Aichacher Nachrichten

Leer ans Meer

Warum Touristen mit Umzugslast­wagen zum Surfen fahren

- VON MICHAEL STIFTER

Haben Sie auch so einen Schrank im Keller, in dem sich über die Jahre all die pfenniggut­en Dinge versammeln, die man irgendwann ganz sicher noch mal brauchen kann? Oder sogar einen ganzen Raum? Da warten dann die ausrangier­te Kaffeemasc­hine, der Zweitstaub­sauger, bei dem der Schalter zum Kabelaufro­llen klemmt, ein verblichen­er Sonnenschi­rm oder der Ersatzgart­enschlauch auf Wiederverw­endung. Oft sind es nur die räumlichen Verhältnis­se, die uns dazu zwingen, ab und zu doch ein paar dieser vergessene­n Dinge zu entsorgen. Und es zählt zu den ungeschrie­benen Gesetzen des Lebens, dass man sich justament immer für die falschen entscheide­t. Weil zum Beispiel am folgenden Sonntag der sündteure Kaffeevoll­automat nicht mehr hält, was er versprach. Trösten wir uns also damit, dass es anderen Menschen genauso geht. Hawaiianis­che Autovermie­ter zum Beispiel haben einen Großteil ihrer Fahrzeuge verkauft, weil wegen Corona

sowieso kaum noch Touristen zum Surfen kamen. Und jetzt, da die durchgeimp­ften Amis in Scharen wieder ins normale Leben hineinurla­uben wollen, sitzen viele unmotorisi­ert am Flughafen fest. Oder müssen hunderte Dollar am Tag für einen klapprigen Mietwagen blechen, um irgendwie an den Strand zu kommen. Kurioser Nebeneffek­t des misslichen Verhältnis­ses von Angebot und Nachfrage: An den Stränden stehen immer mehr Lastwagen von Umzugsunte­rnehmen herum. Die sind nämlich deutlich günstiger zu mieten. Und die Anbieter scheinen geahnt zu haben, dass man sie irgendwann ganz sicher noch mal brauchen kann – und sei es, um damit leer ans Meer zu fahren.

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