Baumfällungen stoßen auf Kritik
Nach der Aktion am Kissinger Weitmannsee war das Aufsehen groß, vor allem in den sozialen Netzwerken. Das waren die Gründe für die Fällungen.
Dem ein oder anderen aufmerksamen Spaziergänger mag es bereits aufgefallen sein, spätestens nach einem Post auf Instagram war der Ärger groß. Am Weitmannsee wurden Anfang des Jahres mehrere Bäume gefällt. Über die sozialen Netzwerke verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer, und Unverständnis machte sich breit. Doch nur die wenigsten wissen, was die Gründe für die Abholzung waren. Der Leiter des Forstreviers Eurasburg, Rudolf Brandl, erklärt die Hintergründe und wünscht sich in Zukunft einen anderen Umgang mit solchen Themen.
Bereits Anfang dieses Jahres wurden mehrere Fichten neben dem Gehweg und den Liegewiesen entlang des Sees gefällt. Die gefällten Bäume waren vom Borkenkäfer befallen und zum Teil bereits abgestorben. „Auf der Fläche befanden sich Fichten in verschiedenen Stadien“, so Brandl. Um eine Ausbreitung des Käferbefalls zu verhindern,
wurden auch die noch lebenden Fichten gefällt. Aus den toten Bäumen seien die Borkenkäfer bereits heraus. Im Fallbereich des Totholzes befanden sich jedoch unter anderem ein für Kinder abgetrennter
Bereich im Wasser und eine kleine Liegefläche. In diesem Fall greife die Verkehrssicherungspflicht des Grundeigentümers, erklärt Brandl. Dieser müsse erkennbare Gefahrenquellen sofort beseitigen, um Verletzungen durch einen herabfallenden Ast oder gar einen ganzen Baum zu verhindern.
Grundsätzlich werde jedes Totholz im Lechauwald stehen gelassen, von dem keine Gefahr für Dritte ausgeht, erklärt Brandl. „Hinter den abgeholzten Bäumen haben wir ja auch einen Teil der Fichten stehen gelassen, die ungefährlich waren.“Im Falle einer Verletzung durch einen umstürzenden Baum oder Totast trifft die Entschädigungspflicht den Grundeigentümer. Das solle natürlich verhindert werden.
Unklarheiten gab es bei Bürgerinnen und Bürgern auch über die Zuständigkeiten für den Bereich. Die Schadflächen gehören laut Brandl nicht zum Naturschutzgebiet Kissinger Heide. „Hätten Sie zum Naturschutzgebiet gehört, so wäre eine Absprache zum Einschlag
zwischen unserer Behörde und der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt im Vorfeld notwendig gewesen“, sagt Brandl.
Der Weitmannsee ist zu einer großflächigen Erholungslandschaft mit bedeutendem Freizeitwert geworden. Größere Eingriffe in die Natur sorgen hier deshalb immer wieder für Aufsehen bei Bürgerinnen und Bürgern. Auch Rudolf Brandl bemerkt die zunehmend „aufgeregtere“Diskussion um Fällungen.
Aber er übt auch Kritik an vorschnellen Beschwerden: „Die ideale Handlungskette wäre, zuerst Information einholen, dadurch Erkenntnis und Meinung gewinnen und dann die Handlung folgen lassen. Leider steigen sehr viele Menschen erst bei der Meinung, ohne Information ein“, so Brandl. Die sozialen Netzwerke seien ein Grund dafür, da sie vieles erleichtern. „Es kostet dann die Betroffenen viel Zeit, Nerven und im Endeffekt den Steuerzahler Geld, bis der Sachverhalt geklärt ist und sich herausstellt, dass das Ganze gegenstandslos war“, ergänzt er.
Flächen gehören nicht zum Naturschutzgebiet.