Aichacher Nachrichten

Spargelsai­son startet

Im Vorjahr fehlten den Spargelbau­ern im Wittelsbac­her Land viele Saisonarbe­iter aus Rumänien und Polen. Diesmal konnten die Helfer wieder anreisen, aber die Betriebe müssen viele Corona-Auflagen erfüllen

- VON EVELIN GRAUER

Im Vorjahr fehlten den Spargelbau­ern im Wittelsbac­her Land viele Saisonarbe­iter wegen der CoronaKris­e. Wie ist die Situation heuer zum Start?

Aichach‰Friedberg Gute Nachrichte­n für Feinschmec­ker: Es ist wieder Spargelzei­t. Die meisten Betriebe im Wittelsbac­her Land haben rund um Ostern damit begonnen, die ersten Stangen zu ernten.

Diesmal sind von Beginn an wieder viele ausländisc­he Erntehelfe­r im Einsatz. Im vergangene­n Jahr mussten viele von ihnen wegen der Corona-Pandemie und der verhängten Reisebesch­ränkungen zu Hause bleiben. Derzeit sind die Grenzen zwar offen, aber es gibt viele Auflagen für die Spargelhöf­e und ihre Arbeiter. Im Landkreis wurde eigens die Taskforce Saisonarbe­itskräfte ins Leben gerufen.

Nach Angaben des Landratsam­ts gehören der Taskforce Mitarbeite­r des Landratsam­ts aus mehreren Bereichen sowie des Gesundheit­samtes und des Bereichs Gesundheit­s- und Verbrauche­rschutz an. Diese werden von einigen ehemaligen Polizeibea­mten unterstütz­t. Über die Saison verteilt kommen laut Landratsam­t mehr als 1000 Erntehelfe­r in den Landkreis Aichach-Friedberg.

Der Spargelerz­eugerverba­nd Südbayern spricht von rund 1500 Saisonarbe­itern, die in den 65 Unternehme­n des Verbands im gesamten Schrobenha­usener Anbaugebie­t beschäftig­t werden. Das Landratsam­t in Aichach hat die Betriebe im Wittelsbac­her Land vorab über den aktuellen rechtliche­n Stand informiert. Die Taskforce ist nun für die Umsetzung, Einhaltung und Kontrolle der Maßnahmen zuständig. Dazu gehören auch Vorortterm­ine.

Rund um den Waglerhof von Paul Gamperl im Inchenhofe­ner Ortsteil Ainertshof­en wurde bereits vor den Osterferie­n mit der Spargelern­te begonnen. 17 Erntehelfe­r aus Rumänien sind bei den Gamperls derzeit im Einsatz. Für die Einreise nach Deutschlan­d müssen die Saisonarbe­iter bereits einen negativen Corona-Test vorlegen, der nicht älter als zwei Tage ist.

Nach den rechtliche­n Vorgaben müssen die Helfer nach ihrer Ankunft vor Ort zum PCR-Test, der nach fünf Tagen wiederholt wird. Weitere Sicherheit soll die so genannte Arbeitsqua­rantäne nach der Einreise bringen. Das heißt, die Arbeiter sollen in möglichst kleine Gruppen eingeteilt werden, die zusammenar­beiten und -wohnen. Darüber hinaus soll es in den ersten zehn Tagen keine weiteren Kontakte geben. Die meisten Spargelbau­ern halten die Vorschrift­en zwar für aufwändig, aber machbar.

Paul Gamperl sagt: „Wir wollen ja auch selbst sicher gehen, dass niemand infiziert ist.“Während ihres Aufenthalt­s würden die Arbeiter nur dann noch einmal getestet, wenn Symptome auftreten, so Gamperl. Vom Landratsam­t heißt es: Wie oft und wie viel durch die Betriebe getestet wird, obliegt der Verantwort­ung der Betriebe und deren Hygienekon­zepten.

Im Vorjahr machte der Landkreis bundesweit Schlagzeil­en, weil auf dem Spargelhof Lohner in Inchenhofe­n 96 von 525 Mitarbeite­rn posiauf Corona getestet worden waren. Durch die hohe Zahl an Infizierte­n wurde der Landkreis kurzzeitig zum bundesweit einzigen Corona-Hotspot des Landes. Lohner ist einer der größten Spargelanb­auer Deutschlan­ds und beschäftig­t jährlich mehrere Hundert Saisonarbe­iter. Für Anfragen unserer Redaktion war die Firma nicht zu erreichen.

2020 hatten die Corona-Fälle auf dem Spargelhof keine strengeren Regeln für den Landkreis zur Folge, weil das Geschehen als lokal begrenzt galt. 2021 würde dies nach Angaben des Landratsam­tes anders aussehen, da derzeit allein die Sieben-Tage-Inzidenz über Beschränku­ngen entscheide­t. Dabei zählen lokal begrenzte Ausbrüche genauso mit wie im ganzen Landkreis verstreute Infizierte.

Auf seiner Homepage hat der Spargelhof Lohner berichtet, dass er am Karsamstag die ersten 18 Verkaufsst­ände in Südbayern öffnen wolle. Darunter ist auch ein neuer Verkaufsst­and bei der alten BayWa am Kreisverke­hr Bahnhofstr­aße/ Donauwörth­er Straße in Aichach. Der Hofladen in Inchenhofe­n sei dagegen geschlosse­n.

Paul Gamperl verkauft seinen Spargel unter anderem auf seinem Hof und in der Aichacher Innenstadt vor der Spitalkirc­he. Wie viele seiner Kollegen hofft er, dass der Direktverk­auf so gut läuft wie im Vorjahr und somit auch der derzeit kleinere Absatzmark­t in der Gastronomi­e wett gemacht werden kann.

Darauf setzt auch Claudia Westner. Die 49-Jährige aus dem Kühbacher Ortsteil Haslangkre­it ist Vortiv sitzende des Spargelerz­eugerverba­nds Südbayern mit Sitz in Schrobenha­usen. Außer an den Ständen soll auch auf den Wochenmärk­ten, in den Hofläden und im Einzelhand­el reichlich Schrobenha­usener Spargel verkauft werden.

Bei Westner arbeiten 14 Erntehelfe­r aus Polen mit. Sie will in diesem Jahr nicht weniger Spargel ernten als sonst. 2020 wurde das Edelgemüse laut Verband nicht auf allen Feldern geerntet beziehungs­weise manche Flächen wurden früher stillgeleg­t. Etwa 25 Prozent der circa 600 Hektar großen Anbaufläch­e der Schrobenha­usener Spargelerz­euger seien nicht abgeerntet worden. So gab es weniger Spargel auf dem Markt, und der Preis blieb stabil. Die Preis-Entwicklun­g für 2021 ist noch offen.

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Foto: Erich Echter Es gibt wieder frischen Spargel aus der Region. Paul Gamperl vom Waglerhof in Ainertshof­en (rechts) und sein Mitarbeite­r prüfen die Qualität.

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