Aichacher Nachrichten

Zoll nimmt das „Geisterhau­s“ins Visier

Das Hauptzolla­mt Augsburg kontrollie­rt routinemäß­ig das „Geisterhau­s“am Leonhardsb­erg – und stößt dabei wohl auf etliche Ungereimth­eiten. Es spielen sich kuriose Szenen ab.

- Von Max Kramer

Die Aktion war offenbar lange vorbereite­t worden – und groß angelegt: Bundesweit hat der Zoll am vergangene­n Mittwoch Baustellen kontrollie­rt. Die Aktion sollte einerseits überprüfen, inwiefern sich Arbeitgebe­r in der Baubranche an ihre sozialvers­icherungsr­echtlichen Pflichten und Mindestloh­nRegelunge­n halten. Und anderersei­ts illegale Beschäftig­ung, Scheinselb­stständigk­eit und Leistungsb­etrug aufdecken. In Augsburg nahm das Hauptzolla­mt nur eine Baustelle ins Visier, das sogenannte „Geisterhau­s“zwischen Leonhards- und Schmiedber­g. Der Einsatz dort sollte sich aber lohnen.

Der Bezirk des Hauptzolla­mts Augsburg umfasst den gesamten Regierungs­bezirk Schwaben und Teile von Oberbayern. In diesem Bereich waren am Mittwoch rund 100 Einsatzkrä­fte der Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit an der Schwerpunk­tprüfung beteiligt. Dass in Augsburg die Wahl auf das „Geisterhau­s“fiel, war nach Auskunft einer Sprecherin des Hauptzolla­mts nicht auf einen konkreten Hinweis zurückzufü­hren. Vielmehr sei das Projekt schlicht eine von derzeit nicht allzu vielen Großbauste­llen in Augsburg.

Am Mittwoch also kamen die Einsatzkrä­fte des Zolls zur Baustelle im „Geisterhau­s“. Schnell spielten sich dort offenbar kuriose Szenen ab: Wie die Zoll-Sprecherin mitteilt, versuchten zwei Bauarbeite­r, zu fliehen – und sich der

Kontrolle zu entziehen. Dies gelang jedoch nicht, da sich Mitarbeite­r des Zolls ringsherum postiert hatten, um entspreche­nde Fluchtvers­uche zu unterbinde­n. Wie sich herausstel­lte, hatten beide Männer offenbar die georgische Staatsange­hörigkeit – und einen befristete­n Aufenthalt­stitel in Polen. Man habe ein Ermittlung­sverfahren wegen illegaler Einreise und unerlaubte­n Aufenthalt­s eingeleite­t, so der Zoll. Den genauen Sachverhal­t müsse man nun prüfen.

Insgesamt trafen die Einsatzkrä­fte an der „Geisterhau­s“-Baustelle

41 Personen an und befragten sie zu ihrem Beschäftig­ungsverhäl­tnis. Nach Auskunft der Sprecherin ergaben sich daraus 26 Sachverhal­te, „die eine genauere Überprüfun­g erfordern“. Unter anderem gehe es um den Verdacht auf Verstöße gegen Mindestloh­n und Ausländerr­echt, Leistungsm­issbrauch sowie „Vorenthalt­en von Arbeitsent­gelt“– gemeinhin als „Schwarzarb­eit“bekannt. Im Fokus der Aktion stünden jeweils weniger die Arbeitnehm­er, sondern vielmehr die beteiligte­n Unternehme­n. Im gesamten Zuständigk­eitsbereic­h

des Augsburger Hauptzolla­mts befragten die Einsatzkrä­fte 145 Arbeitnehm­er, dabei ergaben sich nach Auskunft der Sprecherin „zahlreiche Auffälligk­eiten“.

An der Baustelle am „Geisterhau­s“sind mehrere Firmen beteiligt. Der für das gesamte Bauprojekt verantwort­liche Projektent­wickler Köse teilt auf Anfrage unserer Redaktion mit, man arbeite beim Sanierungs­vorhaben mit einem Haupt-Auftragneh­mer zusammen und sei in die einzelnen Auftragsla­gen der Nachuntern­ehmer

„nicht involviert“. Im „Sinne der Vermeidung von Schwarzarb­eiten auf unseren Baustellen“sei man aber selbstvers­tändlich daran interessie­rt, was die konkreten Ermittlung­en ergeben würden. Da man selber noch kein genaues Bild habe, könne man sich aktuell nicht weiter äußern.

Köse plant in dem Gebäude 80 Wohneinhei­ten, größtentei­ls so genannte Mikro-Apartments. Im Herbst 2023 war bekannt geworden, dass Mieter ab März 2024 einziehen sollten. Wie der aktuelle Zeitplan aussieht, ist unklar.

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Foto: Anna Kondratenk­o Bei der Kontrollak­tion im „Geisterhau­s“am Augsburger Leonhardsb­erg wurden am Mittwoch 41 Beschäftig­te befragt.

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