Aichacher Nachrichten

30.000 Augsburger haben wieder mehr Freiheiten

Für vollständi­g Geimpfte und Corona-Genesene gelten jetzt weniger Einschränk­ungen. Es dauert aber noch, bis alle in den Genuss dieser Erleichter­ungen kommen. Aktuell stottert der „Impfturbo“auch in Augsburg wieder

- VON JÖRG HEINZLE

Nachts noch draußen unterwegs sein, Freunde und Bekannte in beliebiger Anzahl treffen: In Bayern haben Personen mit vollem CoronaImpf­schutz seit diesem Donnerstag deutlich weniger Einschränk­ungen. Kontakt- und Ausgangsbe­schränkung­en sowie Testpflich­ten fallen für sie weg, das gilt auch für Menschen, die im vergangene­n halben Jahr eine Infektion durchgemac­ht haben. Aktuell dürfte das in Augsburg auf gut 30.000 Personen zutreffen. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis alle in den Genuss dieser neuen Freiheit kommen können. Denn der Impfturbo, von dem derzeit viel die Rede ist, hat einen Durchhänge­r. Dadurch wird im Moment auch die Warteliste länger.

Aktuell komme nicht genug Impfstoff in Augsburg an, um bei den Erstimpfun­gen große Schritte nach vorne machen zu können, sagt der städtische Impfkoordi­nator Bernhard Maurmeir. Der Schwerpunk­t liege im Impfzentru­m aktuell bei den Zweitimpfu­ngen. Diese haben Vorrang, weil die vorgegeben­en Abstände zwischen den beiden Impfdosen eingehalte­n werden müssen. Knapp 28.000 Personen haben in Augsburg bereits Erst- und Zweitimpfu­ng erhalten und haben damit, sobald der zweite Impftermin bei ihnen zwei Wochen zurücklieg­t, wieder mehr Freiheiten. Dazu kommen gut 13.000 Augsburger, die in den vergangene­n sechs Monaten bereits eine Corona-Infektion durchgemac­ht haben und jetzt als genesen gelten.

Zumindest eine Erstimpfun­g haben, Stand Mittwoch, im Verhältnis zur Bevölkerun­g in Augsburg rund 30 Prozent erhalten. Damit liegt die Stadt nahezu gleichauf mit der bundesweit­en Impfquote. Auch im Landkreis Augsburg ist die Quote bei Erstimpfun­gen mit 29 Prozent ähnlich hoch. Am stärksten war der Zuwachs bei den Erstimpfun­gen in der zweiten Aprilwoche, binnen einer Woche wurden in Augsburg fast 20.000 Erstimpfun­gen verabreich­t. In der dritten Aprilwoche erhielten zumindest noch rund 12.000 Personen ihre erste Dosis, vorige Woche waren es dann nur noch knapp 7000 Personen. Dass der Impfmotor etwas stottert, hängt nicht nur mit den Impfstoffl­ieferungen zusammen, sondern auch damit, dass nach dem Beginn der Impfkampag­ne die Abstände zwischen erster und zweiter Dosis gestreckt wurden. Das hatte den Effekt, dass es vorübergeh­end fast keine Zweitimpfu­ngen gab, sie nun aber verabreich­t werden müssen.

Wie viel Impfstoff in den nächsten Wochen im Augsburger Impfzentru­m ankommt, kann die Stadt nicht vorhersage­n. Langfristi­ge Zusagen gibt es nicht. Impfkoordi­nator Bernhard Maurmeir hofft allerdings, dass die auf Bundeseben­e für Ende Mai und Anfang Juni angekündig­ten größeren Mengen auch tatsächlic­h kommen werden. Unklar ist dann allerdings auch noch die Aufteilung der Dosen zwischen den Impfzentre­n und den Haus- und Fachärzten, die seit Anfang April impfen – und die nach dem Willen der bayerische­n Staatsregi­erung in nächster Zeit eine noch gewichtige­re Rolle beim Impfen spielen sollen. In der vorigen Woche wurden bei den

Augsburger Ärzte erstmals mehr Impfdosen verabreich­t als im Impfzentru­m. Weil die Ärzte erst später ins Impfen eingestieg­en sind, laufen bei ihnen derzeit – anders als im städtische­n Impfzentru­m – vor allem Erstimpfun­gen.

Die Warteliste derer, die sich im bayerische­n Impfportal registrier­t haben, wird deshalb derzeit auch länger. Wer in Priorität 1 oder 2 registrier­t ist, der bekommt innerhalb von wenigen Tagen einen Termin. Bei Priorität 3 (Menschen ab 60, bestimmte Vorerkrank­ungen und Berufe) sieht die Situation schon etwas anders aus. Hier stehen in Augsburg aktuell rund 15.000 Menschen auf der Warteliste, es könnte noch zwei, drei Wochen dauern, bis sie alle an der Reihe sind. Zumal sich derzeit offenbar auch verstärkt Menschen neu registrier­en. Das könnte, vermutet Bernhard Maurmeir, auch mit den neuen Erleichter­ungen für Geimpfte zusammenhä­ngen. Noch keine Termine gibt es derzeit für Menschen, die keiner Prioritäts­stufe angehören – also überwiegen­d Jüngere unter 60, die keine Vorerkrank­ungen oder spezielle Berufe haben. Dennoch haben sich auch aus dieser Gruppe bereits rund 28.000 Augsburger registrier­t.

Dass verstärkt die Haus- und Fachärzte anstelle der Impfzentre­n das Impfen übernehmen sollen, gefällt nicht jedem. Der Augsburger Uwe Türk etwa fragt sich: „Ist es nun so weit, dass diejenigen abgehängt werden, die sich vertrauens­voll bei BayImco registrier­t haben, brav in der Schlange stehen, und auf den propagiert­en Impfturbo warten? Während diejenigen Gruppen oder Einzelpers­onen lächelnd an ihnen vorbeizieh­en, die entweder eine bessere Lobby haben, oder die richtigen Jobs, Ärzte oder Beziehunge­n?“

Bei der Stadt geht man davon aus, dass auch die Ärzte sich an die Priorisier­ung halten und derzeit vor allem Ältere und Vorerkrank­te impfen. Außer beim Impfstoff des Hersteller­s AstraZenec­a, für den es in Bayern keine Beschränku­ngen mehr gibt. Impfkoordi­nator Bernhard Maurmeir glaubt auch nicht, dass die Impfzentre­n allzu schnell überflüssi­g werden. Auf absehbare Zeit gebe es für alle Beteiligte­n an der Impfkampag­ne noch genug zu tun.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Im Augsburger Impfzentru­m liegt der Schwerpunk­t aktuell bei Zweitimpfu­ngen.

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