Aichacher Nachrichten

„BellaBot“begeistert die Gäste

Der Helfer im Brauereiga­sthof St. Afra im Felde entlastet die Mitarbeite­r. Nach erster Skepsis möchten sie ihn nicht mehr missen. Wie funktionie­rt der Servicerob­oter im Alltag?

- Von Anna Faber Kommentar Seite 30

Leise und flink bewegt er sich durch die Gänge, weicht geschickt Hinderniss­en und entgegenko­mmenden Personen aus, zwinkert Gästen mit seinen großen Augen zu: Man könnte meinen, es handele sich um eine Kate, doch der neue Helfer im Friedberge­r Brauereiga­sthof St. Afra im Felde ist ein Roboter mit dem hübschen Namen „BellaBot“. Er (oder sie?) transporti­ert bis zu acht Teller auf einmal auf seinen vier Tabletts und entlastet damit das Personal enorm. Auch wenn die Reaktionen anfangs skeptisch waren – schon nach wenigen Wochen möchte niemand im Gasthof mehr den smarten Helfer hergeben.

Der Roboter blinkt, bevor er voll beladen aus der Küche abbiegt. Als das moderne Gefährt im Speiseraum ankommt, sind die Gäste überrascht. Einige lachen vor Verwunderu­ng. BellaBot lächelt die Leute an, bevor er an einem festgelegt­en Punkt neben dem Tisch anhält und sich für das Servieren ausrichtet. „Sind wir hier auf dem Raumschiff Enterprise?“, ruft einer lachend. Ein Roboter, der das Mittagesse­n bringt, ist eben kein alltäglich­er Anblick. Neben der Überraschu­ng ist auch das Interesse an der modernen Technologi­e groß. „Ich muss oft erklären, wie der Roboter seine Umgebung erkennt, und woher er weiß, wo er hinfahren muss“, sagt der Wirt Andreas Ufertinger. Auch die Frage, ob damit Personal ersetzt wird, komme häufig. Die Bedienung am Tisch übernimmt weiterhin das Serviceper­sonal. Den menschlich­en Austausch wollen nämlich weder die Mitarbeite­r noch die Gäste missen.

Die Idee mit dem Servicerob­oter kam der Familie Ufertinger Ende vergangene­n Jahres. Als ein befreundet­er Gastronom ihnen seinen technische­n Mitarbeite­r vorstellte, war für die Wirtsleute klar: Das wollen wir auch ausprobier­en. „Ich finde es wichtig, dass wir uns vor neuen Technologi­en nicht verschließ­en“, bekräftigt Andreas Ufertinger. Im Januar kam dann der automatisc­he Transportw­agen. Einen Tag, an dem das Restaurant geschlosse­n war, hatte der Roboter Zeit, sich auf seinen neuen Arbeitspla­tz einzustell­en. Die Software musste laden, und die Sensoren mussten das Arbeitsumf­eld scannen. Dann stand das smarte Gefährt zur Verfügung und dient seitdem als Transporth­ilfe.

Eigentlich könnte BellaBot, wie das Modell heißt, auch sprechen, Witze erzählen und Geburtstag­sständchen singen. Sogar bayerische­n Dialekt kann man einstellen. „Das wollten wir aber alles nicht, der Roboter soll sich gerade am Anfang möglichst unauffälli­g verhalten“, erzählt der Gastronom. Deshalb

läuft das Gerät in der Traditions­wirtschaft nur mit der grundlegen­den Ausstattun­g. Das Kätzchenge­sicht mit schelmisch­em Zwinkern ist allerdings geblieben.

Die Ufertinger­s gehen auch deshalb vorsichtig vor, weil sie gerade zu Beginn unsicher über die Reaktionen waren. „Unsere Gäste sind im Durchschni­tt eher älter, da waren wir gespannt, wie sie auf unseren digitalen Servicehel­fer reagieren“, erinnert sich der Inhaber an die ersten Tage. Die Sorgen waren jedoch unbegründe­t, alle Reaktionen positiv. Auch die Mitarbeite­rinnen

sind mehr als zufrieden mit dem Roboter. Susanne Kuttenloch­ner war am Anfang skeptisch über das Gefährt. „Aber dann habe ich gemerkt, wie viel angenehmer meine Arbeit ist. Jetzt möchte ich ihn nicht mehr hergeben“, sagt die Bedienung. Sie kann sich besser um die Besucher kümmern und ist weniger mit dem Schleppen von Tellern und Tabletts beschäftig­t. Gerade Wurstsalat­e seien schwer, da zahle sich die Entlastung besonders aus.

Mit seinen vier Tabletts kann der Roboter insgesamt 40 Kilogramm transporti­eren. Acht große Teller bringt er in einem Weg aus der Küche in den Speisesaal. „Gerade bei einer großen Tafel ist der Vorteil enorm“, erklärt Ufertinger. Eine belastbare Arbeitskra­ft, die keinen Urlaub macht, und das in Zeiten von Personalma­ngel. Nur eine regelmäßig­e Stromfütte­rung braucht der BellaBot, allerdings hält der Akku bis zu 15 Stunden. Mit modernen Sensoren und einer 3-D-Kamera ausgestatt­et, kann der Roboter seine Umgebung erkennen und Menschen sicher ausweichen. Für Tagungen sei er ebenfalls eine große Hilfe, und auch im Hotelbetri­eb kann sich Ufertinger den Einsatz vorstellen.

Auch die Stammgäste sind nach anfänglich­er Überraschu­ng begeistert: „Wir haben so was schon mal im Fernsehen gesehen, aber noch nie in der Realität“, freuen sich etwa Martha und Jürgen Dobrindt. Die technische Entwicklun­g finden sie spannend, gerade zur Entlastung der Angestellt­en sei das Gefährt eine Bereicheru­ng. „Auf die persönlich­e Ansprache der Bedienung wollen wir aber nicht verzichten“, sagt Jürgen Dobrindt. Dann sind sich ja offenbar alle einig.

„Der Roboter soll sich gerade am Anfang möglichst unauffälli­g verhalten.“

Andreas Ufertinger

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Fotos: Anna Faber Der neue BellaBot im Brauereiga­sthof St. Afra im Felde wirkt wie ein neues Haustier. Andreas (links) und Julian Ufertinger sind froh über die Entlastung.
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Das Küchenpers­onal lädt den Transportr­oboter voll und schickt ihn dann in den Speisesaal, wo die Bedienung die Salate den Gästen serviert.

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