Aichacher Nachrichten

Bahn‰Krimi spitzt sich weiter zu

Briten und Schweizer ohne Einigung: Welche Züge fahren im Allgäu?

- VON STEFAN STAHL

Langweid/Zug Im bayerisch-britisch-schweizeri­sch-russischen Eisenbahn-Krimi ist der Zug für eine Beilegung des heftigen Streits vorerst abgefahren. Die mit Spannung erwarteten Gespräche zwischen dem Schweizer Zug-Hersteller Stadler Rail AG und dem britischen Bahnbetrei­ber Go-Ahead brachten keine Einigung. Wie unsere Redaktion am Donnerstag aus Verhandlun­gskreisen erfuhr, ist die Lage nach wie vor festgefahr­en.

Die Schweizer beharren demnach weiter darauf, dass Go-Ahead die bei Stadler bestellten 22 Züge für das Allgäuer Netz nicht von der im schweizeri­schen Zug sitzenden Tochterfir­ma eines russischen Eisenbahnh­erstellers in Langweid bei Augsburg warten darf. Die StadlerVer­antwortlic­hen beschwören also einen Fall von Industrie-Spionage durch die Russen herauf. Darüber hatte unsere Redaktion exklusiv berichtet. Aus Sicht der Schweizer liegt hier im globalisie­rten Wirtschaft­sspiel ein Tabubruch vor.

Silja Kollner, Leiterin Kommunikat­ion und Marketing von Stadler Deutschlan­d, hatte gesagt: „Unsere größte Sorge ist, dass entgegen den Vereinbaru­ngen, die wir mit GoAhead getroffen haben, wichtige Unterlagen über unsere Züge dem russischen, stark expandiere­nden Wettbewerb­er in die Hände fallen.“Und sie machte deutlich: „Es war uns bei Vertragsab­schluss nicht klar, dass Go-Ahead einen russischen Wartungspa­rtner für unsere Züge mit ins Boot holt.“Stadler habe in dem Vertrag

Angela Merkel hat die CoronaKris­e unsere größte Herausford­erung seit dem Zweiten Weltkrieg genannt. Man muss nicht stets in Kriegsmeta­phern verfallen, aber unsere Corona-Politik stets an dieser Vorgabe messen. Deswegen sollte angesichts dieser außergewöh­nlichen Kraftanstr­engung auch Kraft sein für außergewöh­nliche Ansätze: etwa der Aufhebung von Patentrech­ten für CoronaImpf­stoffe, wie sie US-Präsident Joe Biden – gewiss kein Sozialist – gerade vorgeschla­gen hat.

Eigentlich widerstreb­t so eine Idee unserem Denken, das böse Wort Enteignung schwingt gedanklich mit, unser Glaube an die Marktwirts­chaft wird erschütter­t – schließlic­h sei so eine Impfstoff-Entwicklun­g höchst teuer, so die Gegenargum­ente, die Gewinne also höchst verdient. Und was sei mit den Anreizen für weitere Forschung?

Nur: Wir erleben gerade ein Marktversa­gen. Der Impfstoff kommt nicht an in armen Ländern, viele haben noch gar keinen, während die reicheren Nationen riesige Vorräte anlegen. Diese Weltkrise wird aber nicht enden, ehe weite

Teile der Welt geimpft sind – was ohnehin eine gigantisch­e Aufgabe sein wird, beim aktuellen Tempo würde dies Jahre dauern. Daher muss weltweit so viel Impfstoff her wie möglich, von möglichst vielen Hersteller­n, notfalls auch Generika.

Und der Markt? So ganz ohne Staat, so viel sei erinnert, wäre am Markt sehr vieles ohnehin nicht möglich. Auch eine hoch innovative Firma wie Biontech hat von vielen Millionen Steuergeld­ern profitiert. Sie stützt sich auf staatlich finanziert­e Infrastruk­tur, auf Bildungs- und Forschungs­einrichtun­gen. Dass die Impfherste­ller mit Impfstoffe­n gigantisch­e Gewinne einfahren, sei ihnen unter normalen Umständen gegönnt. Aber es sind keine normalen Zeiten, es ist eine globale Krise und ihre möglichst schnelle Bewältigun­g ist eine globale Aufgabe. Deswegen muss der Staat das Recht haben, in Patentrech­te einzugreif­en.

Solche Ausnahmen werden im Welthandel­srecht übrigens seit langem diskutiert. Dass daraus nicht der Regelfall wird, ist allerdings auch staatliche Aufgabe.

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Foto: Go‰Ahead Bayern Stadler‰Züge sollten München und Lind‰ au verbinden.

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