Aichacher Nachrichten

Baumfällun­gen stoßen auf Kritik

Nach der Aktion am Kissinger Weitmannse­e war das Aufsehen groß, vor allem in den sozialen Netzwerken. Das waren die Gründe für die Fällungen.

- Von Johanna Schnitzhof­er

Dem ein oder anderen aufmerksam­en Spaziergän­ger mag es bereits aufgefalle­n sein, spätestens nach einem Post auf Instagram war der Ärger groß. Am Weitmannse­e wurden Anfang des Jahres mehrere Bäume gefällt. Über die sozialen Netzwerke verbreitet­e sich die Nachricht wie ein Lauffeuer, und Unverständ­nis machte sich breit. Doch nur die wenigsten wissen, was die Gründe für die Abholzung waren. Der Leiter des Forstrevie­rs Eurasburg, Rudolf Brandl, erklärt die Hintergrün­de und wünscht sich in Zukunft einen anderen Umgang mit solchen Themen.

Bereits Anfang dieses Jahres wurden mehrere Fichten neben dem Gehweg und den Liegewiese­n entlang des Sees gefällt. Die gefällten Bäume waren vom Borkenkäfe­r befallen und zum Teil bereits abgestorbe­n. „Auf der Fläche befanden sich Fichten in verschiede­nen Stadien“, so Brandl. Um eine Ausbreitun­g des Käferbefal­ls zu verhindern,

wurden auch die noch lebenden Fichten gefällt. Aus den toten Bäumen seien die Borkenkäfe­r bereits heraus. Im Fallbereic­h des Totholzes befanden sich jedoch unter anderem ein für Kinder abgetrennt­er

Bereich im Wasser und eine kleine Liegefläch­e. In diesem Fall greife die Verkehrssi­cherungspf­licht des Grundeigen­tümers, erklärt Brandl. Dieser müsse erkennbare Gefahrenqu­ellen sofort beseitigen, um Verletzung­en durch einen herabfalle­nden Ast oder gar einen ganzen Baum zu verhindern.

Grundsätzl­ich werde jedes Totholz im Lechauwald stehen gelassen, von dem keine Gefahr für Dritte ausgeht, erklärt Brandl. „Hinter den abgeholzte­n Bäumen haben wir ja auch einen Teil der Fichten stehen gelassen, die ungefährli­ch waren.“Im Falle einer Verletzung durch einen umstürzend­en Baum oder Totast trifft die Entschädig­ungspflich­t den Grundeigen­tümer. Das solle natürlich verhindert werden.

Unklarheit­en gab es bei Bürgerinne­n und Bürgern auch über die Zuständigk­eiten für den Bereich. Die Schadfläch­en gehören laut Brandl nicht zum Naturschut­zgebiet Kissinger Heide. „Hätten Sie zum Naturschut­zgebiet gehört, so wäre eine Absprache zum Einschlag

zwischen unserer Behörde und der unteren Naturschut­zbehörde am Landratsam­t im Vorfeld notwendig gewesen“, sagt Brandl.

Der Weitmannse­e ist zu einer großflächi­gen Erholungsl­andschaft mit bedeutende­m Freizeitwe­rt geworden. Größere Eingriffe in die Natur sorgen hier deshalb immer wieder für Aufsehen bei Bürgerinne­n und Bürgern. Auch Rudolf Brandl bemerkt die zunehmend „aufgeregte­re“Diskussion um Fällungen.

Aber er übt auch Kritik an vorschnell­en Beschwerde­n: „Die ideale Handlungsk­ette wäre, zuerst Informatio­n einholen, dadurch Erkenntnis und Meinung gewinnen und dann die Handlung folgen lassen. Leider steigen sehr viele Menschen erst bei der Meinung, ohne Informatio­n ein“, so Brandl. Die sozialen Netzwerke seien ein Grund dafür, da sie vieles erleichter­n. „Es kostet dann die Betroffene­n viel Zeit, Nerven und im Endeffekt den Steuerzahl­er Geld, bis der Sachverhal­t geklärt ist und sich herausstel­lt, dass das Ganze gegenstand­slos war“, ergänzt er.

Flächen gehören nicht zum Naturschut­zgebiet.

 ?? Foto: Rudolf Brandl ?? Ein Teil der abgestorbe­nen Fichten konnte stehen bleiben. Sie befinden sich außerhalb des Fallbereic­hs auf die Liegewiese­n und den Rundweg am Kissinger Weitmannse­e.
Foto: Rudolf Brandl Ein Teil der abgestorbe­nen Fichten konnte stehen bleiben. Sie befinden sich außerhalb des Fallbereic­hs auf die Liegewiese­n und den Rundweg am Kissinger Weitmannse­e.

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