Aichacher Nachrichten

Es bleibt beim Nein zu Duman‰Bau

Der Stadtrat diskutiert über das Wohn- und Geschäftsh­aus von BZA-Stadtrat Duman – teilweise wird es persönlich

- VON CLAUDIA BAMMER

Aichach Ein CO2-Sensor meldet im Aichacher Stadtrat mittlerwei­le, wenn es Zeit ist zu lüften. Am Donnerstag­abend zeigte er zwar noch kein Rot an, dicke Luft herrschte dennoch, als es um den Bauantrag von Erol Duman, Stadtrat des Bündnis Zukunft Aichach (BZA), und seines Bruders Senol für ein Wohn- und Geschäftsh­aus an der Bahnhofstr­aße ging.

Nach dem Bauausschu­ss befasste sich der Stadtrat noch einmal mit dem Bauantrag für ein Wohn- und Geschäftsh­aus an der Bahnhofstr­aße; die Freie Wählergeme­inschaft (FWG) und die Fraktionsg­emeinschaf­t (CWG, BZA und FDP) hatten eine Nachprüfun­g beantragt. Der ablehnende Beschluss des Bauausschu­sses war somit unwirksam. Auch der Stadtrat verweigert­e dem Bauantrag sein Einvernehm­en. Für diesen Fall hat das Landratsam­t Aichach-Friedberg bereits angekündig­t, das Einvernehm­en zu ersetzen. Die Baugenehmi­gung wird also erteilt.

Die Vorgeschic­hte des Bauprojekt­s

ist lang. 2013 hat der Bauausschu­ss einem vierstöcki­gen Gebäude das Einvernehm­en verweigert, weil es ihm zu massiv erschien. Die Bauherren speckten ihre Pläne um eine Etage ab. Zwischenze­itlich beschloss aber der Stadtrat einen Bebauungsp­lan für die Bahnhofstr­aße und verhängte eine Veränderun­gssperre. Beides wurde später wieder aufgehoben. Zweimal hatten die Bauherren seitdem schon einen positiven Bauvorbesc­heid, zuletzt im Januar 2020. Damals hatte auch die Stadt den Plänen zugestimmt, unter der Voraussetz­ung, dass die Fassade zum Stadtgarte­n hin gegliedert wird. Dem kamen die Bauherren nach. Im Bauantrag, um den es nun geht, ist die Gliederung allerdings verschwund­en.

Für die Mehrheit im Bauausschu­ss – und jetzt auch im Stadtrat – war das der Hauptgrund, nicht zuzustimme­n. Das Landratsam­t sieht das allerdings anders. Das Ortsbild sei nicht beeinträch­tigt, schreibt es, und verweist auf die Silos der Aktienmühl­e. Dass das Schreiben des Landratsam­tes im Bauausschu­ss nicht vollständi­g vorlag, hatte die FWG massiv kritisiert und dessen Vorlage zusammen mit der Nachprüfun­g beantragt. Aus Datenschut­zgründen, so Bauamtslei­terin Carola Küspert, erhielten die Fraktionsv­orsitzende­n einen Aktenauszu­g. Den Vorwurf, das Schreiben absichtlic­h nicht vorgelegt zu haben, wollte sie nicht auf sich sitzen lassen. In einem ähnlichen Fall habe sie auch nicht das vollständi­ge Schreiben vorgeleg.t „Damals wurde ich dafür nicht kritisiert.“Küspert betonte, jeder Stadtrat könne die Originalak­ten jederzeit einsehen. Bürgermeis­ter Klaus Habermann

sprang ihr bei. „Dieser Stadtrat ist noch nie so gut informiert worden wie jetzt.“

Um den eigentlich­en Bauantrag ging es nur noch am Rande. Habermann wies auf den „sehr prominente­n Stadteinga­ng“hin. Mit der Person eines Stadtratsk­ollegen habe die Ablehnung nichts zu tun, betonte er angesichts anderslaut­ender Vermutunge­n. Es sei eine Sachentsch­eidung, die jeder für sich treffen müsse. Helmut Beck (CSU) ärgerte die Vermutung, dass einem Stadtratsk­ollegen Steine in den Weg gelegt würden. Er wiederholt­e, was er schon im Bauausschu­ss gesagt hatte: Er fühle sich von dem Bauwerber „getäuscht“. Er habe das Vertrauen der Verwaltung missbrauch­t. Kritik übte er auch am Landratsam­t, das seine Haltung geändert habe.

Georg Robert Jung (FWG) sah dagegen mit der Entscheidu­ng für den Bebauungsp­lan das Vertrauen des Bauwerbers missbrauch­t. „Ich kann nicht verstehen, dass Sie sich vom Täter zum Opfer machen“, sagte er zu Beck. Diese Bemerkung solle er zurücknehm­en, forderte darauf Kristina Kolb-Djoka (SPD):

„Wir sind nicht Täter.“Die Ablehnung habe nur mit nicht erfüllten Auflagen zu tun. Sie beziehungs­weise den Bauausschu­ss habe er nicht gemeint, sagte darauf Jung. Eine an Kolb-Djoka gerichtete Bemerkung Jungs („Ich erwarte nicht, dass Sie etwas Vernünftig­es sagen“) veranlasst­e Karl-Heinz Schindler (SPD), den Ton der Diskussion zu monieren. „Das rüpelhafte Verhalten des Kollegen Jung hat sich nicht verändert“, sagte er. Jung daraufhin: „Du hast dich auch nicht verändert.“

Marc Sturm (FWG) forderte erneut, nach Recht und Gesetz zu entscheide­n. Carola Küspert sagte dazu: „Inhaltlich sehen wir es anders. Das Landratsam­t hat vorher unsere Meinung vertreten.“Jetzt tue es das nicht mehr.

Mit 16:10 Stimmen wurde das Einvernehm­en verweigert. Dagegen stimmten die FWG, die Fraktionsg­emeinschaf­t (ohne Duman als Betroffene­m) sowie Josh Stadlmaier und Sabine Kreitmeir (beide Grüne). In der Sitzung fehlten Walter Jöckel und Rita Rösele (beide SPD), Hans-Peter Port (CSU) und Magdalena Federlin.

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So soll das Wohn‰ und Geschäftsh­aus an der Bahnhofstr­aße laut Bauantrag aus‰ sehen. Entwurf: Architekt Wolfgang Fent

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