In Rehling steigen die Kita-Gebühren
In der Gemeinde Rehling laufen die Kosten aus dem Ruder. Insgesamt betragen die unerwarteten Mehrausgaben für das vergangene Jahr 700.000 Euro. Eltern müssen bald für Kinderbetreuung und Mittagsverpflegung mehr bezahlen.
Eltern in Rehling müssen künftig für die Betreuung ihrer Kinder im Kindergarten mehr bezahlen. Die Kosten für die Betreuung und Mittagsverpflegung lagen im vergangenen Jahr weit über den kalkulierten Ausgaben. Deshalb kommt die Gemeinde um Gebührenerhöhungen nicht herum. Auch weitere, zum Teil gewaltige Kostensteigerungen führten zu intensiven Diskussionen unter den überraschten Gemeinderatsmitgliedern.
Gravierend fielen die Mehrkosten für die Kindertageseinrichtung aus. Hier wurden die geplanten Ausgaben von 845.000 Euro um rund ein Fünftel, also 191.000 Euro, überschritten. Geschäftsstellenleiter Benjamin Schröter und Bürgermeister Christoph Aidelsburger versuchten, die Entwicklung zu erklären. Sie nannten überwiegend die unvorhergesehene Personalsituation als Grund, etwa durch schwangerschaftsbedingten Ausfall und daraus folgende Neueinstellungen, veränderte Strukturen im Betreuungsbereich sowie immense Sonderzahlungen während der Corona-Pandemie.
Größere Abweichungen gab es auch bei Tiefbauarbeiten an der Hambergstraße. Hier war ursprünglich mit Ausgaben von 95.000 Euro gerechnet worden, 172.000 Euro waren es am Ende. Beim Baugebiet an der Hambergstraße wurden aus den geplanten 370.000 Euro aktuell 488.000 Euro. Dazu kamen ungeplante Ausgaben, darunter die Asphaltierung des Bauhofs oder der Ausbau des Baumwegs. Auch die Bauschuttdeponie lag mit rund 18.000 Euro weit über den geplanten 2000 Euro. So ging es bei 22 Positionen auf der Liste. Unterm Strich summierten
sich die Mehrausgaben auf 702.000 Euro.
Markus Eberwein mahnte: „Hier muss die Verwaltung samt Kämmerer künftig versuchen, solch vermehrte Ausgaben zu reduzieren und die ein oder andere Maßnahme dann vielleicht besser schieben.“Doch dem zwölfköpfigen Gremium blieb nichts anderes übrig, als die außerplanmäßigen Ausgaben rückwirkend zu genehmigen. Bei der Sitzung fehlten die Ratsmitglieder Michael Lindermeir, Quirin Wilhelm und Robert Happacher.
Das Defizit im Kindergarten
„Haus für Kinder – einzigartig“sorgte ebenfalls für Diskussionen. Die Einnahmen mit der Zuweisung für den Betrieb des Kindergartens durch Staat und Bezirk mit 629.000 Euro sowie den Elternbeiträgen von 298.000 Euro belaufen sich auf insgesamt 960.000 Euro. Demgegenüber stehen deutlich höhere Ausgaben von 1,6 Millionen Euro.
Das Defizit von 636.000 Euro führte zu der Überlegung, die Kindergartengebühren zu erhöhen. Bürgermeister Aidelsburger bekräftigte, dass ein Kinderhaus ein „Draufzahlgeschäft nicht nur in
unserer Kommune ist“. In Rehling werden rund 180 Kinder in zwei Krippen-, fünf Kindergarten- und drei Hortgruppen betreut. Ab September soll es noch eine Hortgruppe mehr werden. Die Tendenz zeigt Aidelsburger zufolge, dass nicht mehr Kinder angemeldet werden, aber die Buchungszeiten steigen. Somit werde mehr Personal gebraucht.
Aus den Reihen der Ratsmitglieder kam der Einwand, dass die Gemeinde diese Mehrkosten nicht mehr tragen könne. Der Bürgermeister bezeichnete die Situation als „Fehler im gesamten System“:
Der Staat fordere von den Gemeinden ausreichend Kindergartenplätze, in Kürze sogar Ganztagsbetreuung für alle Hortkinder. Doch niemand frage, wie die Kommunen das stemmten – räumlich, personell und finanziell. Letztlich kam das Gremium überein, dass eine Erhöhung der Gebühren wohl unumgänglich ist.
Auch bei der Abwasserbeseitigungsanlage gab es 2022 ein größeres Defizit. Die Einleitungsgebühren belaufen sich auf 308.000 Euro, die Ausgaben auf 405.000 Euro. Die Zahlen ähneln denen der vergangenen Jahre. Die Rehlinger
Kläranlage wird von einer externen Firma technisch überwacht und betrieben. Die Ratsmitglieder forderten eine baldige Überprüfung und Erhöhung der Einleitungsgebühren. Denn eigentlich sollte eine solche Anlage kostenneutral betrieben werden. Eine Erhöhung ist nach dem festgelegten Zeitfenster von vier Jahren möglich.
Ein weiteres Mal ums Geld ging es bei der Neukalkulation der Kosten für die Mittagsverpflegung im Kinderhaus. Wie der Bürgermeister erläuterte, sind die derzeitigen Verpflegungssätze von einer Kostendeckung weit entfernt. Das Essen wird in einer eigenen Küche durch einen fest angestellten Koch frisch zubereitet. Aidelsburger und Schröter zufolge belief sich im vergangenen Jahr das Defizit auf fast 58.000 Euro. Das müsse sich ändern.
Aktuell sind wöchentlich 675 Essen gebucht, davon 189 in der Krippe, 297 für Kindergarten- und 189 für Hortkinder. Die Kosten je Mahlzeit liegen entsprechend der Gruppierung seit 2015 bei 2,50, drei und 3,75 Euro. Das bringt Einnahmen von jährlich 87.000 Euro. Dem stehen Ausgaben unter anderem für Lebensmittelkauf, Personal und Reinigung von 145.000 Euro gegenüber. Für eine Kostendeckung müssten laut Schröter pro Mahlzeit 4,18 (Krippe), 5,03 (Kindergarten) und 6,29 Euro (Hort) erhoben werden. Dass diese enorme Erhöhung nicht umgesetzt werden kann, war allen bewusst.
Bei der Abstimmung entschieden sich die Ratsmitglieder mit 8:4 Stimmen für den mittleren von drei Vorschlägen. Demnach steigen die Verpflegungskosten für Krippenkinder auf 3,50 Euro, für Kindergartenkinder auf 4,50 Euro und für Hortkinder auf 5,50 Euro. Die neuen Sätze gelten ab September.