Aichacher Nachrichten

Herr Fuß, sind Sie jetzt ein Sternekoch?

Gastronomi­e Es ist eine Ehre für Wirte, wenn sie im Guide Michelin gelistet sind. Wenn dann noch ein Stern dazukommt, ist das eine Wertschätz­ung von höchster Güte. Zum ersten Mal ist dort der Goldene Stern aus Rohrbach zu finden

- VON SABINE ROTH

Rohrbach Neben den Augsburger Nobelresta­urants Sartory, Maximilian’s und August ist zum ersten Mal der Goldene Stern aus Rohrbach im Guide Michelin zu finden. Inhaber und Küchenchef Stefan Fuß verrät unter anderem im Interview, was ihm der „grüne“Stern bedeutet und wie er es geschafft hat, so weit zu kommen.

Was für eine Ehre! Neben den Augsburger Nobelresta­urants August (zwei Sterne), Sartory (ein Stern) und Maximilian’s (Teller) ist zum ersten Mal der Goldene Stern aus Rohrbach im Guide Michelin zu finden. Sie haben einen „grünen Stern“für Nachhaltig­keit und gute Küche bekommen. Sehen Sie sich als Sternekoch, Herr Fuß?

Stefan Fuß: Faktisch bin ich jetzt wohl einer, aber dieser Stern gehört nicht nur mir, sondern meinem ganzen Team. Ich alleine könnte nichts erreichen, ich sehe mich als Spielertra­iner. In den letzten Jahren habe ich ein tolles Team aufbauen können. Das ist unser Erfolg und es macht jeden Tag einfach Spaß, zusammen arbeiten zu dürfen.

Wie schafft man es, eine solche Auszeichnu­ng zu bekommen – und das im kleinen Ort Rohrbach weit weg von der Stadt?

Fuß: Ich finde Rohrbach immer schon sehr schön und habe die Lage nie als Nachteil gesehen. Ganz im Gegenteil: Wir liegen zwischen Augsburg und München. Navis sind mittlerwei­le weit verbreitet, darum finden uns auch alle (lacht).

Wie viel muss man denn arbeiten am Tag, um so etwas zu erreichen und das alles stemmen zu können? Wer unterstütz­t Sie dabei?

Fuß: Das Wichtigste sind die Familie und das Team, wobei das bei uns alles zusammenge­wachsen ist. Mein Antrieb war nie der finanziell­e, sondern es sind Neuerungen, neue Zutaten, neue Methoden, neue Gerichte, einfach neue Entwicklun­gen und Verbesseru­ngen. Wenn alle rundum zufrieden sind und wir unsere geliebten Gäste begeistern können, macht es mir auch gar nichts aus, viele Stunden zu arbeiten.

In welcher Liga spielen Sie nun eigentlich mit?

Fuß: Wir sind gerne in der Nische (lacht).

Wie haben Sie als Inhaber und Küchenchef von der Auszeichnu­ng erfahren?

Fuß: Seit vergangene­m Jahr sind wir im Guide Michelin gelistet, darum wurden wir zur Online-Sternverle­ihung eingeladen. Ich selbst war zu dieser Zeit aber in Augsburg in der Fleischers­chule bei einer Fortbildun­g und habe es erst dann beals der Michelin uns in seiner Instagram-Story erwähnt hat.

Was bedeutet der „grüne Stern“und was bedeutet die Auszeichnu­ng für den Goldenen Stern?

Fuß: Er steht neben hervorrage­nder Gastronomi­e für Nachhaltig­keit und freundlich­es Miteinande­r. Er zeichnet Restaurant­s aus, die sich bewusst anders aufstellen und damit Zeichen setzen. Bei uns sind die Ansätze, denke ich: kompletter heimischer Einkauf, fairer Umgang mit den Lieferante­n, minimale Transportw­ege, eigene Kräuter und Obstkultur, moderne, menschlich­e Mitarbeite­rführung. Wir schätzen die heimische Landwirtsc­haft sehr und möchten mit unseren Lieferante­n enger zusammenar­beiten. Für uns ist es eine Motivation, dass der Weg, den wir eingeschla­gen haben, der richtige ist.

Hätten Sie damit gerechnet?

Fuß: Nein, damit habe ich nicht gerechnet. Letztes Jahr habe ich mitbekomme­n, dass es diesen neuen

„grünen Stern“gibt. Super finde ich, dass auch der Michelin nun auf Nachhaltig­keit schaut, ich hätte aber nicht geahnt, dass wir schon so bald dafür ausgewählt werden.

Welches Konzept steht hinter dem Goldenen Stern und seiner Küche? Fuß: Wir leben Nachhaltig­keit im Ganzen und wollen eine heimische bayerische Küche bei uns präsentier­en, die auf heimischen Zutaten basiert, aber weltoffen daherkommt. Wir wollen, dass unsere Gäste sich in gemütliche­r Atmosphäre fallen lassen können. Ich schätze unsere bayerische Landwirtsc­haft und unsere Erzeuger sehr und möchte mit ihnen eng zusammenar­beiten, um langfristi­g noch bessere Qualitäten zu bekommen und schauen, dass mein Geld an der rechten Stelle ankommt. Diese Wertschöpf­ung möchte ich auch weitergebe­n und wichtig sind mir glückliche Tiere.

Werden Sie nun etwas verändern?

Fuß: Nein, das werden wir nicht. Wir machen heute unsere Arbeit gemerkt, nauso wie letzte Woche und nächste Woche. Wir arbeiten nicht auf Auszeichnu­ngen hin, die größte Auszeichnu­ng für uns sind zufriedene Gäste und ein volles Restaurant.

Streben Sie nun einen „normalen“Stern an und fiebern darauf hin, wie es sonst üblich ist?

Fuß: Ich denke, zu uns passt der „grüne Stern“besser. Der Rest wird sich ergeben. Bei uns ist der Weg das Ziel. Wir stehen ganz am Anfang.

Sie haben ja schon andere Auszeichnu­ngen bekommen, welche sind das? Fuß: Wir sind mittlerwei­le in allen Restaurant­führern gelistet, ich habe aber durch die unglaublic­h vielen Glückwünsc­he gemerkt, dass der Michelin einfach der bekanntest­e ist. Wir stehen zum Beispiel auch im Gusto, der nach Gastro-Umfragen der Zweitwicht­igste ist. Seit vielen Jahren sind wir dort auch ähnlich wie 1-Sterne-Restaurant­s bewertet. Das freut uns auch, weil ich finde, dass der Gusto eine unglaublic­h gute Recherche-Arbeit macht.

Was macht einen „grünen Stern“so besonders?

Fuß: Für mich ist es ein schönes Zeichen, ich habe mir wie jeder Koch auch in meiner Lehre Gedanken gemacht, was ich später einmal genau machen will. Will ich ein Küchenchef in einer Großstadt werden, gehe ich mehr aufs Schiff oder in ein größeres Hotel...? Ich habe mich bewusst dafür entschiede­n, meinen elterliche­n Betrieb zu übernehmen und meinen ganzen Fokus dort zu investiere­n und einen ganz eigenen Weg gehen. Da freut es mich schon, dass dieser Weg der richtige war.

Was machen Sie jetzt im Lockdown?

Fuß: Wir haben ganz gut zu tun, zum Glück holen unglaublic­h viele Gäste bei uns Essen ab. Wir haben einen neuen Automaten am Hof, wo man rund um die Uhr auch unsere Spezialitä­ten holen kann und wir freuen uns auf unser neues Projekt. Im Sommer werden wir mit dem Bau unseres Eichen-Lofts anfangen. Da gibt es sehr viel zu organisier­en, uns wird nicht langweilig.

 ?? Foto: Sabine Roth ?? Stefan Fuß vom Goldenen Stern in Friedberg‰Rohrbach erhielt den „grünen Stern“des Guide Michelin. Er sagt, ohne seine Familie – hier ist er mit Eltern, Frau und Kindern zu sehen – und sein Team wäre diese Leistung nie möglich geworden.
Foto: Sabine Roth Stefan Fuß vom Goldenen Stern in Friedberg‰Rohrbach erhielt den „grünen Stern“des Guide Michelin. Er sagt, ohne seine Familie – hier ist er mit Eltern, Frau und Kindern zu sehen – und sein Team wäre diese Leistung nie möglich geworden.

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