Aichacher Krankenhaus reduziert Intensivbetten
Die Lage an den Kliniken an der Paar bleibt trotz sinkender Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis angespannt. Das Personal steht unter einer immensen Belastung. Das hat nun Konsequenzen auf der Intensivstation in Aichach
AichachFriedberg Die sinkenden Corona-Zahlen im Landkreis Aichach-Friedberg entspannen die Lage an den Kliniken an der Paar mit den Häusern in Aichach und Friedberg noch nicht. Geschäftsführer Dr. Hubert Mayer sagte am Mittwoch bei der wöchentlichen Corona-Pressekonferenz, die Kliniken seien „nach wie vor gut belastet“. Um den Druck auf das seit einem Jahr im Krisenmodus arbeitende Personal zu reduzieren, wird nun die Zahl der Intensivbetten am Aichacher Krankenhaus verringert.
Sie soll von zehn auf acht sinken. Erst Mitte April hatte die Klinik sie von acht auf zehn erhöht. Auch in Friedberg war die Zahl der Intensivbetten damals angehoben worden. So wollten sich die Krankenhäuser auf den Anstieg der dritten CoronaWelle vorbereiten.
Derzeit sind beide Intensivstationen Mayer zufolge zu 100 Prozent ausgelastet. Die Kliniken an der Paar sind insgesamt zu 80 Prozent belegt. Auf der Aichacher Intensivstation lagen übers Wochenende bis zu zehn Patienten, die beatmet werden mussten. Das habe es bisher noch nie gegeben, so Mayer. „Das fordert die personellen Ressourcen bis an die Grenzen.“Weil auch andere Krankenhäuser am Anschlag sind, mussten die Kliniken an der Paar in der vergangenen Woche vier Patienten aus anderen Städten oder Landkreisen übernehmen.
Mayer betonte, Landkreisbewohner müssten sich trotz der hohen Auslastung auf den Intensivstationen in Aichach und Friedberg keine Sorgen machen, dass beispielsweise
mit einem Herzinfarkt oder Ähnlichem nicht mehr versorgt werden könnten: „Das geht immer.“
Im Aichacher Krankenhaus wurden am Mittwochmorgen 14 CovidPatienten behandelt, sechs davon lagen auf der Intensivstation und wurden beatmet. In Aichach gab es zudem einen Covid-Verdachtsfall, in Friedberg keinen bestätigten, aber einen Verdachtsfall. Der KlinikChef betonte, angesichts der Dauerbelastung sei er dem Personal „extrem dankbar“. Nach wie vor sei der Krankenstand niedrig. Aktuell gebe es unter den Mitarbeitern keine positiv Getesteten und niemanden in Quarantäne.
Während bei „Zivilisten“eine vollständige Impfung zur Folge habe, dass kein negativer CoronaTest mehr vorgelegt werden müsse, sei das bei Krankenhauspersonal anders: Dieses werde weiter getestet. Die Geschäftsführung legt den MitPatienten arbeitern die Tests dringend ans Herz, rechtlich bindend ist diese Empfehlung nicht. Bei den Mitarbeitern in Friedberg beträgt die Testbereitschaft nach Angaben des Klinik-Chefs 94 Prozent, in Aichach hingegen 70 Prozent. Die unterschiedlich hohen Werte begründete Mayer auf Nachfrage unserer Redaktion mit dem Corona-Ausbruch am Friedberger Krankenhaus: „Der Schock über das, was passiert ist, ist in Friedberg schon hoch.“
Um die seit Beginn der CoronaPandemie unter Dauerdruck stehenden Mitarbeiter zu unterstützen und, wo nötig, aufzufangen, gibt es Mayer zufolge eine psychosoziale Betreuung – auch durch den Landkreis. Die Seelsorge sei ebenfalls „sehr aktiv im Haus“. Mitarbeitergespräche würden „konsequent und kontinuierlich durchgeführt“.
Der Geschäftsführer bedauert jedoch, dass manche Mitarbeiter die Inanspruchnahme solcher Angebote als Eingeständnis persönlicher Schwäche empfänden. Dabei habe das damit nichts zu tun, sondern gehöre als Selbstverständlichkeit zum Beruf. An der Kinderklinik Josefinum in Augsburg, wo Mayer früher tätig war, hätten Mitarbeiter, gerade aus der Psychiatrie, das als viel selbstverständlicher angesehen.
Zur Unterstützung helfen außerdem Soldaten der Bundeswehr vorerst bis Ende Mai weiterhin in den Kliniken mit. Nach wie vor sind Hubert Mayer zufolge vier Soldaten auf der Intensivstation tätig. Vier weitere entlasten als sogenannte „helfende Hände“das Personal bei Aufgaben außerhalb der medizinischen Pflege.
Mittlerweile handelt es sich bei so gut wie allen Patienten, die auf der Intensivstation behandelt werden müssen, um mit einer Mutation Infizierte. 934 Fälle von Virus-Mutationen wurden bislang insgesamt im Landkreis festgestellt.
Das teilte Boris Peter, Leiter der Führungsgruppe Katastrophenschutz, mit. 799 Mal habe es sich um die britische, neun Mal um die südafrikanische und 126 Mal um sonstige beziehungsweise nicht näher differenzierte Varianten gehandelt.