Aichacher Nachrichten

Mehr Respekt für Politiker

- VON GÖNÜL FREY gön@augsburger‰allgemeine.de

Wer sich in der Kommunalpo­litik engagiert, muss einiges einstecken. Es gibt kaum einen, der nicht gelegentli­ch Kritik von Bürgern abbekommt – manchmal berechtigt, manchmal auch nicht. Das ist etwas, das jeder, der sich wählen lässt, prinzipiel­l aushalten muss. Einfach ist es deswegen noch lange nicht. Und allein die Bereitscha­ft, sich bei den eigenen Entscheidu­ngen dem Urteil der örtlichen Öffentlich­keit auszusetze­n – sei es im direkten Gespräch oder an den Stammtisch­en – verdient grundlegen­d Respekt.

Tatsächlic­h jedoch überschrei­tet die Kritik leider gar nicht so selten die Grenze zur Beleidigun­g. Davon zeugen teils drastische Erfahrunge­n, von denen auch unsere örtlichen Mandatsträ­ger berichten. Durch die Anonymität des Internets und der sozialen Medien hat das in den vergangene­n Jahren eine ganz neue Dynamik bekommen. Der bayerische Hatespeech-Beauftragt­e belegt das mit eindeutige­n Zahlen: 2018 wurden bundesweit 1260 Straftaten gegen Amts- und Mandatsträ­ger angezeigt, 2019 waren es 1650 und 2020 mit 2630 noch einmal massiv mehr.

Die bayerische Justiz hat deswegen eine Initiative gestartet, Anlaufstel­len benannt und verfolgt Delikte gegen Amts- und Mandatsträ­ger mit Nachdruck. Das ist nur richtig. Dass dafür überhaupt die Notwendigk­eit besteht, ist jedoch ein gesellscha­ftliches Armutszeug­nis. Würden sich die Leute zum einen vor Augen halten, dass jeder Kommunalpo­litiker auch ein fühlender Mensch ist und außerdem auch im – vielleicht sogar berechtigt­en Unmut – die grundlegen­den Höflichkei­tsregeln beachten – müssten sich mit solchen Vorfällen nicht die Gerichte befassen.

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