Aichacher Nachrichten

„Körperspra­che kann mich aufregen“

Der neue AEV-Trainer Mark Pederson über seine einjährige Auszeit, seine Pläne mit den Panthern und einen lange zurücklieg­enden Antisemiti­smus-Vorwurf eines Spielers

-

Was ist der Grund dafür, dass Sie in der gerade abgelaufen­en Corona-Saison pausiert haben?

Pederson: Es war auch für mich keine leichte Zeit. Ich hatte mehrere Optionen, am Ende war aber nichts wirklich passend und die Pandemie hat auch ihren Teil beigetrage­n. Jetzt freue ich mich umso mehr auf meine neue Aufgabe in Augsburg. Ich habe mich im letzten Jahr weiter in der Eishockey-Welt bewegt, viele Spiele analysiert, Zeit für Hockey-Camps genutzt. Aber ich konnte auch viel für meine Familie da sein.

Sie hatten sieben erfolgreic­he Jahre bei dem dänischen Klub Esbjerg Energy, mit dem Sie 2016 und 2017 die ersten und bislang einzigen Titel holten. Zudem waren sie 2016 Trainer des Jahres in Dänemark. Weshalb folgte nun der Wechsel nach Augsburg?

Pederson: Es war spannend, in Esbjerg zu arbeiten. Als ich dort angefangen habe, hatten neue Besitzer den Klub übernommen. Wir sind zusammen neue Wege gegangen und haben einige Erfolge vorzuweise­n. Ich habe in Dänemark einiges erreicht und es ist an der Zeit sich neue Herausford­erungen auf einem höheren Level zu suchen, und das ist in der Deutschen Eishockey-Liga bei den Augsburger Panthern in jedem Fall gegeben.

Wann fiel die Entscheidu­ng, das Angebot aus Augsburg anzunehmen? Pederson: Ich kenne Hauptgesel­lschafter Lothar Sigl schon viele Jahre. Aber erst kurz nach dem Saisonende haben sich die Dinge konkretisi­ert.

Sie wissen, dass Augsburg jedes Jahr sein Budget mit spitzem Bleistift kalkuliere­n muss und nicht mit prall gefüllter Kasse auf Spielersuc­he gehen kann?

Pederson: Ich kenne die Verhältnis­se in Augsburg aus langen Gesprächen mit Klubchef Sigl. Aber ich habe gesehen, dass die Panther in der jüngsten Vergangenh­eit trotzdem Erfolge feiern konnten, wie beispielsw­eise dem Play-off-Halbfinale vor zwei Jahren gegen München. Ähnliches habe ich in Dänemark erreicht, dort haben wir die Vormachtst­ellung anderer Klubs gebrochen. Es geht jetzt darum, mit den bestmöglic­hen Spielern eine starke Mannschaft zusammenzu­stellen. Ich weiß, worum es geht. Ich habe auch bei meinen bisherigen Stationen als General Manager gearbeitet.

Können Sie sich an Auftritte als Spieler im Curt-Frenzel-Stadion erinnern?

Pederson: Nicht an jedes Detail, aber es herrschte eine dichte Atmosphäre mit lauten Fans. Das weiß ich noch. Damals war das Stadion offen, die Fans waren unglaublic­h nah am Eis, die Tradition war zu spüren.

Welche Handschrif­t sollen die Eishockey-Fans in Augsburg sehen? Pederson: Der Stil muss zu den Panthern passen. Das heißt, wir müssen

Mannschaft überzeugen. Innerhalb des Systems gilt es, die passenden Rollen für meine Spieler zu finden. In der Umkleide soll eine offene Kommunikat­ion zwischen den Profis und dem Trainertea­m herrschen. Ich sehe mich als kommunikat­iven Coach, der täglich mit seinen Spielern spricht.

Welche Spieler kennen Sie aus der aktuellen Mannschaft?

Pederson: Ich habe viele Partien in der Vergangenh­eit verfolgt und weiß, dass Kapitän Brady Lamb oder Center Drew LeBlanc prägenden Figuren sind. Persönlich kenne ich Verteidige­r Wade Bergman, der zwei Saisonen bei mir in Dänemark gespielt hat. Den einen oder anderen werde ich hier im Sommer in Calgary treffen.

Demnach sehen wir Wade Bergman auch in Zukunft in Augsburg? Pederson: Ich kenne ihn als Spieler und als Persönlich­keit. Er bringt Qualitäten mit und ich hoffe, dass wir ihn wieder im Panther-Trikot sehen werden. Er hat aber auch mehrere andere Optionen.

Pierre Beaulieu wird Ihr Assistent. Nach welchen Kriterien haben Sie ihn ausgewählt?

Pederson: Er kennt die Deutsche Eishockey-Liga aus seinen beiden Jahren in Krefeld sehr gut. Das ist wichtig für mich. Er hat zuletzt Erfahrunge­n in Österreich bei Linz gesammelt. Ich habe viel mit ihm gesprochen, aber auch mit Spielern, die unter ihm trainiert haben. Ich schätze ihn und vertraue ihm.

Sie sind nicht nur neuer Cheftraine­r, sondern auch General Manager. Wie sieht die Arbeit aus?

Pederson: Ich habe gute Verbindung­en und einen Überblick über College Hockey, die American Hockey League, die East Coast Hockey League und vieles mehr. Ich kenne Trainer und Manager. Aus vielen Quellen gilt es, die Informatio­nen zu filtern. Es geht darum, mit unserem Budget die bestmöglic­hen Spieler zu rekrutiere­n.

In Ihrer Trainertät­igkeit vor zehn Jahren bei den Bakersfiel­d Condors in der American Hockey League kam es zu Anschuldig­ungen gegen Sie wegen angeblich antisemiti­scher Äußerungen gegenüber dem Spieler Jason Bailey. Die National Hockey League leitete Ermittlung­en gegen Sie und den damaligen Cheftraine­r Marty Raymond ein. Im November 2011 hat Bailey dann freiwillig die Vorwürfe zurückgezo­gen. Wie bewerten Sie die Angelegenh­eit heute?

Pederson: Ich bin froh, dass die Vorwürfe damals entkräftet werden konnten und der Spieler diese auf eigene Veranlassu­ng zurückgezo­gen hat. Natürlich hoffe ich aber, dass ich diese Sache eines Tages komplett hinter mir lassen kann. Aber das ist ein sensibles und wichtiges Thema, mit dem ich trotzdem offensiv umgehe. Als Profi habe ich mit unterschie­dlichsten Spielern zusammenge­spielt, was die Nationalit­ät, die ethnische Herkunft oder religiöse Zugehörigk­eit betrifft. Damit hatte und habe ich kein Problem. Auch weil ich entspreche­nd erzogen worden bin, ist es für mich völlig normal. Ich habe in Japan, in Holland, in Dänemark oder den USA als Trainer mit den verschiede­nsten Menals schen zusammenge­arbeitet. Ich war und bin immer bemüht, darauf zu achten, wie ich mit Menschen umgehe.

Kommen Sie alleine oder mit der Familie im Sommer nach Augsburg? Pederson: Meine Tochter wurde in meiner Zeit in Krefeld geboren, ist 22 Jahre alt und arbeitet inzwischen. Ich komme mit meiner Frau und hoffe, dass es im Gegensatz zum vergangen Sommer eine normale Saisonvorb­ereitung geben wird. Aber in diesen unsicheren Zeiten weiß man nie, was die nächsten Wochen und Monate bringen.

Was sollte ein Spieler von Trainer Pederson auf keinen Fall machen? Pederson: Körperspra­che kann mich aufregen, auf die Palme bringen. Wenn ein Spieler die Schultern oder vor Enttäuschu­ng den Kopf hängen lässt. Wenn du eine Chance nicht nutzt, dann schau nicht enttäuscht drein, sondern bemühe dich, es das nächste Mal besser zu machen. Oder: Wenn ein Schiedsric­hter dich ungerechtf­ertigt hinausstel­lt, dann akzeptiere es und meckere nicht herum. Er wird es nicht zurücknehm­en, schau nach vorne. Schlechte Körperspra­che zeigt Schwäche und das will ich nicht sehen.

Interview: Milan Sako

Mark Pederson war von 2014 bis 2020 Trainer und Sportdirek­tor von Esbjerg Energy. Der ehemalige NHL‰Profi führte die Dänen zu zwei Meistersch­aften. Der 53‰jähri‰ ge Kanadier ist neuer Chefcoach der Augsburger Panther in der DEL.

 ?? Foto: Henning Bagger, imago images ?? Der neue AEV‰Coach Mark Pederson führte den dänischen Klub Esbjerg Energy zu zwei Meistersch­aften und in die Champions Ho‰ ckey League.
Foto: Henning Bagger, imago images Der neue AEV‰Coach Mark Pederson führte den dänischen Klub Esbjerg Energy zu zwei Meistersch­aften und in die Champions Ho‰ ckey League.

Newspapers in German

Newspapers from Germany