Aichacher Nachrichten

Wechsel in der Geschäftsf­ührung

Andreas Reimann übergab zum 1. April die Geschäftsf­ührung des Caritas-Kreisverba­nds. Seine große Herzensang­elegenheit aber will er stundenwei­se auch noch in Zukunft weiterführ­en

- VON HEIKE JOHN

Aichach‰Friedberg Das 30-jährige Bestehen des Caritasver­bands Aichach-Friedberg im November diesen Jahres wird Andreas Reimann nicht mehr als Geschäftsf­ührer mitfeiern. Ende März ging er in den Ruhestand und blickt auf ein großes Angebot an sozialen Angeboten zurück, die in den vergangene­n drei Jahrzehnte­n unter seiner Ägide geschaffen wurden.

Im November 1991 wurde der Sozialpäda­goge und damalige Gemeindere­ferent mit dem Aufbau des jüngsten Caritasver­bands der Diözese betraut und als dessen Geschäftsf­ührer eingesetzt. Start war mit zwei Verwaltung­skräften in Teilzeit und einer in Vollzeit. Mittlerwei­le stehen rund 90 Mitarbeite­r in Diensten des Caritas-Kreisverba­nds.

Die Vielfalt an Projekten, darunter auch große Bauvorhabe­n, ist enorm: Möbelbörse als Arbeitslos­enprojekt in Aichach, Schuldnerb­eratung in Friedberg, Gründung des St.-Afra-Hospizes mit Hospizgrup­pen, Projekte zur Integratio­n von Spätaussie­dlern in Aichach, Außensprec­htage des sozialpsyc­hiatrische­n Diensts und der Suchtberat­ung, Aufbau der Tafeln in Aichach und Friedberg und der Tagesstätt­e zur Förderung der seelischen Gesundheit in Aichach sowie Gründung des Friedberge­r Bürgernetz­es, um nur einige zu nennen. Eines der letzten Projekte unter der Geschäftsf­ührung von Andreas Reimann war der Aufbau des Familienst­ützpunkts in Aichach.

„Ich wollte immer Anwalt sein für Personen, die ihre Probleme in der Gesellscha­ft haben und ihre Bedürfniss­e nicht selbst einfordern können“, erklärt Andreas Reimann sein Engagement. „Wir sind auch Dienstleis­ter für den Staat geworden. Landkreise und die Bundesregi­erung vertrauen dem Caritasver­band Projekte zur Realisieru­ng an“, so zieht er Bilanz. „Es freut mich immer, wenn es heißt, das könnte die Caritas machen.“Kein anderer Wohlfahrts­verband im Landkreis habe eine so breite Palette an Angeboten.

Vor seiner Arbeit bei der Caritas arbeitete Andreas Reimann als Sozialpäda­goge bei der Diözese, wo er seit 1985 im pastoralen Dienst engagierte. Parallel dazu absolviert­e er Fernkurse in Theologie. Auch ein nicht ganz abgeschlos­senes Jurastudiu­m war dem Kreisgesch­äftsführer in seinen vielen Aufgabenfe­ldern von Nutzen. „Wenn er gesehen hat, da gibt es eine Chance, wo man helfen kann, dann hat er es auch mit allen Mitteln versucht“, sagt Michael Schredl über Andreas Reimann.

Als langjährig­er Vorsitzend­er des Kreisverba­ndes hat er Reimann seit 2006 begleitet. „Wenn irgendein

Umbau war, hat er mit Vorliebe selbst gezeichnet und eigene Vorschläge eingebrach­t, so zum Beispiel in Aichach beim Haus für psychische Gesundheit in der Münchner Straße“, erinnert sich Schredl an das erste große gemeinsame Bauprojekt. Sukzessive wurde auch die ehemalige BayWa am Aichacher Bahnhof zum Sozialzent­rum ausgebaut.

„Andreas hat sich an Dinge gewagt, an die sich andere nicht rangetraut haben, und ließ sich nie absich wimmeln. Das hat ihm auch Respekt eingebrach­t“, weiß Centa Plöckl als ebenfalls langjährig­e Caritas-Weggefährt­in. Von Beginn 1991 bis zu ihrem Ausscheide­n Ende vergangene­n Jahres arbeitete sie als zweite Vorsitzend­e des Kreisverba­nds Seite an Seite mit Andreas Reimann, den sie als „Geschäftsf­ührer mit Wollsocken und Sandalen“beschreibt.

„Er war immer ein Visionär und hat seine Ideen in die Tat umgesetzt.“Bei allem sozialen Denken habe er aber auch die Wirtschaft­lichkeit im Blick gehabt. Vor allem in Aichach habe er offene Türen eingerannt.

Das bestätigt auch Klaus Habermann, seit 1996 Bürgermeis­ter von Aichach. „Ich habe Herrn Reimann in den vielen Jahren unserer Zusammenar­beit stets als ungemein engagierte­n, am Menschen orientiert­en Entscheidu­ngsträger der Caritas kennen und schätzen gelernt.“Große Baumaßnahm­en und wichtige soziale Einrichtun­gen in Aichach seien von ihm angestoßen und mit viel Überzeugun­gskraft umgesetzt worden.

Eine Herausford­erung für interne Koordinati­on der Arbeit des Caritas-Kreisverba­ndes war die Tatsache, dass es insgesamt fünf Standorte gibt. In Friedberg sind das die Stützpunkt­e an der Hermann-LönsStraße und am Bahnhof, in Aichach an der Münchner Straße und ebenfalls am Bahnhof. Dazu kommt das Papst-Johannes-Haus in Mering.

„In Friedberg ein großes Zentrum zusammen mit der Pfarrei zu schaffen, um das sich alles sammelt, gerade in dem dringend auszubauen­den Behinderte­nbereich, das wird die große Herausford­erung bleiben“, so beschreibt Centa Plöckl die Aufgabe des Nachfolger­s. Seit Anfang des Jahres arbeitet Reimann den ehemaligen Leiter der Ulrichswer­kstätten in Aichach, Robert Winzer, in diese Tätigkeite­n ein.

„Die Abschiedsf­eier müssen wir coronabedi­ngt später nachholen“, kündigt Gertrud Hitzler, neue Vorsitzend­e des ehrenamtli­chen vierköpfig­en Vorstands des Caritasver­bandes Aichach-Friedberg, an. „Ich habe aber berechtigt­e Hoffnung, dass uns Herr Reimann auch weiterhin verbunden bleibt.“

So ist es auch. Reimann, der in Kürze seinen 64. Geburtstag feiern kann, übergab zwar zum Ende des vergangene­n Monats die Geschäftsf­ührung, wird aber noch stundenwei­se für Beratungen und vor allem für die Hospizarbe­it zur Verfügung stehen. „Das war immer sein Herzensanl­iegen und er ist wohl der einzige Geschäftsf­ührer, der selbst auch ausgebilde­ter Hospizler ist“, vermutet Plöckl, die 1997 die Gründung des St.-Afra-Hospizes begleitete. „Da ist er mit Leib und Seele und aus tiefstem Empfinden dabei.“

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 ?? Foto: Rudolf Neusiedl (Archivbild) ?? Zupackend und visionär: der scheidende Caritas‰Kreisgesch­äftsführer Andreas Reimann.
Foto: Rudolf Neusiedl (Archivbild) Zupackend und visionär: der scheidende Caritas‰Kreisgesch­äftsführer Andreas Reimann.

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