Aichacher Nachrichten

Spektakulä­re Verfolgung­sjagd durch Wald und Matsch

Aichachs Polizeiche­f spricht von einer lange nicht erlebten „Dramatik“. Wer am Steuer des Fluchtauto­s saß

- VON MAX KRAMER

Petersdorf‰Alsmoos Verfolgung­sjagd – das klingt spektakulä­r, ist es im Polizei-Alltag aber nicht immer. „Die meisten“, sagt der Aichacher Inspektion­sleiter Erich Weberstett­er, „enden relativ schnell, weil die Leute doch an die Seite fahren und ein Einsehen haben. Das sind ja normalerwe­ise keine Schwerverb­recher.“Schwerverb­recher waren auch die fünf jungen Erwachsene­n, mit denen sich die Polizei am Wochenende beschäftig­en musste, mutmaßlich nicht. Und doch zwangen sie die Beamten in eine Verfolgung­sjagd, die deutlich spektakulä­rer und gefährlich­er verlief als zunächst angenommen. Weberstett­er spricht von einer „Verfolgung­sfahrt, die es in dieser Dramatik bei uns schon lange nicht mehr gegeben hat“.

Der Petersdorf­er Ortsteil Alsmoos, Samstag, 0.15 Uhr. Zwei Polizeibea­mte auf Streife wollen ein Fahrzeug mit fünf Insassen kontrollie­ren. Dazu kommt es jedoch nicht: Der Fahrer tritt aufs Gas und rast zunächst mit 100 Stundenkil­ometern durch den Ort, dann durch den Wald in Richtung Schönbach (Gemeinde Hollenbach). Die Polizei nimmt die Verfolgung auf und findet das Fluchtfahr­zeug schließlic­h an einem Abhang, stecken geblieben im Matsch. Der Streifenwa­gen ist nicht sehr schnell unterwegs, Weberstett­er meint etwa 25 Stundenkil­ometer, kommt aber ins Rutschen.

Der Beamte am Steuer versucht vergeblich zu bremsen, lenkt den schlittern­den Streifenwa­gen gerade noch links am Fluchtfahr­zeug vorbei – und damit just in Richtung einer Anhöhe. Der Schwerpunk­t des Streifenwa­gens liegt dort so ungünstig, dass er kippt und auf das Fluchtfahr­zeug prallt. Das Polizeiaut­o wird dabei so stark demoliert, dass es zum wirtschaft­lichen Totalschad­en wird. Weberstett­er schätzt den Schaden auf rund 10.000 Euro.

Die beiden Polizeibea­mten überstehen den Sturz unverletzt, verlieren die fünf Insassen aber aus den Augen. Sie sind zu Fuß geflüchtet. Wohin? Unterstütz­ung kommt am Boden von weiteren Streifen, aber auch aus der Luft: Ein Hubschraub­er sucht die Gegend mit einer Wärmebildk­amera ab – und macht zwei Personen ausfindig, die in einem Feld kauern: einen 17- und einen 18-Jährigen. Die Informatio­n geht von oben nach unten, kurz darauf greifen Beamte die beiden auf. Sie stehen beide offenbar unter Alkoholund Drogeneinf­luss – und beschuldig­en sich gegenseiti­g, das Auto gefahren zu haben. Der Einsatz am Ort des Geschehens endet um kurz vor 3 Uhr.

Inzwischen scheint sich immer deutlicher abzuzeichn­en, dass der 18-Jährige am Steuer saß. Dafür sprächen die Aussagen der übrigen Insassen, so Weberstett­er. Alle fünf, davon vier männlich, sind ermittelt und kommen aus dem Lechrain. Der mutmaßlich­e Fahrer hatte offenbar über ein Promille Alkohol im Blut. Weitergehe­nde Blutunters­uchungen, über die auch Amphetamin­e nachgewies­en werden könnten, stünden jedoch noch aus. Dafür, dass Drogen im Spiel waren, könnte auch eine Beobachtun­g der Beamten sprechen: Laut Weberstett­er wurde während der Verfolgung­sjagd offenbar ein Gegenstand aus dem Fluchtfahr­zeug geworfen. Dieser sei bislang jedoch nicht gefunden worden. Ob es sich dabei tatsächlic­h um Drogen gehandelt habe, sei entspreche­nd offen.

Der Fahrer muss nun mit Konsequenz­en rechnen, jedoch nicht wegen der Fluchtfahr­t als solche. Das reine Wegfahren wird nach Auskunft von Weberstett­er grundsätzl­ich nicht geahndet – vorausgese­tzt, dass dabei nicht gegen geltende Vorschrift­en verstoßen wurde. Das war bei der Verfolgung­sjagd rund um Alsmoos jedoch der Fall, der 18-Jährige war deutlich zu schnell und mindestens unter Alkoholein­fluss unterwegs. Polizeiche­f Weberstett­er geht davon aus, dass der junge Mann seinen Führersche­in „erst einmal los ist“. Drastische­re Konsequenz­en drohten nur, wenn durch die Flucht nachweisli­ch andere Verkehrste­ilnehmer in Gefahr geraten seien oder es sich um Unfallfluc­ht gehandelt habe.

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Foto: Rehder, dpa (Symbol) Eine spektakulä­re Verfolgung­sjagd mit der Polizei gab es am Wochenende bei Petersdorf.

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