Hier leben die reichen Senioren
In einer bundesweiten Rangliste belegen bayerische Landkreise die ersten neun Plätze. Ein Forscher erklärt, woran das liegt und spricht von einem „Vermögensdilemma“
München Tiefblaues Wasser, strahlender Sonnenschein, auf dem See treiben ein paar Boote, an der Promenade locken Spitzenrestaurants – die Gegend um den Starnberger See ist traumhaft. Doch man muss es sich leisten können, hier zu leben. Einen Hinweis gibt der Blick in die Getränkekarte eines Restaurants in Starnberg: 0,75 Liter Wasser: 8,70 Euro. So überrascht es nicht, dass der Landkreis Starnberg auf der Liste mit den reichsten Senioren führt.
785000 Euro Nettovermögen einschließlich Immobilien hat ein durchschnittlicher Senior, der im Landkreis Starnberg wohnt. Das haben die Forscher des empirica-Instituts in Berlin herausgefunden, die am Mittwoch zusammen mit der Firma Deutsche Teilkauf eine Erhebung zur Einkommens- und Vermögenssituation deutscher Senioren herausbrachten. In der Studie werden Menschen über 60 Jahre als Senioren gezählt.
Auch die folgenden Landkreise ab Platz zwei bis Platz neun sind – in Bayern: Miesbach (645000), München (616 000), Ebersberg (535 000), Bad Tölz-Wolfratshausen (507 000), Landsberg am Lech (479 000), Fürstenfeldbruck (466 000), Erding (464000) und Dachau (463000). Auf Platz zehn landet ein Landkreis außerhalb Bayerns, der Hochtaunuskreis (462 000).
Selbst beim reinen Geldvermögen sind die bayerischen Senioren die Spitzenreiter: Nahezu das komplette Umland der Stadt München bis
zu den Alpen bildet nach der Statistik die Top Ten. Reiner Braun, Forscher und Vorsitzender von empirica, spricht von einem „Vermögensdilemma“: „Rentnerhaushalte haben nicht entweder dickes Bankguthaben oder ein Eigenheim, sie haben entweder beides oder keines von beidem.“Deswegen sei die Wohneigentumsquote wichtig, wenn man wissen will, wo die reichsten Senioren wohnen. Er nennt ein Beispiel: „Familien, die ein Haus gekauft haben, kaufen später vielleicht auch noch eine Wohnung, wenn die Kinder ausziehen.“So häufe sich das Vermögen. Über 60-Jährige in wirtschaftsstarken Regionen, wie etwa im Münchener Umland, hatten vor der Rente außerdem meist überdurchschnittliche Einkommen – in dem Verhältnis steht laut Statistik die Alterseinkunft und das spätere Vermögen.
Doch warum leben die älteren reichen Menschen in Bayern und nicht längst in der Karibik? Bekannt sind die Bayern, oder allgemein Sehin nioren, nicht für viele Umzüge, wie Braun erklärt – dazu komme oft eine Heimatverbundenheit. „Diejenigen, die im Alter doch überregional umziehen, sind aber schon diejenigen mit einem hohen Vermögen“, fügt Braun hinzu. So gibt es typische Regionen, wohin Senioren ihren Altersruhesitz verlegen – was nicht heißt, dass es der einzige Wohnort ist. Nach der Studie sind das das Voralpenland, die Bodenseeregion oder die Küstenregionen, beispielsweise die Ostsee.