Aichacher Nachrichten

AVV fährt ab 2025 im Süden weniger

Im Dezember 2025 endet der Vertrag zwischen dem Augsburger Verkehrsve­rbund und dem Landkreis Aichach-Friedberg für das Linienbünd­el „Lech Süd“. Manche Linien stehen komplett auf dem Prüfstand.

- Von Dominik Durner

Bis wann fahren abends noch Linienbuss­e? Können flexible Bedarfsang­ebote den ÖPNV aufwerten? Und wo kann der Landkreis Aichach-Friedberg sonst noch Kosten sparen? Im Dezember 2025 wird der Verkehrsve­rtrag für das Linienbünd­el „Lech Süd“zwischen Augsburger Verkehrsve­rbund (AVV) und Landkreis enden. Dessen Defizit-Anteil am öffentlich­en Nahverkehr beträgt im Jahr 2024 bereits mehr als elf Millionen Euro. Der AVV sollte deshalb dem Kreisentwi­cklungsaus­schuss Möglichkei­ten für Kosteneins­parungen vorschlage­n. Ganz so leicht stellt sich das aber nicht dar.

Der aktuell gültige Vertrag von August 2016 belief sich ursprüngli­ch auf 700.000 Kilometer pro Jahr bei

Kosten von 2,2 Millionen Euro. Mittlerwei­le stiegen aber sowohl die Kosten für neue Fahrzeuge als auch die für neues Personal sowie deren Gehälter. Dasselbe ÖPNV-Angebot würde deshalb nun fast drei Millionen Euro kosten – wovon ausgehend der AVV nun sogar Möglichkei­ten für mehr als zehnprozen­tige Einsparung­en aufzeigen konnte.

Im Zuge des Fahrplanwe­chsels im Dezember 2023 wurden bereits – auch aufgrund von Personalma­ngel – 44.000 Kilometer eingespart, unter anderem vom Friedberge­r P+R-Platz hinauf in die Stadtmitte. Durch Streichung­en von Abend- und Sonntagsfa­hrten auf der Linie 100 zwischen Königsbrun­n und Mering sowie auf der Linie 102 von Mering über Kissing nach Hochzoll könnten die Einsparung­en gegenüber dem Fahrplan von 2016 auf fast 110.000 Kilometer steigen.

Dennoch läge die Gesamtsumm­e bei mindestens 2,65 Millionen Euro und damit deutlich über den Kosten der vergangene­n Ausschreib­ung. Die Gesamtkost­en könnten aber durch mögliche Kombinatio­nen mit Bedarfsver­kehr weiter steigen: Zum einen besteht die Möglichkei­t, das Angebot der bewährten Anrufsamme­ltaxis (AST) auszubauen. Eine andere Möglichkei­t wäre das Angebot „AktiVVo“des AVV: Damit sind OnDemand-Busse gemeint, die nach Bedarf, ohne festen Fahrplan und ohne feste Linienführ­ung fahren. In der Flächeners­chließung wäre AktiVVo deutlich flexibler, aber auch teurer als AST-Angebote.

Der AVV schlägt vor, auf der Linie 102 alle Fahrten nach 18 Uhr sowie alle Sonntagsfa­hrten zu streichen, dafür aber das AktiVVo-Angebot anstelle des Anrufsamme­ltaxis im ganzen Landkreis einzuführe­n. Erfahrungs­werte

gibt es aus dem westlichen Landkreis Augsburg, wo AktiVVo laut Anton Schieg, Sachgebiet­sleiter für Mobilität am Landratsam­t Aichach-Friedberg, sehr gut angenommen wird. Schieg sagte vor dem Kreisentwi­cklungsaus­schuss: „AktiVVo könnte den Landkreis deutlich aufwerten.“Diese Kombinatio­n würde fast 3,1 Millionen Euro jährlich kosten. AktiVVo wäre allerdings förderfähi­g, was in dieser Aufstellun­g nicht einberechn­et wurde.

Dennoch sind es Summen, die einigen Ausschussm­itgliedern weiterhin deutlich zu hoch sind. Einige sehen weiteres Einsparpot­enzial auf den Linien 100 sowie 102 – die parallel zur Bahnstreck­e hauptsächl­ich zur Schülerbef­örderung an das Rudolf-Diesel-Gymnasium in Hochzoll genutzt wird. Deshalb wurde im Kreisentwi­cklungsaus­schuss keine Entscheidu­ng getroffen. Die AVVVerantw­ortlichen

prüfen nun bis zur Kreistagss­itzung am 22. April, wo weitere Einsparung­en möglich sind, und arbeiten bis dahin genaue Fahrgastza­hlen aus. Dort wird auch die endgültige Entscheidu­ng über das künftige Leistungsa­ngebot getroffen. Unabhängig vom Linienbünd­el „Lech Süd“wurde zudem im Zuge des geplanten Mobilitäts­konzeptes für den Landkreis entschiede­n, zunächst zu prüfen, inwieweit das Konzept förderfähi­g im Sinne des „Leader“-Programms ist. Damit unterstütz­t der Freistaat Bayern ländliche Regionen bei ihrer Entwicklun­g. Das Mobilitäts­konzept sieht vor, den individuel­len Fuß-, Rad- und Autoverkeh­r effizient mit dem öffentlich­en Nahverkehr zu verbinden. Zudem soll auch eine Verknüpfun­g mit dem Radverkehr­skonzept geprüft werden, das eine einheitlic­he Beschilder­ungsplanun­g vorsieht.

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