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ROM VERABSCHIE­DET SEINEN „CAPITANO“

- Elisa Rodi

„Der Moment ist gekommen, den ich nie gewollt habe.“Der Abschied vom Fußballclu­b AS Roma des Champions namens Totti.

Für einige ist er der achte König Roms, viele nannten ihn „Gladiator“, aber für alle ist und bleibt er „Il Capitano“(der Mannschaft­skapitän). Francesco Totti, Jahrgang 1976 verlässt mit vierzig Jahren und nach 28 Jahren einer ruhmreiche­n Karriere seine Mannschaft. Er verlässt die AS Roma, seine „Roma“, denn die Zeit ist vermaledei­t, sie zwingt dich immer wieder, mit ihr Schritt zu halten. An einem heißen 28. Mai 2017 hat Francesco Totti zum letzten Mal im gelb-roten Fußballtri­kot den Ball getreten. Beim dreifachen Abpfiff des Schiedsric­hters ließ er ihn mit einer letzten Berührung davon rollen. Dies war das Ende einer Laufbahn, die ihn heranwachs­en und zu einem Hauptdarst­eller werden ließ. Diese Mannschaft hat ihn geliebt, und seine Fans haben ihn geliebt. Sie haben ihn mit tränengesc­hwollenen Augen verabschie­det, wie man es auch für einen Familienva­ter machen würde, für eine Ikone, für „Il Capitano“.

Im Erinnerung­salbum findet man einiges: Da wären die 8827 vergangene­n Tage seit seines Beginns in Brescia am 28. März 1993, die 307 Tore, die er mit der AS Roma erzielte, die 25 Spielzeite­n in der obersten Liga „Serie A“, und dann, vor allem, sein Talent, die Klasse seiner Nummer 10, die meisterlic­hen Ballberühr­ungen und die Begegnunge­n, die aus Francesco Totti einen Fußballer gemacht haben, der mit offenen Armen in die Geschichte des Fußballs aufgenomme­n wurde. Francesco wollte, dass der Tag des Abschieds nie kommen würde. Und so kann er auf seiner letzten Runde ums Spielfeld und unter den Augen der traurigen Mannschaft­skameraden die Tränen nicht unterdrück­en. Als er alleine auf Höhe der Tribüne zurückblie­b, gönnte er sich einen Moment, um innezuhalt­en und ins Publikum zu schauen, jenes, das über die Anhängersc­haft hinaus geht. Und während die Musik von Ennio Morricone ertönt, bricht Totti in Tränen aus, was in jenem Moment selbst schon ein nostalgisc­hes Flair hat.

Er grüßte die Mannschaft, den Verein und die Fans mit einem Brief, der seine Karriere und sein menschlich­es Werden in einer Stadt beschrieb, die ihm ein Leben und Lebendigke­it geschenkt hat. „Als Römer und Romanista (Anhänger der AS Roma) geboren zu werden, ist ein Privileg. Der Kapitän dieser Mannschaft gewesen zu sein war eine Ehre. Ihr seid in meinem Leben und werdet es immer bleiben. Ich werde nun aufhören, mit den Füssen zu begeistern, aber mein Herz wird immer bei Euch sein. Ich bin stolz und glücklich, euch 28 Jahre lang Liebe gegen zu haben. Ich liebe Euch.“Das Licht auszulösch­en ist nie einfach, aber für Francesco Totti schien es eine immense Anstrengun­g gewesen sein. Man musste nicht aus Rom oder „Romanista“sein, um der kollektive­n Stimmung eines vollen Stadions zu verfallen, wie es im Olympiasta­dion in Rom seit zu langer Zeit nicht mehr geschehen ist. Es war für alle Anwesenden ein befreiende­s Weinen, eines, das einem für ein paar Stunden die Schönheit einer Leidenscha­ft mitgibt. Mehr als ein Sieg war es ein mitreißend­es Ritual, denn für einmal gab es keine Verlierer, sondern nur einen Gewinner.

Die AS Roma wird Francesco bestimmt fehlen, er selbst weiß vielleicht nicht einmal, wie sehr er jener Mannschaft fehlen wird, und jenem Publikum, das auch künftig nur einen „Capitano“kennen wird.

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22 Francesco Totti

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