Letzte Ruhe in der Natur
In den Gumppenberg’schen Wäldern westlich von Pöttmes könnte der erste Bestattungswald der Region auf einer Fläche von rund 26 Hektar entstehen. Wie die Baumgräber aussehen und was sie kosten
In den Gumppenberg’schen Wäldern westlich von Pöttmes könnte der erste Bestattungswald der Region entstehen. Wie die Baumgräber aussehen.
AichachFriedberg/Pöttmes In den Wäldern westlich von Pöttmes könnten bald Menschen ihre letzte Ruhestätte finden. Im Pöttmeser Marktgemeinderat gab es für die Pläne einhellige Zustimmung. Franziskus Freiherr von Gumppenberg sowie ein Vertreter der Firma Friedwald stellten sie im Gremium vor. Dabei erläuterten sie auch, wie Baumgräber aussehen und was die wichtigsten Unterschiede zu Friedhöfen sind.
Es wäre der erste Bestattungswald des Unternehmens in der Region. 2019 wollten die Fugger’schen Stiftungen einen Bestattungswald bei Blumenthal (Aichach) anbieten – in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Waldruh St. Katharinen. Es betreibt mehrere solcher Einrichtungen, unter anderem in Harburg im Kreis Donau-Ries. Eine Mehrheit im Stadtrat votierte dagegen.
Für den Bestattungswald im Westen von Pöttmes ist ein rund 26 Hektar großes Areal vorgesehen. Rund 80 bis 100 Bäume pro Hektar würden als Bestattungsbäume ausgewählt. Bis zu 20 Urnen können darunter im Abstand von zwei bis drei Metern beigesetzt werden. Erdbestattungen sind nicht möglich.
Stephan Martini von der Firma Friedwald sprach von einem steigenden Trend zur Einäscherung in Deutschland und zur Natur: „Viele empfinden den Wald als tröstliche Alternative.“Zudem entfalle die Grabpflege, die gerade für ältere oder weit entfernt lebende Angehörige nicht machbar sei.
Bei den Baumgräbern handle es sich nicht um anonyme Bestattungen. Die Namen der Verstorbenen seien auf Namenstafeln an den Bäumen zu lesen. Knapp die Hälfte der Verstorbenen wähle ihren späteren Grabplatz zu Lebzeiten aus, so Martini. Ob eine Beisetzung mit Pfarrer stattfindet oder individuell gestaltet wird, bleibe jedem selbst überlassen. Üblicherweise aber fänden die Trauerfeiern in der Heimatgemeinde des Verstorbenen statt.
Die Ruhestätten können Martini zufolge bis zu 99 Jahre nach Inbetriebnahme des Bestattungswaldes vergeben werden. Sowohl die Auswahl eines Baumes als auch eines bestimmten Platzes unter einem Baum ist möglich. Die Urnen sind biologisch abbaubar, Grabschmuck ist erlaubt. Die Infrastruktur für einen Bestattungswald besteht aus Parkplätzen, einer Infotafel am Eingang und einem zentralen Ort im Wald mit Bänken und beispielsweise einem Kreuz. Bei Führungen in Bestattungswäldern des Unternehmens können sich Interessierte informieren und ihren bevorzugten Standort aussuchen, so Martini.
Einen Platz in einem Bestattungswald gibt es laut Internetseite des Unternehmens ab 490 Euro, einen Baum mit zwei Plätzen ab 2500 bis zu 7000 Euro. Dazu kommen Beisetzungskosten von derzeit 350 Euro. Sie beinhalten Graböffnung, -schließung und die Urne.
Franziskus Freiherr von Gumppenberg erklärte, im Wald der Gumppenberg’schen Güterinspektion gebe es zwölf Baumarten, unter denen Interessierte wählen könnten. Der Wald sei für einen Bestattungswald gut geeignet. Dieser trage dazu bei, den Wald zukunftsfähig zu erund sei „ein Mehrwert für Pöttmes und Umgebung“.
Die Bewirtschaftung des Waldes werde der jetzigen ähneln, informierte Unternehmensvertreter Martini. Allerdings müssten für Bestattungsbäume manchmal Nachbarbäume entnommen werden, weil sie den anderen in die Krone wüchsen oder die Wurzeln sich Konkurrenz machten. Fällt ein Bestattungsbaum um, wird bei einem Sturm beschädigt oder muss aus anderen Gründen gefällt werden, wird in Absprache mit den Angehörigen ein Ersatzbaum gepflanzt. Das kann ein neuer Baum oder ein älterer Nachbarbaum sein.
Üblicherweise arbeiten beim Modell der Firma Friedwald drei Partner zusammen: Der Waldbesitzer stellt seinen Wald zur Verfügung und sorgt unter anderem für die Verkehrssicherung; die Kommune ist der Friedhofsträger, erstellt die Gebührensatzung, zieht die Gebühnicht ren ein und nimmt die Aufsichtsfunktion wahr; das Unternehmen betreibt den Bestattungswald im Auftrag des Trägers, berät und schließt Verträge mit den Privatkunden und übernimmt die Verwaltungstätigkeiten. Fiele das Unternehmen als Vertragspartner aus, könnten die Gemeinde und die Gumppenberg’sche Güterinspektion einen anderen Dienstleister suchen, den Bestattungswald selbst weiterbetreiben oder den Ist-Zustand „einfrieren“, so Martini.
Das Unternehmen Friedwald mit rund 150 Mitarbeitern hat seinen Sitz bei Darmstadt (Hessen). 2001 eröffnete sein erster Bestattungswald. 74 solche gibt es inzwischen nach Unternehmensangaben, drei davon in kirchlicher Trägerschaft. In Bayern gibt es bislang Bestattungswälder der Firma nahe Kitzingen (Unterfranken), Rieneck (Unterfranken), Ebermannstadt (Oberfranken) und Pappenheim (Mittelhalten, franken). Bestattungswälder der Firma Friedwald sind nicht konfessionell gebunden. Martini unterstrich aber, für besonders gläubige Katholiken, Moslems oder Juden komme ein Bestattungswald nicht infrage. Franziskus Freiherr von Gumppenberg hatte in Erfahrung gebracht, dass die Angelegenheit im Bistum noch einmal diskutiert werden soll. Er sagte: „Ich glaube, dass eine Beisetzung im Wald mit dem gleichen Respekt vor dem Toten gemacht werden kann wie auf einem Friedhof.“Der Marktgemeinderat beauftragte die Verwaltung damit, die nächsten Schritte zu prüfen. Zweiter Bürgermeister Manfred Graser (Bürgerblock) hielt den Standort für gut. Dritter Bürgermeister Hubert Golde (CSU) konnte sich das Projekt ebenfalls gut vorstellen. CSU-Fraktionssprecher Christian Vetter sah den Bestattungswald sogar als „gutes Reiseziel für Touristen“.