Was guckst du? Jugendliche und „ihr“Instagram
Drei Mode, Nachrichten, Kochen, Influencer: Wem man in sozialen Medien folgt, sagt viel über einen aus. K!ar.Texter verraten, wie ihre Instagram-Timeline aussieht und warum sie sie schon beim Zähneputzen nutzen
AichachFriedberg American Football, Kochen oder Work-outs: Hat erst mal wenig miteinander zu tun, auf Instagram kommt aber alles zusammen. Drei junge Leute beschreiben, wie die Instagram-Timeline aussieht, wenn sie die App öffnen. Denn jedem gefällt natürlich etwas anderes...
● Alexandra Sieber, 20 Jahre, stu diert Vergleichende Literaturwissen schaften: Die App Instagram begleitet mich fast den ganzen Tag. Schon morgens beim Zähneputzen checke ich die neuesten Posts und Storys meiner Freunde. Bis vor einem Jahr wurden dort oft lustige Bilder von Partyabenden hochgeladen – mittlerweile sind das eher Fotos und Videos von Spaziergängen oder Wanderungen in den Bergen.
Neben meinen Freunden folge ich natürlich auch den typischen bekannten Influencern und Prominenten. Oft geben sie Empfehlungen ab, zeigen ihre neuesten Einkäufe und haben Rabatt-Codes. Mit den Influencern gehen auch die Fitness- und Sportseiten einher. Dort hole ich mir Inspiration für neue Übungen sowie die Motivation für ein weiteres Home-Work-out. Oftmals laden diese Accounts auch tägliche Challenges hoch: „Koche heute frisch und gesund“oder „Versuche heute mehr Obst und Gemüse zu essen“.
Damit ich den Challenges gerecht werden kann, habe ich einige Kochund Backseiten abonniert. Hier werden mehrmals täglich Rezepte zum Nachkochen hochgeladen. Gerne probiere ich diese aus und häufig entdecke ich wirklich tolle und vor allem gesunde Ideen – manchmal gehen diese aber auch komplett schief.
Vor allem seit der Corona-Pandemie habe ich festgestellt, wie wichtig es ist, immer informiert zu sein. Deshalb folge ich auf Instagram Nachrichtenportalen wie dem Spiegel und der Augsburger Allgemeinen. Dort werden täglich allgemeine Informationen und Schlagzeilen zu den neuesten Geschehnissen hochgeladen. Somit halte ich mich sehr häufig auf der App Instagram auf, lasse mich inspirieren, jedoch auch oft dazu verleiten, noch eine halbe Stunde länger vor dem Handy zu sitzen.
● Marc Quittkat, 18 Jahre, Schüler: Ein Sportteil, der nur American Football behandelt. Ein Politikteil, in dem nur Menschenrechtsaktivisten ihre Plädoyers veröffentlichen. Ein Lokalteil über den Alltag meiner besten Freunde. Wie würde Ihre personalisierte Zeitung aussehen?
Alexandra Sieber zieht Motivation aus der App.
Obwohl es vielleicht überrascht: Ich bekomme schon täglich meinen individuellen Newsletter. Auf Instagram entscheide ich, wem ich folge. Deswegen wird meine Startseite von American-Football-Spielern geprägt, die spektakulär den Ball fangen oder sich knallend gegenseitig
Football und gesellschaftliche Themen sieht Marc Quittkat.
angreifen. Direkt darunter zeigen Bilder der Organisationen Sea Watch und Ärzte ohne Grenzen sowie des EU-Politikers Erik Marquardt das Leid von geflüchteten Menschen durch die katastrophalen Zustände in den Lagern an den EUAußengrenzen. Im Kontrast dazu stehen die fröhlichen Bilder von Freunden, vom schönen Ausflug, posenreichen Fotoshooting oder auch von der letzten Mahlzeit. Nach einer halben Stunde auf Instagram hat eine Vielfalt an Eindrücken mein bisheriges Weltbild weiter verstärkt. Obwohl man die Möglichkeit hat, Usern von jedem Teil der Welt zu folgen, liegt es in der Natur des Instagram-Algorithmus, eine Blase von Informationen zu erzeugen, die die eigene Sicht auf Themen untermauern. Ich folge Seiten und Menschen, die mich interessieren, vielleicht sogar inspirieren. Klingt doch genau nach dem gewünschten, personalisierten Newsletter.
● Leah Rehklau, 20 Jahre, Studentin: Meine Instagram-Startseite könnte eigentlich vielfältiger nicht sein. Von tiefgründigen Sprüchen über zusammengeschnittene Szenen aus Serien bis zu Tiervideos und lustigem Content ist eigentlich alles mit dabei. Wenn ich mal meinen Instagram-Account nutze, beschäftige ich mich außerdem gern mit dem Thema Mode – dementsprechend wird mir hier auch recht viel angezeigt, egal ob Frisuren oder Lookbooks.
Ich persönlich versuche mich – gerade in der aktuellen Zeit – mit positiven Dingen zu umgeben. Ich kenne einige Accounts auf Instagram, die für Body-Positivismus stehen, die Tipps geben, wie man die psychische Gesundheit verbessern kann, oder einfach inspirierende Zitate zeigen, die einen angenehmeren, schöneren Lebensalltag generieren sollen.
Ich selbst schaue mir außerdem gern Kochvideos an. Quasi, um meine Freizeit, die ich auf Instagram verbringe, wenigstens sinnvoll zu nutzen. Und wenn mir langweilig ist und ich nichts Besseres zu tun habe, scrolle ich einfach durch. Und da erhalte ich dann wirklich die bunteste
Gesünder leben durch Instagram?
Wie gefährlich ist Social Media?
Mischung: Jodel-Nachrichten, lustige Tweets und Memes, Katzenund Hundevideos, Serien und Essen. Das Einzige, was mir nicht vorgeschlagen wird, ist Sport. Aber darüber möchte ich mich wirklich nicht beklagen.
Viel Hass, Oberflächlichkeit: Das wird sozialen Netzwerken vorgeworfen. Dabei stellt sich aber die Frage, ob Instagram, Facebook oder Twitter nicht auch positive Seiten haben. Christina Bartl von der Dro genhilfe Schwaben betont, es sei immer die Frage, warum Jugendliche Social Media nutzen. Der Reiz der Bestätigung, der dahintersteht, könne eine Sucht verursachen. Das Belohnungssystem im Gehirn werde unter anderem durch die „Likes“angesprochen – diesen Reiz möchte man dann immer wieder bedienen.
Soziale Netzwerke seien aber nicht nur negativ zu sehen: Es gebe auch positive Aspekte. Zum Beispiel können Nutzer trotz der Pandemie miteinander kommunizieren. „Ich denke, dass viele Menschen, die jetzt allein leben, davon profitieren“, sagt Bartl.