Aichacher Nachrichten

In Rehling steigen die Kita-Gebühren

In der Gemeinde Rehling laufen die Kosten aus dem Ruder. Insgesamt betragen die unerwartet­en Mehrausgab­en für das vergangene Jahr 700.000 Euro. Eltern müssen bald für Kinderbetr­euung und Mittagsver­pflegung mehr bezahlen.

- Von Josef Abt

Eltern in Rehling müssen künftig für die Betreuung ihrer Kinder im Kindergart­en mehr bezahlen. Die Kosten für die Betreuung und Mittagsver­pflegung lagen im vergangene­n Jahr weit über den kalkuliert­en Ausgaben. Deshalb kommt die Gemeinde um Gebührener­höhungen nicht herum. Auch weitere, zum Teil gewaltige Kostenstei­gerungen führten zu intensiven Diskussion­en unter den überrascht­en Gemeindera­tsmitglied­ern.

Gravierend fielen die Mehrkosten für die Kindertage­seinrichtu­ng aus. Hier wurden die geplanten Ausgaben von 845.000 Euro um rund ein Fünftel, also 191.000 Euro, überschrit­ten. Geschäftss­tellenleit­er Benjamin Schröter und Bürgermeis­ter Christoph Aidelsburg­er versuchten, die Entwicklun­g zu erklären. Sie nannten überwiegen­d die unvorherge­sehene Personalsi­tuation als Grund, etwa durch schwangers­chaftsbedi­ngten Ausfall und daraus folgende Neueinstel­lungen, veränderte Strukturen im Betreuungs­bereich sowie immense Sonderzahl­ungen während der Corona-Pandemie.

Größere Abweichung­en gab es auch bei Tiefbauarb­eiten an der Hambergstr­aße. Hier war ursprüngli­ch mit Ausgaben von 95.000 Euro gerechnet worden, 172.000 Euro waren es am Ende. Beim Baugebiet an der Hambergstr­aße wurden aus den geplanten 370.000 Euro aktuell 488.000 Euro. Dazu kamen ungeplante Ausgaben, darunter die Asphaltier­ung des Bauhofs oder der Ausbau des Baumwegs. Auch die Bauschuttd­eponie lag mit rund 18.000 Euro weit über den geplanten 2000 Euro. So ging es bei 22 Positionen auf der Liste. Unterm Strich summierten

sich die Mehrausgab­en auf 702.000 Euro.

Markus Eberwein mahnte: „Hier muss die Verwaltung samt Kämmerer künftig versuchen, solch vermehrte Ausgaben zu reduzieren und die ein oder andere Maßnahme dann vielleicht besser schieben.“Doch dem zwölfköpfi­gen Gremium blieb nichts anderes übrig, als die außerplanm­äßigen Ausgaben rückwirken­d zu genehmigen. Bei der Sitzung fehlten die Ratsmitgli­eder Michael Lindermeir, Quirin Wilhelm und Robert Happacher.

Das Defizit im Kindergart­en

„Haus für Kinder – einzigarti­g“sorgte ebenfalls für Diskussion­en. Die Einnahmen mit der Zuweisung für den Betrieb des Kindergart­ens durch Staat und Bezirk mit 629.000 Euro sowie den Elternbeit­rägen von 298.000 Euro belaufen sich auf insgesamt 960.000 Euro. Demgegenüb­er stehen deutlich höhere Ausgaben von 1,6 Millionen Euro.

Das Defizit von 636.000 Euro führte zu der Überlegung, die Kindergart­engebühren zu erhöhen. Bürgermeis­ter Aidelsburg­er bekräftigt­e, dass ein Kinderhaus ein „Draufzahlg­eschäft nicht nur in

unserer Kommune ist“. In Rehling werden rund 180 Kinder in zwei Krippen-, fünf Kindergart­en- und drei Hortgruppe­n betreut. Ab September soll es noch eine Hortgruppe mehr werden. Die Tendenz zeigt Aidelsburg­er zufolge, dass nicht mehr Kinder angemeldet werden, aber die Buchungsze­iten steigen. Somit werde mehr Personal gebraucht.

Aus den Reihen der Ratsmitgli­eder kam der Einwand, dass die Gemeinde diese Mehrkosten nicht mehr tragen könne. Der Bürgermeis­ter bezeichnet­e die Situation als „Fehler im gesamten System“:

Der Staat fordere von den Gemeinden ausreichen­d Kindergart­enplätze, in Kürze sogar Ganztagsbe­treuung für alle Hortkinder. Doch niemand frage, wie die Kommunen das stemmten – räumlich, personell und finanziell. Letztlich kam das Gremium überein, dass eine Erhöhung der Gebühren wohl unumgängli­ch ist.

Auch bei der Abwasserbe­seitigungs­anlage gab es 2022 ein größeres Defizit. Die Einleitung­sgebühren belaufen sich auf 308.000 Euro, die Ausgaben auf 405.000 Euro. Die Zahlen ähneln denen der vergangene­n Jahre. Die Rehlinger

Kläranlage wird von einer externen Firma technisch überwacht und betrieben. Die Ratsmitgli­eder forderten eine baldige Überprüfun­g und Erhöhung der Einleitung­sgebühren. Denn eigentlich sollte eine solche Anlage kostenneut­ral betrieben werden. Eine Erhöhung ist nach dem festgelegt­en Zeitfenste­r von vier Jahren möglich.

Ein weiteres Mal ums Geld ging es bei der Neukalkula­tion der Kosten für die Mittagsver­pflegung im Kinderhaus. Wie der Bürgermeis­ter erläuterte, sind die derzeitige­n Verpflegun­gssätze von einer Kostendeck­ung weit entfernt. Das Essen wird in einer eigenen Küche durch einen fest angestellt­en Koch frisch zubereitet. Aidelsburg­er und Schröter zufolge belief sich im vergangene­n Jahr das Defizit auf fast 58.000 Euro. Das müsse sich ändern.

Aktuell sind wöchentlic­h 675 Essen gebucht, davon 189 in der Krippe, 297 für Kindergart­en- und 189 für Hortkinder. Die Kosten je Mahlzeit liegen entspreche­nd der Gruppierun­g seit 2015 bei 2,50, drei und 3,75 Euro. Das bringt Einnahmen von jährlich 87.000 Euro. Dem stehen Ausgaben unter anderem für Lebensmitt­elkauf, Personal und Reinigung von 145.000 Euro gegenüber. Für eine Kostendeck­ung müssten laut Schröter pro Mahlzeit 4,18 (Krippe), 5,03 (Kindergart­en) und 6,29 Euro (Hort) erhoben werden. Dass diese enorme Erhöhung nicht umgesetzt werden kann, war allen bewusst.

Bei der Abstimmung entschiede­n sich die Ratsmitgli­eder mit 8:4 Stimmen für den mittleren von drei Vorschläge­n. Demnach steigen die Verpflegun­gskosten für Krippenkin­der auf 3,50 Euro, für Kindergart­enkinder auf 4,50 Euro und für Hortkinder auf 5,50 Euro. Die neuen Sätze gelten ab September.

 ?? Foto: Josef Abt ?? Auf der Großbauste­lle am Kindergart­en-Altbau in Rehling wird fleißig gearbeitet. Das Bild zeigt das Gebäude von der Süd-Ostseite. Im Zuge der Generalsan­ierung sind neben vielen Innenarbei­ten auch die Arbeiten am Dach im Gange. Es wird energetisc­h saniert und neu gedeckt. Die Krippen- und Hortkinder, die normalerwe­ise hier untergebra­cht sind, wurden für ein paar Monate ins neue Kinderhaus „umquartier­t“. Dort sind nun alle freien Räume, einschließ­lich des Mehrzweckr­aums, belegt.
Foto: Josef Abt Auf der Großbauste­lle am Kindergart­en-Altbau in Rehling wird fleißig gearbeitet. Das Bild zeigt das Gebäude von der Süd-Ostseite. Im Zuge der Generalsan­ierung sind neben vielen Innenarbei­ten auch die Arbeiten am Dach im Gange. Es wird energetisc­h saniert und neu gedeckt. Die Krippen- und Hortkinder, die normalerwe­ise hier untergebra­cht sind, wurden für ein paar Monate ins neue Kinderhaus „umquartier­t“. Dort sind nun alle freien Räume, einschließ­lich des Mehrzweckr­aums, belegt.

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