VON SERPOTTA BIS AMATO: PALERMO UMGIBT SICH MIT KUNST
Palermo umgibt sich mit Kunst
Die Kunstausstellung „Serpotta und seine Zeit“im spektakulären Oratorium „dei Bianchi“in der arabischen Altstadt von Palermo umfasst über hundert Arbeiten, Gemälde, Marmorstatuen, Stuckaturen, Gold-, Elfenbeinund Korallenschmuck, Zeichnungen, Drucke und alte Schriften. Diese Meisterwerke erzählen zum ersten Mal in einer großen Ausstellung von einem der faszinierendsten und bedeutendsten Momente der figurativen Kultur in Palermo. Die sizilische Hauptstadt bildete zwischen dem Ende des 17. und Beginn des 18. Jahrhunderts den Rahmen für eine außergewöhnliche Mischung aus Künsten und das Zusammentreffen raffinierter Fachleute. Die illustre Hauptfigur der Ausstellung ist der Künstler Giacomo Serpotta. Der 1656 in Palermo geborene Bildhauer gab sich von Ende des 17. Jahrhunderts bis 1732, dem Jahr seines Todes, einem aktiven Künstlerleben hin.
Die Bildhauerkunst und das Talent von Serpotta beruhen hauptsächlich auf seinem Können, seine Werke zu modellieren und ihnen mit reinigenden und färbenden Techniken den letzten Schliff zu verleihen. So trug er nicht nur dazu bei, die Kunst der Stuckatur zu revolutionieren, sondern auch Kirchen und Oratorien ein elegantes Ansehen zu verleihen, auch dank des Feinsinnes und der finanziellen Unterstützung durch große religiöse Orden und vermögende Bruderschaften und Gesellschaften.
Bis zum 1. Oktober wird in einer Ausstellung das Werk von Giacomo Serpotta präsentiert. Sie wurde von der Stiftung „Terzo Pilastro – Italia e Mediterraneo“gefördert und realisiert, und zwar in jener Stadt, die Wiege der Kultur und der Bedeutung des Mittelmeerraumes war.
Der Künstler wurde für einige seiner Werke berühmt, so die Ausschmückungen der Oratorien von Santa Cita, des Rosenkranzes in San Domenico, von San Lorenzo und der Kirche St. Franziskus von Assisi, alle in seiner Geburtsstadt.
Das Erdgeschoss des Oratoriums „dei Bianchi“ist heute komplett Serpotta gewidmet. Hier lassen sich bis zum 1. Oktober die Stuckaturen aus der Kirche „delle Stimmate“von Nahem bewundern. Sie wurden vor dem Abbruch Ende 19. Jahrhundert entfernt, der Platz für das Teatro Massimo schaffte. Die Zeichnungen und die Skizzen ermöglichen ein Eintauchen in jene „einfache“Technik, die der großartige Modellierer aus Palermo zu höchsten Graden der Kunst zu bringen wusste. Im Obergeschoss des Oratoriums finden sich, in einem offenen „Dialog“zueinander, eng damit verknüpfte Themenbereiche. Zudem werden viele Gemälde aus religiösen Bauwerken gezeigt. Sie werden den wundervollen Vorbereitungszeichnungen von Giacomo Amato gegenüber gestellt. Der Architekt war der koordinierende Kopf in der Kunstperiode zwischen Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts in Palermo. Es sind Arbeiten und Zeichnungen, die die Innovation jener Zeit hervorheben, nämlich sich von der Barockkultur der Sechziger- und Siebzigerjahre des 17. Jahrhunderts abzuwenden, in Richtung eines klassizistischen Stils, der auf einem strikt römischen Ursprung basiert. Diese Ausstellung ist nicht nur eine Veranstaltung, die der sizilianischen Kultur und ihren künstlerischen Ausdrucksformen eine wichtige Wertschätzung verleiht, sondern auch ein dokumentiertes Zeugnis der engen Beziehungen in neuerer Zeit zwischen Sizilien, dem Mittelmeerraum und Spanien. Das belegen die Anfragen der spanischen Vizekönige, die mehrmals die professionelle Zusammenarbeit mit der Werkstatt von Amato suchten. Sizilien als Brücke zwischen Orient und Okzident ist also ein Land der Ankündigung großer Modernität, «ein vielgliedriger Raum, wo die Produktion (Architektur, Inneneinrichtung, Möbel und Wertgegenstände) von der langen und beinahe erschöpften Zusammenarbeit zwischen Amato und vielen Künstlern, darunter eben auch Serpotta, herrührte, die in seiner Werkstatt arbeiteten. Sie interagierten auf Papier genauso
Der Sitz der Ausstellung ist das wunderbare Oratorium „dei Bianchi“, ein architektonischer Komplex, der über die Jahrhunderte an einer der geschichtlich bedeutendsten Stellen der Stadt Palermo entstanden ist.
wie auf der Baustelle und läuteten eine neue Art der Zusammenarbeit ein, die für das Italien jener Zeit wirklich revolutionär war, mit einem System der Arbeitsteilung, die gleichzeitig kreativ, effektiv und dynamisch war.»
So enthusiastisch hat Anwalt Prof. Emmanuele Francesco Maria Emanuele, Präsident der Stiftung „Terzo Pilastro - Italia e Mediterraneo“, die die Ausstellung gefördert und organisiert hat, diese kommentiert. Es sei «eine virtuelle „Reise“, die meine geliebte Heimatstadt – Wiege der Kultur und der Bedeutung des Mittelmeerraums seit der Zeit Ruggieros II. und seines Neffen Friedrich II. von Schwaben, der sich vor allen andern Titeln am liebsten als „König von Sizilien“bezeichnete – hin zu der Pracht des sizilianischen Barocks zwischen siebzehntem und achtzehntem Jahrhundert.» Serpotta e il suo tempo (Serpotta und seine Zeit)
Kurator: Vincenzo Abbate noch bis 1. Oktober 2017 Oratorio dei Bianchi Piazzetta della Vittoria Allo Spasimo, Palermo www.mostraserpotta.it