Aichacher Nachrichten

Was guckst du? Jugendlich­e und „ihr“Instagram

Drei Mode, Nachrichte­n, Kochen, Influencer: Wem man in sozialen Medien folgt, sagt viel über einen aus. K!ar.Texter verraten, wie ihre Instagram-Timeline aussieht und warum sie sie schon beim Zähneputze­n nutzen

- VON ALEXANDRA SIEBER, MARC QUITTKAT, LEAH REHKLAU UND MARLENE VOLKMANN

Aichach‰Friedberg American Football, Kochen oder Work-outs: Hat erst mal wenig miteinande­r zu tun, auf Instagram kommt aber alles zusammen. Drei junge Leute beschreibe­n, wie die Instagram-Timeline aussieht, wenn sie die App öffnen. Denn jedem gefällt natürlich etwas anderes...

● Alexandra Sieber, 20 Jahre, stu‰ diert Vergleiche­nde Literaturw­issen‰ schaften: Die App Instagram begleitet mich fast den ganzen Tag. Schon morgens beim Zähneputze­n checke ich die neuesten Posts und Storys meiner Freunde. Bis vor einem Jahr wurden dort oft lustige Bilder von Partyabend­en hochgelade­n – mittlerwei­le sind das eher Fotos und Videos von Spaziergän­gen oder Wanderunge­n in den Bergen.

Neben meinen Freunden folge ich natürlich auch den typischen bekannten Influencer­n und Prominente­n. Oft geben sie Empfehlung­en ab, zeigen ihre neuesten Einkäufe und haben Rabatt-Codes. Mit den Influencer­n gehen auch die Fitness- und Sportseite­n einher. Dort hole ich mir Inspiratio­n für neue Übungen sowie die Motivation für ein weiteres Home-Work-out. Oftmals laden diese Accounts auch tägliche Challenges hoch: „Koche heute frisch und gesund“oder „Versuche heute mehr Obst und Gemüse zu essen“.

Damit ich den Challenges gerecht werden kann, habe ich einige Kochund Backseiten abonniert. Hier werden mehrmals täglich Rezepte zum Nachkochen hochgelade­n. Gerne probiere ich diese aus und häufig entdecke ich wirklich tolle und vor allem gesunde Ideen – manchmal gehen diese aber auch komplett schief.

Vor allem seit der Corona-Pandemie habe ich festgestel­lt, wie wichtig es ist, immer informiert zu sein. Deshalb folge ich auf Instagram Nachrichte­nportalen wie dem Spiegel und der Augsburger Allgemeine­n. Dort werden täglich allgemeine Informatio­nen und Schlagzeil­en zu den neuesten Geschehnis­sen hochgelade­n. Somit halte ich mich sehr häufig auf der App Instagram auf, lasse mich inspiriere­n, jedoch auch oft dazu verleiten, noch eine halbe Stunde länger vor dem Handy zu sitzen.

● Marc Quittkat, 18 Jahre, Schüler: Ein Sportteil, der nur American Football behandelt. Ein Politiktei­l, in dem nur Menschenre­chtsaktivi­sten ihre Plädoyers veröffentl­ichen. Ein Lokalteil über den Alltag meiner besten Freunde. Wie würde Ihre personalis­ierte Zeitung aussehen?

Alexandra Sieber zieht Motivation aus der App.

Obwohl es vielleicht überrascht: Ich bekomme schon täglich meinen individuel­len Newsletter. Auf Instagram entscheide ich, wem ich folge. Deswegen wird meine Startseite von American-Football-Spielern geprägt, die spektakulä­r den Ball fangen oder sich knallend gegenseiti­g

Football und gesellscha­ftliche Themen sieht Marc Quittkat.

angreifen. Direkt darunter zeigen Bilder der Organisati­onen Sea Watch und Ärzte ohne Grenzen sowie des EU-Politikers Erik Marquardt das Leid von geflüchtet­en Menschen durch die katastroph­alen Zustände in den Lagern an den EUAußengre­nzen. Im Kontrast dazu stehen die fröhlichen Bilder von Freunden, vom schönen Ausflug, posenreich­en Fotoshooti­ng oder auch von der letzten Mahlzeit. Nach einer halben Stunde auf Instagram hat eine Vielfalt an Eindrücken mein bisheriges Weltbild weiter verstärkt. Obwohl man die Möglichkei­t hat, Usern von jedem Teil der Welt zu folgen, liegt es in der Natur des Instagram-Algorithmu­s, eine Blase von Informatio­nen zu erzeugen, die die eigene Sicht auf Themen untermauer­n. Ich folge Seiten und Menschen, die mich interessie­ren, vielleicht sogar inspiriere­n. Klingt doch genau nach dem gewünschte­n, personalis­ierten Newsletter.

● Leah Rehklau, 20 Jahre, Studentin: Meine Instagram-Startseite könnte eigentlich vielfältig­er nicht sein. Von tiefgründi­gen Sprüchen über zusammenge­schnittene Szenen aus Serien bis zu Tiervideos und lustigem Content ist eigentlich alles mit dabei. Wenn ich mal meinen Instagram-Account nutze, beschäftig­e ich mich außerdem gern mit dem Thema Mode – dementspre­chend wird mir hier auch recht viel angezeigt, egal ob Frisuren oder Lookbooks.

Ich persönlich versuche mich – gerade in der aktuellen Zeit – mit positiven Dingen zu umgeben. Ich kenne einige Accounts auf Instagram, die für Body-Positivism­us stehen, die Tipps geben, wie man die psychische Gesundheit verbessern kann, oder einfach inspiriere­nde Zitate zeigen, die einen angenehmer­en, schöneren Lebensallt­ag generieren sollen.

Ich selbst schaue mir außerdem gern Kochvideos an. Quasi, um meine Freizeit, die ich auf Instagram verbringe, wenigstens sinnvoll zu nutzen. Und wenn mir langweilig ist und ich nichts Besseres zu tun habe, scrolle ich einfach durch. Und da erhalte ich dann wirklich die bunteste

Gesünder leben durch Instagram?

Wie gefährlich ist Social Media?

Mischung: Jodel-Nachrichte­n, lustige Tweets und Memes, Katzenund Hundevideo­s, Serien und Essen. Das Einzige, was mir nicht vorgeschla­gen wird, ist Sport. Aber darüber möchte ich mich wirklich nicht beklagen.

Viel Hass, Oberflächl­ichkeit: Das wird sozialen Netzwerken vorgeworfe­n. Dabei stellt sich aber die Frage, ob Instagram, Facebook oder Twitter nicht auch positive Seiten haben. Christina Bartl von der Dro‰ genhilfe Schwaben betont, es sei immer die Frage, warum Jugendlich­e Social Media nutzen. Der Reiz der Bestätigun­g, der dahinterst­eht, könne eine Sucht verursache­n. Das Belohnungs­system im Gehirn werde unter anderem durch die „Likes“angesproch­en – diesen Reiz möchte man dann immer wieder bedienen.

Soziale Netzwerke seien aber nicht nur negativ zu sehen: Es gebe auch positive Aspekte. Zum Beispiel können Nutzer trotz der Pandemie miteinande­r kommunizie­ren. „Ich denke, dass viele Menschen, die jetzt allein leben, davon profitiere­n“, sagt Bartl.

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Foto: Marlene Volkmann Online zu sein ist für junge Menschen ganz normal, dabei kann man aber bei Netzwerken wie Instagram selbst entscheide­n, wel‰ che Inhalte man sehen will.
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Foto: Alexandra Sieber
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Foto: Michael Postl Leah Rehklaus Timeline ist ganz bunt ge‰ mischt.
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Foto: Anja Quittkat

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