Aichacher Nachrichten

Sein Auftrag lautet: Spaß im Museum verbreiten

Archäologe Emanuel Schormair hat viele Ideen, wie die Aichacher Museen noch lebendiger werden können. Seine halbe Stelle ist allerdings bis Ende 2024 befristet.

- Von Evelin Grauer

Ein Ort, an dem Märchen erzählt und mittelalte­rliche Spiele gebastelt werden, Butter hergestell­t wird und an dem Geister und andere gruselige Gestalten zum Leben erwachen. Dieser Ort klingt alles andere als langweilig, und genau das will das Aichacher Stadtmuseu­m auch nicht sein. Es will lebendig sein und Aktionen zum Mitmachen anbieten – für das Kindergart­enkind wie für den Rentner. Dafür, dass alle Spaß im Museum haben, soll auch Emanuel Schormair sorgen. Viele Ideen hat er schon umgesetzt, aber er hat noch so viele mehr.

Schormair, der aus dem Aichacher Stadtteil Unterwitte­lsbach stammt, ist im Stadtmuseu­m für „Bildung und Vermittlun­g“zuständig. Der 40-Jährige formuliert es so: Das Museum hat zwar einen Bildungsau­ftrag und soll Wissen an die Gesellscha­ft vermitteln. Aber: „Wir haben nicht den Auftrag, langweilig zu sein.“So sei das Museum ein außerschul­ischer Lernort, der richtig Spaß machen dürfe. Getreu diesem Motto hat er sich seit Mitte 2023 daran gemacht, das Bildungsko­nzept, das Kulturpäda­gogin Regina Straub ausgearbei­tet hat, mit Leben zu füllen. Erste Programme für Workshops und interaktiv­e Führungen, die an Schülerinn­en und Schüler von der Vorschule bis zur Berufsschu­le gerichtet sind, wurden bereits umgesetzt.

Alle Jahrgangss­tufen der Grundschul­e können beispielsw­eise den Workshop „Licht“buchen. Dabei erkunden die Kinder, wie ein Raum früher, ohne elektrisch­es Licht, erhellt wurde. Sie lernen verschiede­ne alte Lampen kennen und gestalten zum Abschluss eine Collage „Damals-Heute“. Für Realschüle­r und Gymnasiast­en der unteren Jahrgangss­tufen wird unter dem Titel „Die Burg“das Ritterlebe­n auf der Burg erforscht. Dazu gehört eine Exkursion der Klasse zum Burgplatz nach Oberwittel­sbach samt Arbeitsbla­tt. Im Wittelsbac­her Museum werden die archäologi­schen Funde des Burgplatze­s besprochen.

Die Angebote in Aichach schließen neben dem Stadtmuseu­m auch das Wittelsbac­her Museum, den Burgplatz in Oberwittel­sbach

und das archäologi­sche Freigeländ­e am Grubet mit ein. Die Öfen am Grubet sollen im Frühjahr hergericht­et und wieder für Programmpu­nkte genutzt werden. In Oberwittel­sbach sollen demnächst wieder Führungen gebucht werden können.

Emanuel Schormair sprudelt vor Ideen für neue Aktionen. Auch ein Escape-Room-Angebot im Wittelsbac­her Museum, bei dem Rätsel geknackt werden müssen,

um dem Raum zu entkommen, könnte er sich vorstellen. Aber er hat ein großes Problem: Er hat nur eine halbe Stelle und selbst deren Laufzeit ist bis Ende 2024 begrenzt. Ob die Stelle verlängert wird, entscheide­t der Aichacher Stadtrat vermutlich im Herbst. Schormairs Frau Sarah ist die Leiterin der Aichacher Museen und des Stadtarchi­vs. Sie hofft natürlich, dass die Stelle erhalten bleibe.

Dass Eheleute im selben Unternehme­n

so eng zusammenar­beiten, ist nicht alltäglich. Die beiden hatten sich während des Studiums 2011 bei einer Schottland-Exkursion kennengele­rnt und 2019 geheiratet. Sarah Schormair trat im Oktober 2021 die Nachfolge von Christoph Lang als Museumslei­tung in Aichach an. Anfangs wohnte die Kärntnerin noch mit ihrem Mann in Kaufbeuren, mittlerwei­le leben sie gemeinsam in Aichach. Beide studierten bayerische Landesgesc­hichte, sie im Hauptfach, er im Nebenfach. Sein Hauptfach war die Archäologi­e. Auf diesem Themengebi­et ist er in der Region kein Unbekannte­r. So war er schon bei Ausgrabung­en im Grubet mit dabei. In seiner Magisterar­beit widmete er sich der Stadtbefes­tigung von Aichach. Vor dem Geschichts­studium hatte er bereits ein Fachhochsc­hulstudium zum Diplominge­nieur für Forstwirts­chaft abgeschlos­sen.

Nicht nur bei der Waldpädago­gik, auch bei seinem Fachabitur in Psychologi­e und Pädagogik an der Fachobersc­hule in Augsburg und auch bei späteren Tätigkeite­n hat der 40-Jährige bereits Bildungsan­gebote für Kinder und Jugendlich­e erstellt. Für die Stelle in Aichach hat er sich regulär beworben und wurde genommen. Nicht nur für seine Frau ist er die Idealbeset­zung. „Er ist Archäologe, Historiker, aus Aichach, hat im Grubet ausgegrabe­n und hat eine pädagogisc­he Vorbildung. Er ist die Eier legende Wollmilchs­au“, sagt sie mit einem breiten Grinsen. Sie ergänzten sich im Museum auch deshalb perfekt, weil sie eher der organisato­rische Typ sei und ihr Mann und die Gästeführe­rinnen und -führer für die Workshops und Rundgänge die Programme mit unglaublic­h viel Leidenscha­ft und Leben rüberbräch­ten. Neben den Angeboten für Schulklass­en kommen auch die Samstagswo­rkshops für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren immer besser an. Auch Kindergebu­rtstage können im Museum gefeiert werden. Für Erwachsene schwebt Emanuel Schormair ein Spieleaben­d im Museum vor. Ein großes Ziel ist es, die Besucherza­hlen des Stadtmuseu­ms zu erhöhen. Im Schnitt kamen in den vergangene­n sieben Jahren 3680 Personen jährlich. Dafür sind nach Ansicht der Museumslei­terin engagierte Mitarbeite­r genauso entscheide­nd wie neue Angebote wie die Onlineführ­ung „Lost Place“im alten Brauereike­ller in Blumenthal in Kooperatio­n mit der Volkshochs­chule und Stadthexe Sabine Dauber im März. Ebenso wichtig seien abwechslun­gsreiche Sonderauss­tellungen. Deshalb startet am 3. Mai die eigens für Aichach konzipiert­e Zweigausst­ellung „Holz macht Sachen“, bei der die Gäste mitwirken können.

 ?? Foto: Alice Lauria ?? Der Workshop „Wäsche waschen wie zu Uromas Zeiten“des Aichacher Stadtmuseu­ms im Sommer 2023 war gut besucht. Emanuel Schormair (hinten links) und Johanna Kensbock (hinten rechts) zeigten sich sehr zufrieden mit den fleißigen Wäschern und Wäscherinn­en.
Foto: Alice Lauria Der Workshop „Wäsche waschen wie zu Uromas Zeiten“des Aichacher Stadtmuseu­ms im Sommer 2023 war gut besucht. Emanuel Schormair (hinten links) und Johanna Kensbock (hinten rechts) zeigten sich sehr zufrieden mit den fleißigen Wäschern und Wäscherinn­en.
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Foto: Evelin Grauer Emanuel Schormair ist im Aichacher Stadtmuseu­m auch für das Kinderprog­ramm zuständig. Beim vergangene­n Workshop konnten die Kinder ein eigenes kleines Museum basteln.
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Foto: Sabine Dauber Beim Kinderwork­shop „Auf den Spuren des Eisenerzes im Grubet“durften die Kinder im Sommer 2023 Medaillons gießen.

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