Wie läuft es mit dem Homeoffice?
Unternehmen und Behörden sollen ihren Mitarbeitern, wo es möglich ist, das Arbeiten von zu Hause aus ermöglichen – laut Verordnung mindestens bis Ende April. So sind die Erfahrungen
AichachFriedberg Anstatt sich morgens in den Berufsverkehr zu stürzen, einfach ein paar Schritte an den heimischen Schreibtisch gehen: Homeoffice macht’s möglich. Das mobile Arbeiten von zu Hause aus hat durch die Corona-Pandemie enormen Schub bekommen. Seit Ende Januar und mindestens noch bis Ende April sind Arbeitgeber durch eine Verordnung der Bundesregierung sogar dazu verpflichtet, ihren Mitarbeitern das Arbeiten im Homeoffice überall dort anzubieten, wo es möglich ist. Wie läuft das bei den Unternehmen und Behörden im Wittelsbacher Land?
Im Landratsamt Aichach-Friedberg nutzten bereits vor der Corona-Pandemie circa 30 Mitarbeiter an einem oder mehreren Tagen in der Woche einen voll ausgestatteten Homeoffice-Arbeitsplatz. Aktuell arbeiten Corona-bedingt rund 240 Mitarbeiter – das ist circa die Hälfte der Belegschaft – stunden- oder tageweise von zu Hause aus. Für das „Mobile Arbeiten“, so die Behörde, haben die Mitarbeiter lediglich einen Onlinezugang zum Arbeitscomputer im Landratsamt und keinen voll eingerichteten Arbeitsplatz daheim. Dies soll eine „unkomplizierSpezial-Lösung für die CoronaZeit“sein, sagt Pressesprecher Wolfgang Müller.
Denn aktuell geht es darum, dem Infektionsschutz Rechnung zu tragen, wie Müller sagt. In den eher beengten Räumlichkeiten des Landratsamtes wäre Abstandhalten mit mehreren Mitarbeitern pro Büro schwierig. Das „Mobile Arbeiten“soll helfen, diese Situation zu entzerren. Zudem findet derzeit ohnehin fast kein Parteiverkehr im Landratsamt statt. Priorität habe aber, dass „die Bürger während der Öffnungszeiten jemanden antreffen müssen, denn der Betrieb vor Ort muss weitergehen“., betont Müller.
Aktuell ist dieses Angebot an die Mitarbeiter noch zeitlich begrenzt. Müller kann sich aber vorstellen, dass das Homeoffice auch in weiterem Rahmen ausgebaut wird, „weil sich vieles auch bewährt hat“. Denn es laufe positiv, so der Landratsamtssprecher. Aber: „Es ist nicht dasselbe Arbeiten.“Schnelle Abstimmung sei nicht möglich, auch der regelmäßige Austausch. Nicht vernachlässigen dürfe man den sozialen Aspekt. Dennoch ist für Wolfgang Müller klar: „Beides hat seine Vorzüge.“Man müsse den richtigen Schlüssel finden, damit den Mitarbeitern geholfen ist und der Publikumsverkehr unbeeinträchtigt weitergehen kann.
Bei der Verwaltungsgemeinschaft Dasing arbeiten derzeit vier von 30 Mitarbeitern von zu Hause aus. Geschäftsstellenleiter Stephan Kreppold ist nicht begeistert von der Idee des Homeoffice. „Der Bürger will einen Ansprechpartner“, sagt er. Zudem sei die Umsetzung schwierig, weil der Austausch nötig sei. Das Homeoffice verzögere einige Vorgänge, und „manche Sachen bedürfen einfach der Abstimmung“. Es gebe aber auch wenig Interesse vonseiten der Mitarbeiter, betont Kreppold. Für die sensiblen Daten der Verwaltungsgemeinschaft sei zudem der Datenschutz am heimischen Arbeitsplatz ein wichtiges und schwer umzusetzendes Thema.
Ganz verschiedene HomeofficeModelle würden den Mitarbeitern bei der Energiebauern GmbH in Aichach angeboten, berichtet Sandra Fuchs vom Personalmanagement. Dies funktioniere sehr gut. Geschäftsführer Florian Bichler sagt, das soll auch nach Corona angeboten werden.
Beim Aichacher Unternehmen Julius Zorn (Juzo), das medizinische Produkte für die Kompressionstherapie herstellt, ist rund die Hälfte der Mitarbeiter, bei denen das mögte lich ist, im Homeoffice: 120 Angestellte arbeiteten wochenweise von zu Hause aus, erzählt Magdalena Resch, die bei Juzo für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. „Wir haben von den Erfahrungen im März letzten Jahres profitiert und Software und Hardware ein wenig umgestellt und aktualisiert.“Durch Videokonferenzen bleiben die Mitarbeiter in Verbindung. Für die meisten der rund 750 Mitarbeiter in Aichach kommt Homeoffice aber nicht infrage: Sie arbeiten in der Produktion.
Das trifft auch bei Treffler Maschinenbau im Pöttmeser Ortsteil Echsheim auf die meisten der knapp 200 Mitarbeiter zu. Weil die Büros groß genug sind, sind von den insgesamt 25 Mitarbeitern dort nur drei im wöchentlichen Wechsel im Homeoffice, wie Seniorchef Paul Treffler auf Anfrage berichtet. Das Angebot sei von den Mitarbeitern gerne angenommen worden. Auch wenn es gut läuft und die Firma bereits „gut vernetzt und gut digitalisiert ist“, wie Treffler betont, ist er skeptisch, was das Homeoffice nach Corona in seiner Firma betrifft. „Dass es nach der Pandemie so weitergeht, glaube ich eher nicht“, sagt er. Er habe „gerne Kontakt zu den Leuten“.
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