30.000 Augsburger haben wieder mehr Freiheiten
Für vollständig Geimpfte und Corona-Genesene gelten jetzt weniger Einschränkungen. Es dauert aber noch, bis alle in den Genuss dieser Erleichterungen kommen. Aktuell stottert der „Impfturbo“auch in Augsburg wieder
Nachts noch draußen unterwegs sein, Freunde und Bekannte in beliebiger Anzahl treffen: In Bayern haben Personen mit vollem CoronaImpfschutz seit diesem Donnerstag deutlich weniger Einschränkungen. Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen sowie Testpflichten fallen für sie weg, das gilt auch für Menschen, die im vergangenen halben Jahr eine Infektion durchgemacht haben. Aktuell dürfte das in Augsburg auf gut 30.000 Personen zutreffen. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis alle in den Genuss dieser neuen Freiheit kommen können. Denn der Impfturbo, von dem derzeit viel die Rede ist, hat einen Durchhänger. Dadurch wird im Moment auch die Warteliste länger.
Aktuell komme nicht genug Impfstoff in Augsburg an, um bei den Erstimpfungen große Schritte nach vorne machen zu können, sagt der städtische Impfkoordinator Bernhard Maurmeir. Der Schwerpunkt liege im Impfzentrum aktuell bei den Zweitimpfungen. Diese haben Vorrang, weil die vorgegebenen Abstände zwischen den beiden Impfdosen eingehalten werden müssen. Knapp 28.000 Personen haben in Augsburg bereits Erst- und Zweitimpfung erhalten und haben damit, sobald der zweite Impftermin bei ihnen zwei Wochen zurückliegt, wieder mehr Freiheiten. Dazu kommen gut 13.000 Augsburger, die in den vergangenen sechs Monaten bereits eine Corona-Infektion durchgemacht haben und jetzt als genesen gelten.
Zumindest eine Erstimpfung haben, Stand Mittwoch, im Verhältnis zur Bevölkerung in Augsburg rund 30 Prozent erhalten. Damit liegt die Stadt nahezu gleichauf mit der bundesweiten Impfquote. Auch im Landkreis Augsburg ist die Quote bei Erstimpfungen mit 29 Prozent ähnlich hoch. Am stärksten war der Zuwachs bei den Erstimpfungen in der zweiten Aprilwoche, binnen einer Woche wurden in Augsburg fast 20.000 Erstimpfungen verabreicht. In der dritten Aprilwoche erhielten zumindest noch rund 12.000 Personen ihre erste Dosis, vorige Woche waren es dann nur noch knapp 7000 Personen. Dass der Impfmotor etwas stottert, hängt nicht nur mit den Impfstofflieferungen zusammen, sondern auch damit, dass nach dem Beginn der Impfkampagne die Abstände zwischen erster und zweiter Dosis gestreckt wurden. Das hatte den Effekt, dass es vorübergehend fast keine Zweitimpfungen gab, sie nun aber verabreicht werden müssen.
Wie viel Impfstoff in den nächsten Wochen im Augsburger Impfzentrum ankommt, kann die Stadt nicht vorhersagen. Langfristige Zusagen gibt es nicht. Impfkoordinator Bernhard Maurmeir hofft allerdings, dass die auf Bundesebene für Ende Mai und Anfang Juni angekündigten größeren Mengen auch tatsächlich kommen werden. Unklar ist dann allerdings auch noch die Aufteilung der Dosen zwischen den Impfzentren und den Haus- und Fachärzten, die seit Anfang April impfen – und die nach dem Willen der bayerischen Staatsregierung in nächster Zeit eine noch gewichtigere Rolle beim Impfen spielen sollen. In der vorigen Woche wurden bei den
Augsburger Ärzte erstmals mehr Impfdosen verabreicht als im Impfzentrum. Weil die Ärzte erst später ins Impfen eingestiegen sind, laufen bei ihnen derzeit – anders als im städtischen Impfzentrum – vor allem Erstimpfungen.
Die Warteliste derer, die sich im bayerischen Impfportal registriert haben, wird deshalb derzeit auch länger. Wer in Priorität 1 oder 2 registriert ist, der bekommt innerhalb von wenigen Tagen einen Termin. Bei Priorität 3 (Menschen ab 60, bestimmte Vorerkrankungen und Berufe) sieht die Situation schon etwas anders aus. Hier stehen in Augsburg aktuell rund 15.000 Menschen auf der Warteliste, es könnte noch zwei, drei Wochen dauern, bis sie alle an der Reihe sind. Zumal sich derzeit offenbar auch verstärkt Menschen neu registrieren. Das könnte, vermutet Bernhard Maurmeir, auch mit den neuen Erleichterungen für Geimpfte zusammenhängen. Noch keine Termine gibt es derzeit für Menschen, die keiner Prioritätsstufe angehören – also überwiegend Jüngere unter 60, die keine Vorerkrankungen oder spezielle Berufe haben. Dennoch haben sich auch aus dieser Gruppe bereits rund 28.000 Augsburger registriert.
Dass verstärkt die Haus- und Fachärzte anstelle der Impfzentren das Impfen übernehmen sollen, gefällt nicht jedem. Der Augsburger Uwe Türk etwa fragt sich: „Ist es nun so weit, dass diejenigen abgehängt werden, die sich vertrauensvoll bei BayImco registriert haben, brav in der Schlange stehen, und auf den propagierten Impfturbo warten? Während diejenigen Gruppen oder Einzelpersonen lächelnd an ihnen vorbeiziehen, die entweder eine bessere Lobby haben, oder die richtigen Jobs, Ärzte oder Beziehungen?“
Bei der Stadt geht man davon aus, dass auch die Ärzte sich an die Priorisierung halten und derzeit vor allem Ältere und Vorerkrankte impfen. Außer beim Impfstoff des Herstellers AstraZeneca, für den es in Bayern keine Beschränkungen mehr gibt. Impfkoordinator Bernhard Maurmeir glaubt auch nicht, dass die Impfzentren allzu schnell überflüssig werden. Auf absehbare Zeit gebe es für alle Beteiligten an der Impfkampagne noch genug zu tun.