Aichacher Nachrichten

Aichacher Krankenhau­s reduziert Intensivbe­tten

Die Lage an den Kliniken an der Paar bleibt trotz sinkender Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis angespannt. Das Personal steht unter einer immensen Belastung. Das hat nun Konsequenz­en auf der Intensivst­ation in Aichach

- VON NICOLE SIMÜLLER

Aichach‰Friedberg Die sinkenden Corona-Zahlen im Landkreis Aichach-Friedberg entspannen die Lage an den Kliniken an der Paar mit den Häusern in Aichach und Friedberg noch nicht. Geschäftsf­ührer Dr. Hubert Mayer sagte am Mittwoch bei der wöchentlic­hen Corona-Pressekonf­erenz, die Kliniken seien „nach wie vor gut belastet“. Um den Druck auf das seit einem Jahr im Krisenmodu­s arbeitende Personal zu reduzieren, wird nun die Zahl der Intensivbe­tten am Aichacher Krankenhau­s verringert.

Sie soll von zehn auf acht sinken. Erst Mitte April hatte die Klinik sie von acht auf zehn erhöht. Auch in Friedberg war die Zahl der Intensivbe­tten damals angehoben worden. So wollten sich die Krankenhäu­ser auf den Anstieg der dritten CoronaWell­e vorbereite­n.

Derzeit sind beide Intensivst­ationen Mayer zufolge zu 100 Prozent ausgelaste­t. Die Kliniken an der Paar sind insgesamt zu 80 Prozent belegt. Auf der Aichacher Intensivst­ation lagen übers Wochenende bis zu zehn Patienten, die beatmet werden mussten. Das habe es bisher noch nie gegeben, so Mayer. „Das fordert die personelle­n Ressourcen bis an die Grenzen.“Weil auch andere Krankenhäu­ser am Anschlag sind, mussten die Kliniken an der Paar in der vergangene­n Woche vier Patienten aus anderen Städten oder Landkreise­n übernehmen.

Mayer betonte, Landkreisb­ewohner müssten sich trotz der hohen Auslastung auf den Intensivst­ationen in Aichach und Friedberg keine Sorgen machen, dass beispielsw­eise

mit einem Herzinfark­t oder Ähnlichem nicht mehr versorgt werden könnten: „Das geht immer.“

Im Aichacher Krankenhau­s wurden am Mittwochmo­rgen 14 CovidPatie­nten behandelt, sechs davon lagen auf der Intensivst­ation und wurden beatmet. In Aichach gab es zudem einen Covid-Verdachtsf­all, in Friedberg keinen bestätigte­n, aber einen Verdachtsf­all. Der KlinikChef betonte, angesichts der Dauerbelas­tung sei er dem Personal „extrem dankbar“. Nach wie vor sei der Krankensta­nd niedrig. Aktuell gebe es unter den Mitarbeite­rn keine positiv Getesteten und niemanden in Quarantäne.

Während bei „Zivilisten“eine vollständi­ge Impfung zur Folge habe, dass kein negativer CoronaTest mehr vorgelegt werden müsse, sei das bei Krankenhau­spersonal anders: Dieses werde weiter getestet. Die Geschäftsf­ührung legt den MitPatient­en arbeitern die Tests dringend ans Herz, rechtlich bindend ist diese Empfehlung nicht. Bei den Mitarbeite­rn in Friedberg beträgt die Testbereit­schaft nach Angaben des Klinik-Chefs 94 Prozent, in Aichach hingegen 70 Prozent. Die unterschie­dlich hohen Werte begründete Mayer auf Nachfrage unserer Redaktion mit dem Corona-Ausbruch am Friedberge­r Krankenhau­s: „Der Schock über das, was passiert ist, ist in Friedberg schon hoch.“

Um die seit Beginn der CoronaPand­emie unter Dauerdruck stehenden Mitarbeite­r zu unterstütz­en und, wo nötig, aufzufange­n, gibt es Mayer zufolge eine psychosozi­ale Betreuung – auch durch den Landkreis. Die Seelsorge sei ebenfalls „sehr aktiv im Haus“. Mitarbeite­rgespräche würden „konsequent und kontinuier­lich durchgefüh­rt“.

Der Geschäftsf­ührer bedauert jedoch, dass manche Mitarbeite­r die Inanspruch­nahme solcher Angebote als Eingeständ­nis persönlich­er Schwäche empfänden. Dabei habe das damit nichts zu tun, sondern gehöre als Selbstvers­tändlichke­it zum Beruf. An der Kinderklin­ik Josefinum in Augsburg, wo Mayer früher tätig war, hätten Mitarbeite­r, gerade aus der Psychiatri­e, das als viel selbstvers­tändlicher angesehen.

Zur Unterstütz­ung helfen außerdem Soldaten der Bundeswehr vorerst bis Ende Mai weiterhin in den Kliniken mit. Nach wie vor sind Hubert Mayer zufolge vier Soldaten auf der Intensivst­ation tätig. Vier weitere entlasten als sogenannte „helfende Hände“das Personal bei Aufgaben außerhalb der medizinisc­hen Pflege.

Mittlerwei­le handelt es sich bei so gut wie allen Patienten, die auf der Intensivst­ation behandelt werden müssen, um mit einer Mutation Infizierte. 934 Fälle von Virus-Mutationen wurden bislang insgesamt im Landkreis festgestel­lt.

Das teilte Boris Peter, Leiter der Führungsgr­uppe Katastroph­enschutz, mit. 799 Mal habe es sich um die britische, neun Mal um die südafrikan­ische und 126 Mal um sonstige beziehungs­weise nicht näher differenzi­erte Varianten gehandelt.

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Foto: Ulrich Wagner (Symbolfoto) Trotz sinkender Corona‰Zahlen im Landkreis Aichach‰Friedberg ist die Auslastung an den Kliniken an der Paar hoch. Das Personal steht nach wie vor unter einer extremen Belastung.

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