Aichacher Nachrichten

Ganz oder gar nicht – oder irgendwas dazwischen?

Altstadtfe­st Die Stadt startet über ein Jahr vor dem großen Fest die Vorbereitu­ngen für die „Friedberge­r Zeit“2022 – aber unter Vorbehalt. Wie blicken Vereine, Wirte und Handwerker auf eine Großverans­taltung in Corona-Zeiten?

- VON UTE KROGULL

Friedberg Die meisten Großverans­taltungen im Sommer 2021 wurden abgesagt. Die Stadt Friedberg hofft jedoch, dass ihr Altstadtfe­st vom 8. bis 17. Juli 2022 über die Bühne gehen kann. Im September muss der Stadtrat eine Entscheidu­ng fällen. Was sagen diejenigen, die das Fest tragen, die Handwerker und Vereine, die Wirte und Initiatore­n? Hubert Raab, der die „Friedberge­r Zeit“1989 mit ins Leben gerufen hat, vertritt eine klare Meinung.

„Unser Altstadtfe­st ist das größte Fest Schwabens. Das Niveau muss man halten, auch in schwierige­n Zeiten“, betonen Hubert und Gabriele Raab. Maske zum Gewand: Das geht für die beiden gar nicht. „Wir wollen auf keinen Fall ein abgespeckt­es Stadtfest.“

Dass die Stadt erst einmal Stoffe für die Gewänder kauft, die Nähstube im Trinkl-Anwesen einrichtet und Eintrittss­iegel bestellt, hält Raab für einen guten ersten Schritt. Im Herbst müsse aber die Entscheidu­ng fallen. „Da brauchen wir Sicherheit für Verträge.“Raab hofft, dass im Laufe dieses Jahres Bestimmung­en von der Regierung herausgege­ben würden, auf deren Grundlage der Stadtrat entscheide­n kann. „Wenn dann eine weitere CoronaWell­e kommt, können wir nichts machen.“

Er hält es für besser, das Fest notfalls ausfallen zu lassen, als es um ein Jahr zu verschiebe­n. 2023 nämlich finden schon das (aus Rücksicht auf

Friedberg dorthin verschoben­e) Aichacher Stadtfest und das 2021 abgesagte Neuburger Schlossfes­t, welches einen Zwei-Jahres-Rhythmus hat, statt. Das wäre zu viel Konkurrenz in der Nachbarsch­aft.

Trotz aller Unsicherhe­it laufen bereits Vorgespräc­he. „Bei uns rufen immer wieder Leute an, die mitmachen wollen“, erzählt Raab. So könnte 2022 mit dem Ehepaar Bellanova (Augensache) erstmals ein Optikstand vertreten sein. Auch die Haubenmach­erinnen haben mit ihren langwierig­en Vorbereitu­ngen begonnen. Da einige beteiligte Wirte zwischenze­itlich wegen der Lockdowns aufgeben mussten, stehen laut Raab hier Veränderun­gen bevor.

Martha und Franz Reißner haben das Altstadtfe­st mehrmals organisier­t und sind ihm immer noch eng verbunden. „Es wäre eine große Lücke, wenn es ausfällt“, sagt Martha Reißner. Doch die Massen „im Zaum zu halten“hält die resolute Seniorin nicht für leicht.

Die Strategie der Stadt sei gut. Es reiche, nach den Sommerferi­en alle Akteure anzuschrei­ben und mit den Planungen zu beginnen. Egal ob Sänger oder Standbetre­iber: „Sie sind doch alle heilfroh, wenn sie wieder etwas machen dürfen“, meint Franz Reißner.

In der Stadtratsd­iskussion war die Befürchtun­g angeklunge­n, es könnten wegen Corona Akteure absagen. Zumindest, was die Friedberge­r anbelangt, muss man sich da keine Sorgen machen. Der TSV Friedberg etwa stellt einen Teil der Zöllner, ist aber auch am Programm beteiligt. Vorsitzend­er Karsten Weigl räumt ein, er sei „hin- und hergerisse­n“. Die Argumentat­ion der Politik, man wolle ein Zeichen des Optimismus setzen, hält er für nachvollzi­ehbar. 2022 bei der „Friedberge­r Zeit“mitzumache­n, wäre wichtig für den TSV – nicht wegen der Einnahmen aus dem Dienst am Einlass, sondern um wieder zusammenzu­kommen. Im Moment dürfen die Turner ohnehin nicht üben – im Herbst hoffentlic­h schon. „Wir sind flexibel“, so Weigl.

In einer besonderen Situation sind Wirte und Standbetre­iber. Sie habe Corona ohnehin hart getroffen, berichtet Hans Waltner. Die Vorplanung würde bei ihm im Januar beginnen. Problem: Als Wirt und für den Zuckerbäck­erstand muss er verderblic­he Ware einkaufen – ein Risiko. „Ich wäre nicht böse, wenn das Fest abgesagt wird“, meint er deshalb. Es gebe viele Unsicherhe­iten: „Was ist, wenn weniger Besucher reindürfen? Dann rentiert es sich nicht.“Trotzdem ist es für ihn als Friedberge­r Ehrensache mitzumache­n. „Hoffentlic­h kehrt bis dahin Normalität ein“, sagt er.

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Foto: Peter Fastl Wie soll die Stadt Friedberg in Richtung Altstadtfe­st marschiere­n?

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