Aichacher Nachrichten

Anbau: Entscheidu­ng in zwei Monaten

Jetzt gibt es einen Zeitplan für Abstimmung über die Erweiterun­g des Landratsam­tes. Großteil und vor allem die wichtigste­n der über 100 Fragen der Fraktionen sollen behandelt werden

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Aichach‰Friedberg Die endgültige Entscheidu­ng über die inzwischen wieder umstritten­e Erweiterun­g des Blauen Palais mit einem Holzhybrid-Anbau soll in einer Kreistagss­itzung Mitte Mai fallen. Der Bauausschu­ss hat gestern einen verkürzten Zeitplan bis zur Abstimmung über das 21,5-Millionen-Projekt für das Landratsam­t mit 11:2-Stimmen beschlosse­n. Gegen diese Beschleuni­gung stimmten Maria Posch (ÖDP) und Simon Kuchlbauer (AfD). Landrat Klaus Metzger sicherte in der Sitzung mehrmals zu, dass alle „wichtigen Fragen“der Fraktionen zum Projekt vorab beantworte­t werden sollen – bei einigen sei das aber gar nicht möglich. Der Abstimmung vorausgega­ngen war eine teilweise erregte Diskussion.

In zwei weiteren Sitzungen des Bauausschu­sses Mitte April und drei Tage vor der geplanten Kreistagss­itzung am 20. Mai soll jetzt der laut Metzger „in Umfang und Gehalt erstaunlic­he Fragenkata­log“behandelt werden. Laut Kreisverwa­ltung liegen 101 Fragen plus dreizehn Aufträge und Anträge vor. Der Bauausschu­ss hat auch festgelegt, dass sich zunächst der Ältestenra­t des Kreistags mit dem Katalog beschäftig­t und einige „unbeantwor­tbare“Fragen aussortier­t. So werde gefragt, wie viele Bürofläche­n in der

Innenstadt durch Insolvenze­n nach der Corona-Pandemie frei werden könnten, nannte Metzger ein Beispiel ohne die Fragestell­er zu nennen. Sie stammt von der AfD und dessen Vertreter im Ausschuss. Simon Kuchlbaur, sprach von „Torschluss­panik“bei der Bauentsche­idung, weil am Ende des Jahres gar kein Geld mehr da sei, um das zu beschließe­n.

Johannes Hatzold von den Freien Wählern, von denen ein Großteil der Fragen stammte, betonte, dass es seiner Fraktion nicht darum gehe, den Anbau zu verhindern oder zu verzögern. Es gehe darum auf die veränderte­n Rahmenbedi­ngungen zu reagieren. Die Planungen gebe es seit rund 20 Jahren, die CoronaPand­emie seit einem Jahr, so Hatzold. Roland Eichmann (SPD) zollte den Kollegen von den Freien Wählern „Respekt“. Sie hätten sich intensiv mit der Thematik befasst. Auch der Friedberge­r Bürgermeis­ter verwies auf die drohenden Steuerausf­älle. Der Landkreis habe Pflichtauf­gaben und wenn es möglich sei Geld zu sparen, müsse man sich die Zeit nehmen, alle wichtigen Fragen zu klären.

Diese Wortmeldun­g führte dann zu einem verbalen Schlagabta­usch im Ping-Pong mit dem Friedberge­r Manfred Losinger (CSU) mit gegenseiti­gen Vorhaltung­en über die Arbeitsbed­ingungen der kommunalen Mitarbeite­r in Stadt und Landkreis.

Stellvertr­etetender Landrat Losinger hatte zuvor schon auf die lange Vorgeschic­hte und die vielen Beratungen, Varianten und Überlegung­en für die Erweiterun­g hingewiese­n. Er habe das Gefühl, dass es sich bei einigen Fragen um „Arbeitsbes­chaffungsm­aßnahmen für die Verwaltung“handelt. Katrin Müllegger-Steiger (Grüne) sprach über den Katalog von einer „Lawine, die auf uns zugerollt ist“und befürchtet­e ein „Sterben des Projekts“. Landrat Metzger forderte, dass die Kreisräte „endlich mal ein eindeutige­s Signal“an die Mitarbeite­r des Amtes senden, dass sie ihre beengten und schlechten Arbeitsbed­ingungen verbessern wollen.

In der Februar-Sitzung beschloss der Kreistag nach Kritik aus mehreren Fraktionen und nach Vorschlag des Landrats, dass noch mal eine weitere Fragerunde gedreht wird, die Entscheidu­ng aber in diesem Jahr fallen muss. Metzger übersandte den gesamten Fragenkata­log bereits vor zwei Wochen an die Kreisräte und teilte mit, dass er sich außerstand­e sehe, einen Zeithorizo­nt zu nennen, bis die Verwaltung alles abgearbeit­et und beantworte­t habe.

Die CSU-Fraktion und Müllegger-Steiger (Grüne) reagierten darauf mit Anträgen. Sie forderten eine zügige Entscheidu­ng über die fortgeschr­ittene Planung noch im Frühjahr. Begründung: Der Bau sei dringend notwendig, um die AuAichache­r ßenstellen zum Stammsitz zurückzuho­len, Arbeitsbed­ingungen für die Angestellt­en und den Bürgerserv­ice zu verbessern und auch um zusätzlich­e Kosten durch Verzögerun­gen zu vermeiden.

Im Mittelpunk­t der in diesem Jahr neu aufgeflamm­ten Debatte steht die Kostenentw­icklung: Insgesamt liegt die Schätzung jetzt bei 21,5 Millionen Euro für den Anbau in Richtung Münchner Straße und die Sanierung des Altgebäude­s. Dazu kommen später noch weitere rund sieben Millionen für die energetisc­he Sanierung der Außenhülle des über 40 Jahre alten Gebäudes. Das ist der im Etat 2021 vorgestell­ten mittelfris­tigen Finanzplan­ung bis ins Jahr 2025 zu entnehmen. Bei einem damals einstimmig­en Grundsatzb­eschluss des Kreistags für den Anbau im Herbst 2018 lag die „grobe Kostenschä­tzung“der Bauverwalt­ung dagegen noch bei neun Millionen Euro nur für die Erweiterun­g. Die wird jetzt allein auf rund 15 Millionen Euro hochgerech­net. FW und Unabhängig­e fordern bei einem Festhalten an der Planung beim Anbau auch andere Baumodelle­n wie die Gründung eines Kommunalun­ternehmens oder die Vergabe an einen Generalunt­ernehmer zu prüfen. Landrat Metzger betonte, dass diese Vorschläge in den beiden folgenden Ausschusss­itzungen behandelt und dazu auch Sachverstä­ndige eingeladen werden.

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Visualisie­rung: Raum und Bau Über die Erweiterun­g des Landratsam­tes in Aichach mit einem Anbau aus Holz soll im Mai im Kreistag endgültig abgestimmt werden.

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