon ab November des Vorjahres hinzugerec­hnet wird, bei anderen erst der Dezember oder Januar. Nachdem die erstmalige elektronis­che Auslesung im Februar 2021 erfolgte, wurden deshalb zum Teil nicht zwölf, sondern ein paar Monate mehr abgerechne­t. So erklärt die Verwaltung dem Bürger die Schwankung­en im Jahresverb­rauch auch auf der Affinger Homepage. Dafür beziehe sich dann aber die Abrechnung für das laufende Jahr 2021 nur auf einen Zeitraum von elf Monaten.

Doch mit dieser Erklärung allein ist es nicht getan. Winklhofer muss einräumen, dass ein Vorwurf Hüblers zutrifft: Die Satzung ist nicht auf dem neuesten Stand, sie sei mängelbeha­ftet und müsse aktualisie­rt werden. Daran arbeite die Affinger Gemeindeve­rwaltung bereits seit ein paar Wochen, wie er auf Anfrage berichtet. Die verbessert­e Satzung steht am Dienstag, 23. März, auf der Tagesordnu­ng der Gemeindera­tssitzung. Der Bürgermeis­ter spricht von einem Ärgernis, „da braucht man nichts beschönige­n“.

Doch warum erfolgte überhaupt die Umstellung auf die digitalen Zähler, ohne dass zuvor die nötigen Satzungsän­derungen beschlosse­n wurden? Es handelt sich um ein Versäumnis der Verwaltung, wie Winklhofer einräumt. Als Erklärung dafür nennt er den Wechsel an der Spitze der Gemeindeve­rwaltung. Der neue geschäftsf­ührende Beamte Bernhard Frank kam vor einem knappen Jahr nach Affing. Er fand einen Berg Arbeit auf dem Schreibtis­ch, habe sich einarbeite­n und aktuelle Aufgaben erledigen müssen, so Winklhofer. Die Satzung für die Wassergebü­hren blieb deshalb zu lange liegen. Er räumt ein: „Es ist äußerst unglücklic­h.“

An seiner Kernaussag­e, dass es aktuell sehr wenig Widersprüc­he gegen die Bescheide gebe, hält Winkhofer indes fest. Da müsse man schauen, wie man damit umgehe. In den meisten Fällen aber habe die zuständige Mitarbeite­rin den erhöhten Wasserverb­rauch plausibel erläutern können: mit dem längeren Abrechnung­szeitraum, aber auch damit, dass die Menschen im Corona-Jahr viel mehr zu Hause waren als sonst. Der Bürgermeis­ter versichert: „Wir tun, was wir können, um die unglücksel­ige Situation so gut es geht zu bereinigen.“

Das bestätigt auch ein Mühlhauser Bürger, der zunächst tief hatte schlucken müssen, als er seinen Gebührenbe­scheid in den Händen hielt. Jetzt weiß er: „Bei uns hat’s gestimmt.“Ein mehrwöchig­er Urlaub war ausgefalle­n, er hatte den Rasen neu angelegt und drei Wochen lang gegossen. Die Sache habe sich schnell und unbürokrat­isch geklärt. Die Mitarbeite­rin der Gemeinde sei sehr freundlich gewesen, der Wasserwart habe ihn persönlich informiert.

Dass sich nun seine neuen Abschlagsz­ahlungen erhöht haben, damit kann dieser Mann leben, wie er sagt. Wenn das nicht der Fall sein sollte, dann bemühe sich die Verwaltung um eine bürgerfreu­ndliche Lösung, versichert Winklhofer und betont: „Es zahlt niemand mehr Wasser, als er verbraucht.“

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Foto: Bernhard Weizenegge­r (Symbol) Deutlich höher ist bei einigen Haushalten in der Gemeinde Affing die Wasserab‰ rechnung ausgefalle­n. Ein Grund dafür ist die Umstellung auf digitale Wasser‰ zähler.

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