Zu einer „Witzfigur“degradiert
Sofa-Gate: Welle der Kritik an Ratspräsident
Brüssel Mittags um zwölf Uhr kommen die Brüsseler Korrespondenten zusammen, um sich von den Sprechern der EU-Kommission auf den neuesten Stand der Dinge bringen zu lassen. Monatelang gab es nur ein Thema: Corona. Doch seit Mittwoch muss selbst das zurückstehen: „SofaGate“oder „Die Geschichte eines fehlenden Stuhles“haben alles andere in den Hintergrund gedrängt – mit gehörigen Verwicklungen.
Als sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel in Ankara mit Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan zum Gespräch über eine Neuauflage der europäisch-türkischen Beziehungen trafen, stand neben dem Sessel des türkischen Staatsoberhaupts nur noch ein weiterer – und auf den steuerte Michel zielstrebig zu. Von der Leyen, protokollarisch Michel gleichgestellt, musste auf einem Sofa mit gehörigem Abstand zu den Herren Platz nehmen. Michel brauchte bis Mittwochabend, um sich zu Wort zu melden: Es sei „bedauerlich, dass die wenigen Bilder, die gesendet wurden, einen falschen Eindruck vermitteln: Ich sei nicht sensibel gewesen.“Von der Leyen und er hätten die Situation als „bedauerlich“empfunden, aber man habe die Situation „nicht durch eine öffentliche Äußerung verschlimmern“wollen.
Von der Leyen selbst schweigt zu dem „Vorfall“, wie es ihre Sprecher nennen. Dafür rollt die Debatte über die Brüskierung der ersten Frau an