Aichacher Nachrichten

Klima‰Aktivisten erklimmen Rathausfas­sade

Mit einer erneuten Aktion fordert das Bündnis „Wald statt Stahl“ein Gespräch mit dem ganzen Meitinger Rat

- VON MATTHIAS SCHALLA

Meitingen Es war nur ein kleiner Stoßtrupp der Klima-Aktivisten von „Wald statt Stahl“, der am Samstag erneut ein Banner in Meitingen aufgehängt hat. Drei junge Leute kletterten in der Früh die Fassade des Rathauses empor und befestigte­n ein großes Laken mit der Forderung, ein Gespräch mit dem gesamten Gemeindera­t zu führen. Ein glückliche­r Umstand erleichter­te dabei dem Trio die Aktion erheblich.

Zuvor hatten die Aktivisten ein Gesprächsa­ngebot des Landtagsab­geordneten Fabian Mehring von den Freien Wählern abgelehnt. Die Begründung: Man wolle nicht einem einzelnen Gemeindera­t die Möglichkei­t geben, sich zu profiliere­n. „Sind drei Banner wichtiger als 600 Demonstrie­rende? Das Bannwaldbü­ndnis fordert ein Gespräch mit dem ganzen Gemeindera­t“, prangte daher bis Montag in großen Lettern neben der Uhr am obersten Stockwerk des Rathauses. Die Befestigun­g an der Fassade stellte die Aktivisten

im Vergleich zu den bereits aufgehängt­en Bannern in den Bäumen vor keine große Herausford­erung.

„Grundsätzl­ich hat die Sicherheit der Kletterer und die Unversehrt­heit der Gebäude oberste Priorität beim Hochklette­rn einer Fassade“, sagte Ingo Blechschmi­dt, einer der Organisato­ren, nach der erfolgreic­hen Aktion. Diesmal aber wurde es den Aktivisten besonders leicht gemacht. „Direkt neben dem Rathaus stand eine Leiter, die sich die drei einfach kurz ausgeliehe­n haben“, so der 32-Jährige. Einer unterstütz­te die Aktion vom Boden aus, die beiden anderen hängten das Banner auf. Montagfrüh allerdings ließ die Marktgemei­nde das Transparen­t wieder entfernen. „Wir haben das Banner das Wochenende über hängen lassen, und es erst zu den normalen Betriebsze­iten des Bauhofs abgehängt“, sagte Bürgermeis­ter Michael Higl. Andernfall­s wären für die Mitarbeite­r Überstunde­n angefallen. Nach eingehende­r Abwägung habe man sich dann entschiede­n, diese zu vermeiden, zumal die Botschaft

auf dem Banner keine beleidigen­den Inhalte zeigte.

Die Art und Weise, wie das Bündnis ein Gespräch fordert, erstaunt den Bürgermeis­ter allerdings. „Ich habe bislang weder eine Anfrage per Mail, Brief oder Telefon bekommen“, sagte Higl. Dass sich das

Aktionsbün­dnis „Wald statt Stahl“vor dem gesamten Gemeindera­t äußern wolle, habe er erst durch das Banner erfahren. „Kein moderner Kommunikat­ionsweg“, kritisiert­e Higl und betonte, dass er bislang auf jede Anfrage auch reagiert hätte.

Sollten die Klima-Aktivisten auf ihn zukommen, sei er durchaus gesprächsb­ereit. Form und Teilnehmer­zahl der Gesprächsr­unde hänge allerdings von der aktuellen CoronaLage ab.

Um ihren Forderunge­n Nachdruck zu verleihen und die geplante Rodung von Teilen des Lohwalds für eine Erweiterun­g der LechStahlw­erke zu verhindern, hat sich das Aktionsbün­dnis „Wald statt Stahl“vor Kurzem mit der Bürgerinit­iative Lech-Schmuttert­al zusammenge­schlossen (wir berichtete­n). Anlass der Proteste ist ein Antrag des Unternehme­ns, knapp 18 Hektar des Waldes roden zu dürfen – das ist mehr als ein Drittel der Waldfläche. Dort sollen dann neue Produktion­sanlagen entstehen sowie Lagerfläch­en für eine sortenrein­e Lagerung von Nebenprodu­kten der Stahlherst­ellung, die damit in einen Recycling-Kreislauf gelangen könnten.

Sollten diese Pläne umgesetzt werden, hat „Wald statt „Stahl“massive Proteste bis hin zum Bau eines Hüttendorf­es wie etwa im Hambacher Forst angekündig­t.

 ?? Foto: Wald statt Stahl ?? Bei einer erneuten Bannerakti­on haben Aktivisten ein Transparen­t an der Fassade des Rathauses in Meitingen aufgehängt.
Foto: Wald statt Stahl Bei einer erneuten Bannerakti­on haben Aktivisten ein Transparen­t an der Fassade des Rathauses in Meitingen aufgehängt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany