Kritik an Impfpraxis hat Maß und Ziel verloren
Zur Diskussion über die Impfpraxis im Landkreis AichachFriedberg:
Die Kritik an der Orderpraxis bei den Corona-Impfdosen durch das Landratsamt scheint mir Maß und Ziel verloren zu haben. Der Sturm der Entrüstung und die Forderungen, wie sie sich in den Leserbriefen zeigen, lassen einige Fragen aufkommen. Bayern hat 71 Landkreise sowie 25 kreisfreie Städte. 16 davon haben das Windhundrennen um einen von der Staatsregierung kurzfristig angebotenen Impfstoff mitgemacht, darunter ein paar Nachbarkreise. Wo liegt das Problem? Dass Aichach-Friedberg nicht mit den Nachbarn Dachau und Landsberg in Konkurrenz getreten ist, ihnen keinen Impfstoff weggenommen hat? Brauchen wir wirklich nach Amerika First, Bayern First noch ein Aichach oder Friedberg First? Wo und wie soll das enden?
Unbestritten ist, dass die Produktion der Impfstoffe noch immer zu gering ist und die Verteilung bzw. Vermarktung gewinnorientiert verläuft. Dahinter stehen nicht die Entwickler, sondern die vertreibenden Pharmakonzerne auf Basis der mit ihnen eingegangenen Verträge. Das Nachsehen haben Länder und Regionen, die im ökonomischen Konkurrenzsystem nicht mithalten können. In einer weltweiten Pandemiesituation haben meines Erachtens Patente und Privateigentum in der Produktion und Vermarktung von Impfstoffen keinen Platz.
Die systematische Unterversorgung, nicht nur beim CoronaImpfstoff, wird auf uns alle über kurz oder lang zurückschlagen, mit gravierenden demografischen, ökonomischen und gesundheitlichen Folgen. Müsste sich unsere Kritik nicht an die richten, die dieses System auf Teufel komm raus erhalten wollen und seine Ideologie, zum Beispiel mit einem Windhundrennen um Impfdosen, unterstützen? Jakob Steinberger, Aichach
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