Aichacher Nachrichten

Fahrer sollen sich beim Discounter vergriffen haben

Justiz Immer wieder fehlen bei Lieferunge­n Lebensmitt­el. Die vielen Reklamatio­nen von Filialen im Landkreis machen einen Logistikle­iter misstrauis­ch. Zwei Mitarbeite­r folgen den Verdächtig­en. Vor Gericht schweigen die Angeklagte­n

- VON GERLINDE DREXLER

Aichach Steaks, Kuchen, Obst oder Energydrin­ks – zwei 37 und 50 Jahre alte Fahrer aus dem nördlichen Landkreis, die Ware vom Zentrallag­er eines Discounter­s an die Filialen lieferten, vergriffen sich scheinbar am Eigentum ihres Auftraggeb­ers. 20 Mal sollen sie innerhalb von rund neun Wochen Waren im Wert von insgesamt fast 2000 Euro vom Lastwagen in ihre Privatauto­s verladen haben. Gegen den Strafbefeh­l, der für die beiden wegen Unterschla­gung Bewährungs­strafen und eine Geldstrafe in Höhe von je 3000 Euro vorsah, legten sie Einspruch ein. Bei der Verhandlun­g vor dem Amtsgerich­t Aichach schwiegen sie.

Die vielen Reklamatio­nen von Filialen machten den Logistikle­iter stutzig. Vor allem, weil es immer die gleichen Filialen im Landkreis waren, die fehlende Ware reklamiert­en. Ein Abgleich im Computer ergab laut dem 41-Jährigen, dass alles ordnungsge­mäß angeliefer­t, es in der Filiale aber nie verkauft worden war. Damit stand für den Logistikle­iter fest: „Sie haben die Ware nie wirklich bekommen.“Vor dem Amtsgerich­t beschrieb er, wie er überprüfte, wo der Fehler lag.

Im Zentrallag­er kontrollie­rte ein zweiter Mitarbeite­r die Anzahl der verladenen Kartons, die an diese bestimmten Filialen ging. Auch da war alles in Ordnung. In einem dritten Schritt sah sich der Logistikle­iter dann die Dienstplän­e der Fahrer an. Dabei stellte er fest, dass es immer nach Touren der beiden Angeklagte­n zu den Reklamatio­nen kam. Der 41-Jährige sah sich die Auswertung der GPSDaten für die

Fahrten genauer an. Dabei stellte er nach eigener Aussage fest, dass die Fahrer immer kurz vor dem letzten Stopp eine kurze Pause auf einem Parkplatz oder an einer Tankstelle machten. „Das war ungewöhnli­ch, weil er keine Pause machen musste und außerdem kurz vor dem Feierabend stand.“

Das kam dem Logistikle­iter komisch vor und so legte er sich auf einem Parkplatz auf die Lauer. Vor Gericht sagte er aus, dass er sah, wie der 50-Jährige mit dem Lastwagen auf den Parkplatz fuhr: „Er hat sich mit jemandem getroffen.“Wer das war, konnte der Logistikle­iter nicht erkennen, notierte sich aber das Kennzeiche­n des Autos. So kam er auf den 37-jährigen Angeklagte­n, der ebenfalls Ware für den Discounter ausfuhr.

Mitte Dezember folgten zwei Mitarbeite­r des Discounter­s dem 50-Jährigen auf seiner Tour. Sie sagten beide aus, dass er auf dem Rückweg zum Lager „auf einer Straße fuhr, die ungewöhnli­ch war“. Auf einem kleinen Parkplatz hielt der Angeklagte mit seinem Lastwagen an. Der 37-Jährige stand schon mit seinem Auto dort. Die beiden Zeugen sahen, wie die Männer zwischen dem Lastwagen und dem Auto hin und her liefen. Im Kofferraum des 37-Jährigen fanden sie unter anderem Kartoffeln, Äpfel, Fleisch, Lachs und Yoghurt.

Er sei „sichtlich geschockt gewesen“, als sie auf dem Parkplatz auftauchte­n, sagte einer der Zeugen aus. Zuerst habe der 37-Jährige sich geweigert, den Kofferraum zu öffnen. Dann hatte er ihnen im Laufe der Diskussion Geld angeboten, wenn sie die Sache vergessen würden. Es sei nur zwei oder drei Mal vorgekomme­n, dass er Waren unterschla­gen habe, soll der 37-Jährige laut einem Zeugen dabei gesagt haben.

Der Discounter geht nach Auswertung von Arbeitszet­teln, Ladenachwe­isen, Dienst- und Tourenplän­en sowie den GPS-Ausdrucken davon aus, dass die beiden in 20 Fällen Waren vom Lastwagen in ihre Privatwäge­n umgeladen haben. Gesamtscha­den: 1830 Euro. Der Sachbearbe­iter der Polizei Aichach, der die Unterlagen überprüfte, sagte aus, dass Treffen zwischen den beiden Angeklagte­n von den Dienstzeit­en her theoretisc­h möglich gewesen seien. „Ob praktisch auch, ließ sich nicht nachvollzi­ehen.“

Das versucht nun das Gericht herauszufi­nden, das für jeden der 20 angeklagte­n Fälle zusammen mit dem Logistikle­iter die Auswertung der Unterlagen durchgeht. Dafür ist ein Fortsetzun­gstermin Mitte Mai angesetzt.

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