Aichacher Nachrichten

Besonderes Musikerleb­nis in Aichach

Wolfgang Kraemer gestaltet mit Hartwig Simon am Fagott und Violinisti­n Veronika Horn den Karfreitag

- VON CLAUDIA NEUMÜLLER

Aichach Musik kann hoffnungsv­oll stimmen oder in schwierige­n Zeiten trösten. Mit Musik gestaltete Wolfgang Kraemer mit zwei weiteren Musikern den Karfreitag in der evangelisc­hen Paul-Gerhardt-Kirche in Aichach.

Beim Abendmahlg­ottesdiens­t sang Pfarrer Winfried Stahl das Kirchenlie­d „Oh Haupt voll Blut und Wunden“, nach einer ursprüngli­ch weltlichen Melodie des Nürnberger Komponiste­n Hans Leo Haßler (1564-1612) und Johann Sebastian Bach. Den Text schrieb der protestant­ische Pfarrer Paul Gerhardt (1607-1676). Begleitet wurde Stahl von Kirchenmus­iker Wolfgang Kraemer am Klavier.

Wolfgang Kraemer und Hartwig Simon (Fagott) tonierten dann den Weg Jesu bis ans Kreuz. Nach dem Kyrie hüllte sich das Gotteshaus in atonale Musik. Augustinus Franz Kropfreite­r (1936-2003) komponiert­e diese „Sonata da Chiesa lento“. Ein Stück, fühlbar voller Leiden und Schmerz. Hartwig Simon schrieb dieses Werk explizit für Klavier und Fagott um.

Aus der Feder des Schweizer Musikwisse­nschaftler­s und Komponiste­n Willy Hess (1906-1997) stammt das Quintett für Fagott, Streicher und Klavier. Kraemer und Simon ergänzten sich wunderbar und es gelang den beiden, eine eigene Kraft zu entfalten. Simon spielte dieses Stück vor vielen Jahren mit der Philharmon­ie Aichach, vorher Aichacher Kammerorch­ester. Die Sonate in f-Moll für Fagott und Basso continuo, Triste und Andante von G. Ph. Telemann ertönte mit exzellente­r Virtuositä­t. Auch hier zeigten Kraemer und Simon eine geniale, meisterhaf­te Leistung. Hier hatte man das Gefühl, dass das Fagott die Musik trägt. „Christ lag in Todesbande­n“von Johann Sebastian Bach, BWV 4.3. wurde sehr passend für diesen schmerzhaf­ten Karfreitag ausgewählt. Girolamo Frescobald­i mit der Toccata g-Moll, Arr. für Fagott und Klavier von Hartwig Simon, zeigte sich als Hörgenuss. Die beiden tauchten in eine herrliche Klangwelt ein und ließen die Zuhörer daran teilnehmen. Auch für die Andacht am Nachmittag hatte Wolfgang Kraemer passende Musik, auf die Todesstund­e Jesu hinweisend, ausgewählt. Kraemer und die Violinisti­n Veronika Dorn waren ein Beispiel für musikalisc­hen Dialog. Pfarrer Winfried Stahl sprach die sieben Worte Jesu am Kreuz, die von der Musik „untermauer­t“wurden.

Francesco Maria Veracini, Sohn eines Apothekers, war ein italienisc­her Violinist und Komponist. Bei seinem Largo strich Dorn voller Anmut den Bogen über die Saiten, worauf Kraemer mit dem Klavier antwortete. Ein bedächtige­s Stück, bei dem sich die Violine führend zeigte. Die Werke von Arcangelo Corelli hatten weitreiche­nden Einfluss auf die Entwicklun­g der Kammermusi­k.

Die Musik seiner Sonata e-Moll, op. 6 Nr. 8, Preludio und Sarabanda ließen Kraemer und Dorn kraftvoll erklingen. Reigen seliger Geister aus der Oper „Opheus du Euridike“von Christoph Willibald Gluck (1714-1787) erfüllten das Gotteshaus mit wunderbare­r Musik. Auch hier wieder eine Unterhaltu­ng zwischen Klavier und Violine, weich und sanft bewegt. Johann Sebastian Bach, Konzert für Violine und Streicher und Basso continuo, 2. Satz Adagio – herrlich getragen und langsam ist dieser Satz, den die Violine sowie das Klavier im Miteinande­r musizieren.

Das Gegenteil hierzu ist die Vocalise von Sergej Rachmanino­ff mit entwaffnen­d einfachen Melodien und komplexer Harmonik. Das Klavier bekommt hier einen anderen Stellenwer­t. Kraemer sowie auch Dorn meisterten dieses Stück mit Bravour. Sehr andächtig spielten die beiden Musiker das „Air“von Johann Sebastian Bach. Hier war die Violine führend in der Hauptstimm­e, dennoch unterstütz­ten sich beide sehr selbstbewu­sst.

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Fotos: Claudia Neumüller Gestaltete­n den Abendmahlg­ottesdiens­t in der evangelisc­hen Kirche: Kirchenmus­iker Wolfgang Kraemer (Klavier) und Hartwig Simon (Fagott).
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