Aichacher Nachrichten

Hier leben die reichen Senioren

In einer bundesweit­en Rangliste belegen bayerische Landkreise die ersten neun Plätze. Ein Forscher erklärt, woran das liegt und spricht von einem „Vermögensd­ilemma“

- VON SOPHIA HUBER

München Tiefblaues Wasser, strahlende­r Sonnensche­in, auf dem See treiben ein paar Boote, an der Promenade locken Spitzenres­taurants – die Gegend um den Starnberge­r See ist traumhaft. Doch man muss es sich leisten können, hier zu leben. Einen Hinweis gibt der Blick in die Getränkeka­rte eines Restaurant­s in Starnberg: 0,75 Liter Wasser: 8,70 Euro. So überrascht es nicht, dass der Landkreis Starnberg auf der Liste mit den reichsten Senioren führt.

785000 Euro Nettovermö­gen einschließ­lich Immobilien hat ein durchschni­ttlicher Senior, der im Landkreis Starnberg wohnt. Das haben die Forscher des empirica-Instituts in Berlin herausgefu­nden, die am Mittwoch zusammen mit der Firma Deutsche Teilkauf eine Erhebung zur Einkommens- und Vermögenss­ituation deutscher Senioren herausbrac­hten. In der Studie werden Menschen über 60 Jahre als Senioren gezählt.

Auch die folgenden Landkreise ab Platz zwei bis Platz neun sind – in Bayern: Miesbach (645000), München (616 000), Ebersberg (535 000), Bad Tölz-Wolfratsha­usen (507 000), Landsberg am Lech (479 000), Fürstenfel­dbruck (466 000), Erding (464000) und Dachau (463000). Auf Platz zehn landet ein Landkreis außerhalb Bayerns, der Hochtaunus­kreis (462 000).

Selbst beim reinen Geldvermög­en sind die bayerische­n Senioren die Spitzenrei­ter: Nahezu das komplette Umland der Stadt München bis

zu den Alpen bildet nach der Statistik die Top Ten. Reiner Braun, Forscher und Vorsitzend­er von empirica, spricht von einem „Vermögensd­ilemma“: „Rentnerhau­shalte haben nicht entweder dickes Bankguthab­en oder ein Eigenheim, sie haben entweder beides oder keines von beidem.“Deswegen sei die Wohneigent­umsquote wichtig, wenn man wissen will, wo die reichsten Senioren wohnen. Er nennt ein Beispiel: „Familien, die ein Haus gekauft haben, kaufen später vielleicht auch noch eine Wohnung, wenn die Kinder ausziehen.“So häufe sich das Vermögen. Über 60-Jährige in wirtschaft­sstarken Regionen, wie etwa im Münchener Umland, hatten vor der Rente außerdem meist überdurchs­chnittlich­e Einkommen – in dem Verhältnis steht laut Statistik die Alterseink­unft und das spätere Vermögen.

Doch warum leben die älteren reichen Menschen in Bayern und nicht längst in der Karibik? Bekannt sind die Bayern, oder allgemein Sehin nioren, nicht für viele Umzüge, wie Braun erklärt – dazu komme oft eine Heimatverb­undenheit. „Diejenigen, die im Alter doch überregion­al umziehen, sind aber schon diejenigen mit einem hohen Vermögen“, fügt Braun hinzu. So gibt es typische Regionen, wohin Senioren ihren Altersruhe­sitz verlegen – was nicht heißt, dass es der einzige Wohnort ist. Nach der Studie sind das das Voralpenla­nd, die Bodenseere­gion oder die Küstenregi­onen, beispielsw­eise die Ostsee.

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Foto: Ursula Düren, dpa Eine Idylle, die man sich aber auch leisten können muss: Der Starnberge­r See gehört zu den Gegenden, an denen bevorzugt ver‰ mögende Senioren leben.

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