Junge Menschen und Politik: Das passt schon
Jugendlichen wird wenig Interesse an Politik nachgesagt. Warum drei Frauen in der Region politisch aktiv sind
Friedberg Finja Kober ist seit 2019 im Friedberger Jugendrat und seit 2020 in der Friedberger SPD. Die Schülerin interessiert sich nämlich für Politik und ist damit schon etwas Besonderes unter Gleichaltrigen. Sie besucht die 11. Klasse der FOS in Friedberg, ist im Gesundheitszweig. Sie finde es spannend, im Stadtrat zu beobachten, wie die Diskutierenden versuchen, ihre Meinungen auf einen Nenner zu bringen, meint die Schülerin.
Außerdem würden sie die dort getroffenen Entscheidungen direkt betreffen, sagt sie. Zum Beispiel die Diskussion um den Volksfestplatz oder die Umgestaltung der Bahnhofstraße. Sie schreibt für die Rote Feder, wo der Ortsverband über seine Aktionen berichtet. Sie sei in die Partei eingetreten, weil ihr Ungerechtigkeit nicht gefalle, heißt es in einer Pressemitteilung. Und Gerechtigkeit sei ja einer der Grundwerte der SPD.
Bis sie mit 18 zum ersten Mal für die Wahlen angeschrieben werden, hätten Jugendliche vermeintlich keine direkten Berührungspunkte mit der Politik, sagt Kober. Sie benutzten außerdem auch andere Medien, die bei der Politik noch nicht angekommen sind, zum Beispiel Instagram. In der Schule müsse mehr über Politik gesprochen werden, meint die 17-Jährige. So könne man besser verstehen, wie Entscheidungen getroffen werden. Außerdem findet sie, dass die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre wieder diskutiert werden sollte. Das diene dazu, die Jugendlichen zu aktivieren und sich für ihre Zukunft einzusetzen. „Außerdem muss Raum geschaffen werden, in dem die junge Generation ihre Wünsche und Ansichten äußern kann und ernst genommen wird.“Kober selbst hat keine persönlichen Ambitionen, für sie geht es um „die Sache“.
Eigentlich sei sie zur Politik gekommen, als ihr Vater im letzten Jahr für die Kommunalwahl kandidiert hat, erzählt Lena Eichner. Sie ist Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen und ist damals zu den Veranstaltungen ihres Vaters mitgegangen. Davor habe sie sich aber auch für das politische Geschehen interessiert, sagt die Schülerin des Maria-WardGymnasiums. Seit Februar 2020 ist sie jetzt mit von der Partie, und auch ihr gefällt, dass sie sich so am Geschehen
beteiligen und eigene Ideen einbringen kann. Sie habe in ihrem Ortsverband zum Beispiel mal die Rolle der Protokollführerin übernommen, sagt Eichner. Außerdem habe sie schon einen Kreis für die Bundestagswahlen gebildet, in dem sie sich gerne einbringen möchte berichtet sie. Ihre Idee ist, weil sie eben mit 17 Jahren die Jüngste aus dem Verband ist, sich den Bereich Social Media vorzunehmen.
„Eigentlich finde ich, dass unsere Jugendlichen sehr interessiert sind“, sagt die 17-Jährige. Sie überlegt, dass viele vielleicht nicht wissen, dass man auch schon unter 18 Jahren in eine Partei eintreten kann. Eventuell würde mehr Interesse aufkommen, wenn man schon früher wählen könnte und sich dementsprechend früher mit Politik beschäftigt.
Die Parteien müssten vielleicht auch noch aktiver auf Social Media sein meint die Gymnasiastin. Ihren Online-Frühjahrsempfang konnte man auf Youtube sehen, und obwohl sie nur ein relativ kleiner Kreisverband seien, hätten sie rund 100 Zuschauer gehabt. Die Präsenz sei wichtig, betont die Todtenweiserin. Wenn es wieder möglich ist, findet sie auch besonders wichtig, mit Gleichaltrigen auf Augenhöhe zu sprechen. Sie kann sich auch durchaus vorstellen, später in der Politik zu arbeiten, vielleicht im Kreistag oder einem anderen (höheren) Gremium. „Das würde mir, glaube ich, sehr gut gefallen.“
Franziska Trinkl von der Jungen Union sagt dagegen lachend, dass sie keine weiteren Karriere-Ambitionen in der Politik habe. Sie studiert derzeit Physik an der Universität in Augsburg. Sie ist seit 2015 in der JU und ist auch in die CSU eingetreten. In die politische Arbeit sei sie durch Freunde und Familie gekommen, beschreibt die 22-Jährige. Sie sagt, hier in den Ortsverbänden würde man sich mit kommunaler Politik beschäftigen, die einen direkt betrifft, und das ist einer der Gründe, warum sie sich für die Politik interessiert. „Eigentlich die Diskussion mit den anderen“, lächelt sie, was ihr besonders gut an der Arbeit gefällt. Da seien so viele unterschiedliche Menschen, die unterschiedliche Berufe haben und die dann miteinander diskutieren. Da entstünden auch Freundschaften draus, sagt sie.
Trinkl ist selbst Schriftführerin und muss dabei „alle anstupfen, dass sie zum Punkt kommen“. Dieses
Wochenende sind außerdem bei ihnen Wahlen, dabei wird Trinkl als Vorstandsmitglied antreten. Dem Klischee, dass Jugendliche sich nicht für Politik interessieren, widerspricht sie. Ihre Organisation habe zum Beispiel in den letzten Jahren deutlich an Mitgliedern gewonnen. Ihr Verband biete auch an, dass Mandatsträger zu ihnen kommen und mit den Menschen sprechen. Die Ottmaringerin findet toll, dass sich junge Menschen für kommunale Politik interessieren. „Vor allem ist wichtig, dass man sich streiten kann“, sagt die Studentin. In einer solchen Organisation müsse man diskutieren können und in der Lage sein, seine Argumente zu überdenken. Und danach müsse man sich auch wieder zu einem Getränk treffen können.