„BellaBot“begeistert die Gäste
Der Helfer im Brauereigasthof St. Afra im Felde entlastet die Mitarbeiter. Nach erster Skepsis möchten sie ihn nicht mehr missen. Wie funktioniert der Serviceroboter im Alltag?
Leise und flink bewegt er sich durch die Gänge, weicht geschickt Hindernissen und entgegenkommenden Personen aus, zwinkert Gästen mit seinen großen Augen zu: Man könnte meinen, es handele sich um eine Kate, doch der neue Helfer im Friedberger Brauereigasthof St. Afra im Felde ist ein Roboter mit dem hübschen Namen „BellaBot“. Er (oder sie?) transportiert bis zu acht Teller auf einmal auf seinen vier Tabletts und entlastet damit das Personal enorm. Auch wenn die Reaktionen anfangs skeptisch waren – schon nach wenigen Wochen möchte niemand im Gasthof mehr den smarten Helfer hergeben.
Der Roboter blinkt, bevor er voll beladen aus der Küche abbiegt. Als das moderne Gefährt im Speiseraum ankommt, sind die Gäste überrascht. Einige lachen vor Verwunderung. BellaBot lächelt die Leute an, bevor er an einem festgelegten Punkt neben dem Tisch anhält und sich für das Servieren ausrichtet. „Sind wir hier auf dem Raumschiff Enterprise?“, ruft einer lachend. Ein Roboter, der das Mittagessen bringt, ist eben kein alltäglicher Anblick. Neben der Überraschung ist auch das Interesse an der modernen Technologie groß. „Ich muss oft erklären, wie der Roboter seine Umgebung erkennt, und woher er weiß, wo er hinfahren muss“, sagt der Wirt Andreas Ufertinger. Auch die Frage, ob damit Personal ersetzt wird, komme häufig. Die Bedienung am Tisch übernimmt weiterhin das Servicepersonal. Den menschlichen Austausch wollen nämlich weder die Mitarbeiter noch die Gäste missen.
Die Idee mit dem Serviceroboter kam der Familie Ufertinger Ende vergangenen Jahres. Als ein befreundeter Gastronom ihnen seinen technischen Mitarbeiter vorstellte, war für die Wirtsleute klar: Das wollen wir auch ausprobieren. „Ich finde es wichtig, dass wir uns vor neuen Technologien nicht verschließen“, bekräftigt Andreas Ufertinger. Im Januar kam dann der automatische Transportwagen. Einen Tag, an dem das Restaurant geschlossen war, hatte der Roboter Zeit, sich auf seinen neuen Arbeitsplatz einzustellen. Die Software musste laden, und die Sensoren mussten das Arbeitsumfeld scannen. Dann stand das smarte Gefährt zur Verfügung und dient seitdem als Transporthilfe.
Eigentlich könnte BellaBot, wie das Modell heißt, auch sprechen, Witze erzählen und Geburtstagsständchen singen. Sogar bayerischen Dialekt kann man einstellen. „Das wollten wir aber alles nicht, der Roboter soll sich gerade am Anfang möglichst unauffällig verhalten“, erzählt der Gastronom. Deshalb
läuft das Gerät in der Traditionswirtschaft nur mit der grundlegenden Ausstattung. Das Kätzchengesicht mit schelmischem Zwinkern ist allerdings geblieben.
Die Ufertingers gehen auch deshalb vorsichtig vor, weil sie gerade zu Beginn unsicher über die Reaktionen waren. „Unsere Gäste sind im Durchschnitt eher älter, da waren wir gespannt, wie sie auf unseren digitalen Servicehelfer reagieren“, erinnert sich der Inhaber an die ersten Tage. Die Sorgen waren jedoch unbegründet, alle Reaktionen positiv. Auch die Mitarbeiterinnen
sind mehr als zufrieden mit dem Roboter. Susanne Kuttenlochner war am Anfang skeptisch über das Gefährt. „Aber dann habe ich gemerkt, wie viel angenehmer meine Arbeit ist. Jetzt möchte ich ihn nicht mehr hergeben“, sagt die Bedienung. Sie kann sich besser um die Besucher kümmern und ist weniger mit dem Schleppen von Tellern und Tabletts beschäftigt. Gerade Wurstsalate seien schwer, da zahle sich die Entlastung besonders aus.
Mit seinen vier Tabletts kann der Roboter insgesamt 40 Kilogramm transportieren. Acht große Teller bringt er in einem Weg aus der Küche in den Speisesaal. „Gerade bei einer großen Tafel ist der Vorteil enorm“, erklärt Ufertinger. Eine belastbare Arbeitskraft, die keinen Urlaub macht, und das in Zeiten von Personalmangel. Nur eine regelmäßige Stromfütterung braucht der BellaBot, allerdings hält der Akku bis zu 15 Stunden. Mit modernen Sensoren und einer 3-D-Kamera ausgestattet, kann der Roboter seine Umgebung erkennen und Menschen sicher ausweichen. Für Tagungen sei er ebenfalls eine große Hilfe, und auch im Hotelbetrieb kann sich Ufertinger den Einsatz vorstellen.
Auch die Stammgäste sind nach anfänglicher Überraschung begeistert: „Wir haben so was schon mal im Fernsehen gesehen, aber noch nie in der Realität“, freuen sich etwa Martha und Jürgen Dobrindt. Die technische Entwicklung finden sie spannend, gerade zur Entlastung der Angestellten sei das Gefährt eine Bereicherung. „Auf die persönliche Ansprache der Bedienung wollen wir aber nicht verzichten“, sagt Jürgen Dobrindt. Dann sind sich ja offenbar alle einig.
„Der Roboter soll sich gerade am Anfang möglichst unauffällig verhalten.“
Andreas Ufertinger