Hannah Herrmann kämpft für Klimaschutz
Die 20-jährige Aichacherin ist bei Fridays for Future aktiv und trat bei der Kommunalwahl 2020 für die Grünen an. Wieso sie trotz Corona-Pandemie weiter demonstriert und wie digitaler Protest aussehen kann
Aichach Im August 2019 geht Hannah Herrmann das erste Mal in Aichach auf die Straße. Die heute 20-Jährige möchte nicht mehr nur tatenlos zusehen, sondern etwas bewegen – auch in ihrer Heimatstadt Aichach. Seitdem ist sie bei Fridays for Future aktiv und organisiert Schülerstreiks, denn sie hat ein Ziel: die Klimakrise auch im Wittelsbacher Land zum Thema machen.
Die junge Klimaaktivistin trat sogar bei der Kommunalwahl 2020 als Kandidatin der Grünen an. „Mein Interesse für die Politik kam über das Klima“, erzählt Hannah Herrmann bei einem Gespräch über Skype. Zudem machte sie nach ihrem Schulabschluss ein Freiwilliges Ökologisches Jahr bei der Stiftung Plant-for-the-Planet, welche sich für die Wiederaufforstung einsetzt. Mittlerweile engagiert sich die Aichacherin vor allem bei der Bewegung Fridays for Future (FFF), überwiegend in der Ortsgruppe in Aichach.
Dort übernimmt sie vor allem die Planung von Aktionen und Koordinationsaufgaben. „Ich mache zum Beispiel die Behördengänge, also
Den Klimawandel spürt man auch in Aichach
melde Veranstaltungen beim Landratsamt an“, erklärt die 20-Jährige. Außerdem kümmere sie sich um die Vernetzung mit anderen Ortsgruppen auf Bundesebene, zum Beispiel durch wöchentliche Telefonkonferenzen. Für ihr Studium ist sie mittlerweile nach Regensburg gezogen. Auch dort ist sie bei der Bewegung aktiv und kümmert sich zum Beispiel um die Webseite und schreibt Artikel.
Doch was erhofft sich Herrmann vom Klimaaktivismus? Sie erklärt: „Bis jetzt verstehen wir, die Aichacher Ortsgruppe, uns als Teil des bundesweiten oder sogar weltweiten Protests. Ich finde es einfach wichtig, dass es diese Bewegung auch in Aichach, in meiner Stadt, gibt.“Das Thema sei bedeutend für alle Aichacher, denn die Auswirkungen dürften und könnten nicht ignoriert werden, so Herrmann.
Dennoch ist ihr vor allem wichtig, die junge Generation zu vertreten: „Die Klimakrise ist unser Thema, weil es uns und die Generation nach uns am meisten betrifft“, sagt sie. Allerdings findet die 20-Jährige es gerade in Aichach schön, dass bei den Demonstrationen alle Altersgruppen auf die Straße gehen. „Familien kommen gemeinsam, und es sind auch mal Oma und Opa dabei“, berichtet Herrmann. Deswegen sei es ihr wichtig, dass das Klima auch in der Lokalpolitik zum Thema werde.
Dass Hannah Herrmann sich viele Gedanken rund um die Umwelt macht, ist im Gespräch spürbar. Die 20-Jährige wirkt reflektiert, nimmt sich Zeit bei ihren Antworten und
Hannah Herrmann engagiert sich bei Fridays for Future in Aichach. Sie demonstriert regelmäßig für mehr Klimaschutz. Ihr ist es wichtig, dass das Thema auch in der Lokal politik besprochen wird.
wählt ihre Worte bewusst. Schon in jungen Jahren begann sie, sich für das Klima zu interessieren. Inspiriert wurde sie von Büchern wie „2084 – Das Ende der Welt“von
Boualem Sansal oder bekannten Persönlichkeiten wie der Forscherin Jane Goodall, der Politikerin und Wissenschaftlerin Wangari Maathai oder auch der Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer.
Neubauer sei für viele FFF-Aktivisten ein Vorbild. „Sie hat einen klaren Blick und macht die richtigen Dinge zum Thema“, so Herrmann. Neben dem Klimaaktivismus zählen auch Tanzen, Klavier- und Cello
zu den Hobbys der jungen Aichacherin. Doch während Corona sind nicht nur ihre Freizeitbeschäftigungen eingeschränkt. Die Pandemie erschwert auch ihr Engagement. „Es ist schade, dass wir nicht mehr auf die Straße gehen können“, sagt sie. „Aber es hat sich vieles auf die digitalen Schülerstreiks verlagert, obwohl diese natürlich nicht die gleiche Reichweite haben.“So werden zum Beispiel Bilder von Demoschildern im Internet hochgeladen. Für alle, die dennoch gerne etwas bewegen möchten, empfiehlt die junge Aktivistin, zur Wahl zu gehen. „Ich finde es ein Problem, dass so viel über individuelle Konsumentscheidungen gesprochen wird“, erklärt Herrmann. Das lenke zu stark von Politik und Wirtschaft ab. Stattdessen finde sie es sinnvoll,
Parteien zu unterstützen, welche das Pariser Klimaabkommen nicht komplett blockierten. Außerdem sei es wichtig, auf die Straße zu gehen und mit anderen Menschen über das Klima zu sprechen. So könne man das Bewusstsein für die Krise schärfen. In Herrmanns Augen hängen alle anderen Bereiche wie Wirtschaft und Politik damit zusammen: „Es ist eine Krise, die alle anderen Probleme, die wir vermeiden wollen, auch irgendwie beeinflusst“, sagt die 20-Jährige. Deswegen könne man nicht behaupten, dass beispielsweise die Wirtschaft wichtiger sei als Klimaschutz. Der Klimawandel betreffe alle Menschen.
Herrmann möchte daher auch in Zukunft mit ihren Mitteln die Umweltkrise bekämpfen. Nach kurzem Überlegen sagt sie: „Ich denke, in alspielen
len Berufen kann man Klima zum Thema machen – und muss es auch.“Daher kann sie sich vorstellen, weiterhin Schülerstreiks in Aichach zu organisieren. Auf diese Weise möchte sie die Dringlichkeit der Klimakrise verdeutlichen, auch im Hinblick auf die kommende Bundestagswahl. Doch was würde Hannah Herrmann eigentlich als Erstes erledigen, wenn sie Bundeskanzlerin wäre? „Ich bin natürlich nicht sicher, wie die genauen Abläufe sind“, antwortet die 20-Jährige zögernd. „Aber ich würde als Allererstes einen 1,5-Grad-Plan durchsetzen, damit Deutschland das Pariser Abkommen einhält.“Danach würde sie mit anderen Regierungschefs sprechen, um ihnen zu zeigen, dass Deutschland mit gutem Beispiel vorangegangen sei und Klimaschutz definitiv möglich sei.
Während der Pandemie demonstriert Hannah digital