Moderner Jazz jenseits allen Schubladen-Denkens
Tobias Christl und Peter Mayer begeistern mit ihrem Aichacher Konzert ein kleines Publikum. Erst nach mehreren Zugaben dürfen sie gehen. Für Christl ist es ein Heimspiel.
Dieses Konzert in der Aichacher Grundschule Nord war ein Intimes, weil wenig, aber dankbares Publikum kam. Die, die gekommen sind, erlebten mit Tobias Christl und dem Gitarristen Peter Mayer einen Abend mit modernem Jazz, der jegliches SchubladenDenken überwand.
Dass nicht mehr Publikum da war, war schade, denn für Tobias Christl war es ein Heimspiel. Wurde er doch in Inchenhofen geboren und ist dort im Ortsteil Taxberg aufgewachsen. Christl singt nicht nur: Er brummt und flüstert auch oder verfremdet seine Stimme jedes Mal neu und anders. Ein stimmlicher Wandlungskünstler, der komponiert, arrangiert und eigene Texte verfasst.
Nach der Schule hat er Musik und Gesang studiert, bevor er dank eines Stipendiums für ein Jahr nach New York ging. Tobias Christl ist Mitglied verschiedener Formationen und tritt bei zahlreichen Projekten in Erscheinung. Eine CD von und mit Tobias Christl trägt den Titel „Wildern“und genau das tun Christl und seine Kollegen: Sie covern auf ganz überraschende Art und Weise weltberühmte (Pop)Songs.
In Aichach tritt Christl nun mit dem exzellenten Gitarrist Peter Meyer auf, der manch anderen seiner
Art in den Schatten stellt. Beide haben schon einige Preise gewonnen.
Groove, Melancholie und Humor
– mit seinen Eigenkompositionen zeigt Christl, wie viel Spaß es macht, wenn Jazz und Pop zu einem spannenden Crossover werden. In den 70er-Jahren schauten ambitionierte Musiker über ihren Tellerrand und suchten Begegnungen mit anderen Genres. Jazz mischte sich mit Rock, Rock traf Klassik und elektronische Musik nahm Weltmusik-Einflüsse auf. Musiker wie Don Ellis, Keith Emerson und Frank Zappa kreierten bis dato Ungehörtes. Und Don Ellis zeigte exemplarisch, welche Kompetenz dieses Vorhaben voraussetzt: Er studierte klassische Komposition und Jazz-Trompete, leitete Big Bands, profilierte sich als Arrangeur und schrieb eine Sinfonie.
Auch Christl und Meyer haben eine fundierte Ausbildung hinter sich, sonst wäre diese Art der Transkription wahrscheinlich nicht möglich. Gemeinsam mit seinem Kollegen entwickelt Christl Musik ganz selbstverständlich aus der Summe aller persönlichen Einflüsse und Eindrücke, egal aus welcher Richtung. Da wird schon mal ein Liebeslied aus der Schule verjazzt oder John Lennon wird verfremdet, auch Tom Waits und viele andere waren zu hören, doch bestimmt noch nie auf diese Art.
Nach jedem Song langer Applaus und erst nach ein paar Zugaben durften Peter Meyer und Tobias Christl die Bühne verlassen.