Aichacher Nachrichten

Präsenzprü­fungen während des Lockdowns

In der Corona-Pandemie lernen viele Studierend­e online, Klausuren finden aber teilweise offline statt. Zwei Studentinn­en sprechen über ihre Erlebnisse

- VON LEAH REHKLAU

Augsburg „Eigentlich fängt alles schon mit dem Weg an. Ich persönlich bin mit dem Bus und der Bahn gefahren, und da ist das Infektions­risiko schon recht hoch“, erzählt Celina*. Sie studiert an der Universitä­t Augsburg BWL im ersten Semester und muss zu allen Prüfungen vor Ort erscheinen. Das sind insgesamt sieben mit jeweils 600 bis 900 Teilnehmer­n.

Die Klausuren schreibt die 20-Jährige im Messezentr­um. Per E-Mail bekommen die Studenten die Hallen-Nummer und welchen Eingang sie benutzen müssen. Bevor man allerdings in die jeweilige Halle hinein kommt, muss man draußen warten. „Da bilden sich gewollt oder ungewollt Gruppen“, so Celina. Zwar hätten alle Studenten Masken getragen, doch die Mindestabs­tände ließen sich teilweise einfach nicht einhalten.

Im Gebäudekom­plex stehen Sicherheit­sleute, die die Einhaltung der Corona-Maßnahmen garantiere­n sollen und die Studenten ihren Plätzen zuweisen. Auch der Toiletteng­ang wird überwacht. Doch hier gibt es ein Problem: „Die Security sorgt zwar dafür, dass nur eine begrenzte Anzahl von Studenten zeitgleich die Toilette aufsuchen kann, in den Räumen selbst allerdings wird der Abstand oft nicht eingehalte­n“, erzählt die BWL-Studentin.

Ist die Klausur dann vorbei, ist eine Gruppenbil­dung am Ausgang auch unvermeidb­ar. Viele hätten sich versammelt, um über die Prüfung zu sprechen, was irgendwo auch total normal sei, so Celina. Die An- und Abreise ist ebenfalls nicht ungefährli­ch. Viele sind mit dem Auto angereist und haben Fahrgemein­schaften von bis zu fünf Personen gebildet. Und auch die Nutzer der öffentlich­en Verkehrsmi­ttel waren einem gewissen Risiko ausgesetzt, da viele der Prüfungssc­hreiber an den örtlichen Haltestell­en warten mussten.

Der Unterricht an sich fand komplett online statt, das hat laut der 20-Jährigen auch super funktio

Es brauche zwar ein ordentlich­es Maß an Selbstdisz­iplin, dass man auch wirklich dranbleibe und aktiv mitlerne. Aber der Kontakt zu den Dozenten sei gut gewesen, und man habe sich Mühe gegeben, die Vorlesung so angenehm wie möglich zu gestalten. Warum die Vorlesunge­n alle online stattfande­n, die Prüfungen jedoch in Präsenz, ist Celina ein Rätsel: „Eigentlich hätte man die Klausuren dann auch gleich mit online schreiben können.“

So erging es Rebecca*, die im ersten Semester Sozialwiss­enschaften an der Universitä­t Augsburg studiert. In der Fächerkomb­ination aus Soziologie und Politik gab es zwischen 400 und 500 Teilnehmer. Hier fanden beide Prüfungen online statt – doch das war nicht von Anfang an geplant. Dass die Soziologie­Klausur online stattfinde­n würde, hat man den Studenten schon am ersten Tag mitgeteilt. Eine solche Präsenzver­anstaltung sei während der aktuellen Situation zu riskant. Im Politiktei­l hat man zunächst vorgehabt, die Prüfung in Präsenz abzuhalten. Dann sind allerdings Zweifel aufgekomme­n, sodass auch wenige Wochen vor der Klausur noch nicht feststand, wie diese denn nun stattfinde­n würde. Im Entscheidu­ngsprozess, so die Studentin, habe man in einer Umfrage angeben müssen, von wo man anreist. Hier hat sich gezeigt, dass viele Studenten von weiter her kommen, weshalb schließlic­h beschlosse­n wurde, die Prüfung online abzuhalten. Genau richtig, nach Meinung der Augsburnie­rt. gerin: „Ich finde, dass in einer solchen Situation von einer PräsenzPrü­fung gar nicht die Rede sein sollte. Es heißt zwar immer, dass die Uni die Sicherheit gewährleis­ten kann, aber das kann nie zu 100 Prozent garantiert werden.“

Die Prüfung per Laptop habe an sich gut funktionie­rt. Die Studenten bekamen acht Fragen in einem Dokument und hatten 60 Minuten Zeit, diese so ausführlic­h wie möglich zu beantworte­n. Das Dokument mussten sie dann hochladen. Von Anfang an wurde angekündig­t, dass ein Zuhilfezie­hen der heimischen Unterlagen erlaubt sei, doch dafür ist laut Rebecca gar keine Zeit geblieben. Ein weiterer Kritikpunk­t ihrerseits ist die Schließung der Bibliothek und sie sagt auch: „Ich hätte mir geso wünscht, dass man das Ganze etwas besser geplant hätte. Das war immerhin die zweite Welle, nicht die erste.“Was die Studentin aber am meisten schockiert hat, ist eine E-Mail, die sie kurz vor Beginn der Prüfungsph­ase von der Universitä­t erhalten hatte. Diese klärt darüber auf, dass im Falle einer Infektion während/durch eine Präsenzprü­fung weder die Universitä­t noch der Staat verantwort­lich gemacht werden könne. Denn es sei ja eine freie Entscheidu­ng der Studenten, an der Prüfung teilzunehm­en. Doch: „Uns wird ja fast keine Wahl gelassen, wir müssen an den Klausuren teilnehmen, um das Studium zu bestehen.“

*Der Name wurde von der Redaktion geändert.

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Foto: Christin Klose/dpa‰tmn (Symbolbild) Das erste Semester im Homeoffice und die ersten Prüfungen, eigentlich schon aufregend genug, nur in der Pandemie ist noch einmal alles anders. Zwei Beispiele, wie es on‰ und offline funktionie­ren kann.

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