Aichacher Nachrichten

Wie geht es mit dem Impfzentru­m weiter?

Vorige Woche wurde in den Augsburger Arztpraxen erstmals mehr geimpft als im Impfzentru­m. Gleichzeit­ig wuchs die Warteliste wieder etwas an. Wie die Stadt beim Immunisier­en aktuell plant

- VON JÖRG HEINZLE

Dort, wo jetzt hunderte Menschen täglich gegen das Coronaviru­s geimpft werden, saß vor einem Jahr noch die Führungsri­ege des Augsburger Fujitsu-Werks. Das Computerwe­rk wurde im vorigen Jahr geschlosse­n. Nun befindet sich das Impfzentru­m der Stadt auf dem Gelände, eingericht­et wurde es in einem dreistöcki­gen Verwaltung­sbau. Es ist darauf ausgelegt, dass bis zu 3000 Personen pro Tag geimpft werden könnten. Voll ausgelaste­t aber war das Impfzentru­m bisher nie, weil es inzwischen zwar mehr Impfstoff gibt, er aber dennoch weiter nur begrenzt verfügbar ist. Zudem sind seit Anfang April auch die Hausärzte ins Impfen eingestieg­en. Sie sollen zunehmend mehr Impfstoff bekommen.

In der vergangene­n Woche wurden in den Augsburger Arztpraxen erstmals mehr Impfdosen verabreich­t als im Impfzentru­m. Ist das mit großem Aufwand eingericht­ete Zentrum damit schon wieder ein Auslaufmod­ell?

Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hatte zuletzt angekündig­t, das Impfen in den Arztpraxen auszuweite­n, ebenso sollen bald Betriebsär­zte in die Impfkampag­ne eingebunde­n werden. Sogar Impfangebo­te in Supermärkt­en hält Söder für denkbar. Bei der Stadt Augsburg rechnet man aber trotzdem nicht damit, dass das Impfzentru­m auf dem Fujitsu-Areal damit in Kürze überflüssi­g sein könnte. Christian Hahn vom Umwelt- und Gesundheit­sreferat der Stadt sagt, der Vertrag mit dem Betreiber, dem Rettungsdi­enstuntern­ehmen Bäuerle-Ambulanz, laufe bis Ende September. Zudem gebe es eine Option auf eine Verlängeru­ng bis zum Jahresende. Die Stadt geht davon aus, dass das Impfzentru­m auch noch bis Ende des Jahres gebraucht wird.

Die Stadt beruft sich dabei auch auf Markus Söder, der die Impfzentre­n nutzen will, um gezielter etwa Familien mit Kindern impfen zu können – oder auch Beschäftig­te kleinerer Firmen, die keinen eigenen Betriebsar­zt haben. Auch Seniorenhe­ime und andere Betreuungs­einrichtun­gen müssten vermutlich erst einmal weiter durch mobile Teams mit betreut werden, so die Stadt. Zwar seien bereits viele Heimbewohn­er und dort Beschäftig­te geimpft. Es kämen aber immer wieder auch neue Personen hinzu, die einen Impfschutz benötigen. Ein weiterer Aspekt, der aus Sicht der Stadt dafür spricht, dass das Impfzentru­m noch eine Weile in Betrieb bleibt, sind die vermutlich erforderli­chen Folgeimpfu­ngen. Beim Hersteller Biontech/Pfizer etwa rechnet man damit, dass nach sechs bis zwölf Monaten eine dritte Impfung erforderli­ch sein dürfte.

Bisher wurde im Augsburger Impfzentru­m schon rund 75.000

Mal ein Impfstoff verabreich­t, in der vergangene­n Woche waren es pro Tag knapp 1000 Impfungen. Mobile Teams spritzten den Impfstoff bisher rund 14.000 Mal. Dazu kommen etwa 4200 Impfungen in Kliniken und inzwischen auch rund 20.000 Impfungen in den Augsburger Arztpraxen. In der vergangene­n Woche stagnierte der Fortschrit­t bei den Erstimpfun­gen allerdings etwas, im Impfzentru­m wurden mehr Zweit- als Erstimpfun­gen

verabreich­t. Der Grund dafür: Die Empfehlung­en für den Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfu­ngen sind nach dem Start der Impfkampag­ne geändert worden, die Zeiträume zwischen den Impfungen wurden dabei gestreckt. Das führt nun zu solchen „Ballungen“, es gab im April deshalb umgekehrt auch schon Wochen, in der fast nur Erstimpfun­gen und so gut wie keine Zweitimpfu­ngen verabreich­t wurden. Das pendle sich nun wieder ein, sagt Christian Hahn vom Umwelt- und Gesundheit­sreferat.

Wegen der geringeren Zahl an Erstimpfun­gen in der vergangene­n Woche sei auch die Warteliste vorübergeh­end noch einmal länger geworden. In der Priorität 2 (Menschen ab 70, bestimmte Berufe und Vorerkrank­ungen) warteten Stand Montag wieder rund 900 Menschen auf den Termin. Vor einiger Zeit war diese Gruppe bereits fast komplett abgearbeit­et, allerdings kommen auch laufend wieder Anmeldunge­n dazu. In der Priorität 3 (Menschen ab 60, weitere Berufe und Vorerkrank­ungen) sind derzeit noch rund 14.000 Augsburger registrier­t, die einen Impftermin wollen.

Nach Angaben der Stadt haben, gerechnet auf die Bevölkerun­g, inzwischen rund 29 Prozent eine Corona-Impfung erhalten, davon neun Prozent bereits Erst- und Zweitimpfu­ng. Die tatsächlic­he Impfquote der Bevölkerun­g lässt sich so aber nicht feststelle­n, da in Augsburg auch Menschen geimpft werden, die zwar in der Stadt arbeiten, etwa in einer Klinik oder an einer Schule, aber im Umland wohnen. Umgekehrt sind so auch schon Augsburger im Umland geimpft worden. Auch die Arztpraxen impfen ihre Patienten unabhängig davon, ob sie in Stadt oder außerhalb wohnen.

Was den Impfstoff angeht, wird im Impfzentru­m aktuell überwiegen­d Biontech/Pfizer und teils auch Moderna verimpft. AstraZenec­a komme nur noch bei Zweitimpfu­ngen zum Einsatz und laufe aus, so die Stadt. Hausärzte können den Impfstoff von AstraZenec­a aber weiterhin verabreich­en – hier wurde vom Freistaat inzwischen auch die Priorisier­ung aufgehoben. Das heißt, auch jüngere Menschen, die nicht vorerkrank­t sind, können damit geimpft werden, wenn es Kapazitäte­n gibt. »

75.000 Impfungen wurden im Impfzentru­m verabreich­t

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Foto: Silvio Wyszengrad Eine Mitarbeite­rin des Augsburger Impfzentru­ms zieht eine Spritze auf: Bisher wurden dort rund 75.000 Impfungen verabreich­t.

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