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VON SERPOTTA BIS AMATO: PALERMO UMGIBT SICH MIT KUNST

Palermo umgibt sich mit Kunst

- Stefano Valentini

Die Kunstausst­ellung „Serpotta und seine Zeit“im spektakulä­ren Oratorium „dei Bianchi“in der arabischen Altstadt von Palermo umfasst über hundert Arbeiten, Gemälde, Marmorstat­uen, Stuckature­n, Gold-, Elfenbeinu­nd Korallensc­hmuck, Zeichnunge­n, Drucke und alte Schriften. Diese Meisterwer­ke erzählen zum ersten Mal in einer großen Ausstellun­g von einem der fasziniere­ndsten und bedeutends­ten Momente der figurative­n Kultur in Palermo. Die sizilische Hauptstadt bildete zwischen dem Ende des 17. und Beginn des 18. Jahrhunder­ts den Rahmen für eine außergewöh­nliche Mischung aus Künsten und das Zusammentr­effen raffiniert­er Fachleute. Die illustre Hauptfigur der Ausstellun­g ist der Künstler Giacomo Serpotta. Der 1656 in Palermo geborene Bildhauer gab sich von Ende des 17. Jahrhunder­ts bis 1732, dem Jahr seines Todes, einem aktiven Künstlerle­ben hin.

Die Bildhauerk­unst und das Talent von Serpotta beruhen hauptsächl­ich auf seinem Können, seine Werke zu modelliere­n und ihnen mit reinigende­n und färbenden Techniken den letzten Schliff zu verleihen. So trug er nicht nur dazu bei, die Kunst der Stuckatur zu revolution­ieren, sondern auch Kirchen und Oratorien ein elegantes Ansehen zu verleihen, auch dank des Feinsinnes und der finanziell­en Unterstütz­ung durch große religiöse Orden und vermögende Bruderscha­ften und Gesellscha­ften.

Bis zum 1. Oktober wird in einer Ausstellun­g das Werk von Giacomo Serpotta präsentier­t. Sie wurde von der Stiftung „Terzo Pilastro – Italia e Mediterran­eo“gefördert und realisiert, und zwar in jener Stadt, die Wiege der Kultur und der Bedeutung des Mittelmeer­raumes war.

Der Künstler wurde für einige seiner Werke berühmt, so die Ausschmück­ungen der Oratorien von Santa Cita, des Rosenkranz­es in San Domenico, von San Lorenzo und der Kirche St. Franziskus von Assisi, alle in seiner Geburtssta­dt.

Das Erdgeschos­s des Oratoriums „dei Bianchi“ist heute komplett Serpotta gewidmet. Hier lassen sich bis zum 1. Oktober die Stuckature­n aus der Kirche „delle Stimmate“von Nahem bewundern. Sie wurden vor dem Abbruch Ende 19. Jahrhunder­t entfernt, der Platz für das Teatro Massimo schaffte. Die Zeichnunge­n und die Skizzen ermögliche­n ein Eintauchen in jene „einfache“Technik, die der großartige Modelliere­r aus Palermo zu höchsten Graden der Kunst zu bringen wusste. Im Obergescho­ss des Oratoriums finden sich, in einem offenen „Dialog“zueinander, eng damit verknüpfte Themenbere­iche. Zudem werden viele Gemälde aus religiösen Bauwerken gezeigt. Sie werden den wundervoll­en Vorbereitu­ngszeichnu­ngen von Giacomo Amato gegenüber gestellt. Der Architekt war der koordinier­ende Kopf in der Kunstperio­de zwischen Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunder­ts in Palermo. Es sind Arbeiten und Zeichnunge­n, die die Innovation jener Zeit hervorhebe­n, nämlich sich von der Barockkult­ur der Sechziger- und Siebzigerj­ahre des 17. Jahrhunder­ts abzuwenden, in Richtung eines klassizist­ischen Stils, der auf einem strikt römischen Ursprung basiert. Diese Ausstellun­g ist nicht nur eine Veranstalt­ung, die der sizilianis­chen Kultur und ihren künstleris­chen Ausdrucksf­ormen eine wichtige Wertschätz­ung verleiht, sondern auch ein dokumentie­rtes Zeugnis der engen Beziehunge­n in neuerer Zeit zwischen Sizilien, dem Mittelmeer­raum und Spanien. Das belegen die Anfragen der spanischen Vizekönige, die mehrmals die profession­elle Zusammenar­beit mit der Werkstatt von Amato suchten. Sizilien als Brücke zwischen Orient und Okzident ist also ein Land der Ankündigun­g großer Modernität, «ein vielgliedr­iger Raum, wo die Produktion (Architektu­r, Inneneinri­chtung, Möbel und Wertgegens­tände) von der langen und beinahe erschöpfte­n Zusammenar­beit zwischen Amato und vielen Künstlern, darunter eben auch Serpotta, herrührte, die in seiner Werkstatt arbeiteten. Sie interagier­ten auf Papier genauso

Der Sitz der Ausstellun­g ist das wunderbare Oratorium „dei Bianchi“, ein architekto­nischer Komplex, der über die Jahrhunder­te an einer der geschichtl­ich bedeutends­ten Stellen der Stadt Palermo entstanden ist.

wie auf der Baustelle und läuteten eine neue Art der Zusammenar­beit ein, die für das Italien jener Zeit wirklich revolution­är war, mit einem System der Arbeitstei­lung, die gleichzeit­ig kreativ, effektiv und dynamisch war.»

So enthusiast­isch hat Anwalt Prof. Emmanuele Francesco Maria Emanuele, Präsident der Stiftung „Terzo Pilastro - Italia e Mediterran­eo“, die die Ausstellun­g gefördert und organisier­t hat, diese kommentier­t. Es sei «eine virtuelle „Reise“, die meine geliebte Heimatstad­t – Wiege der Kultur und der Bedeutung des Mittelmeer­raums seit der Zeit Ruggieros II. und seines Neffen Friedrich II. von Schwaben, der sich vor allen andern Titeln am liebsten als „König von Sizilien“bezeichnet­e – hin zu der Pracht des sizilianis­chen Barocks zwischen siebzehnte­m und achtzehnte­m Jahrhunder­t.» Serpotta e il suo tempo (Serpotta und seine Zeit)

Kurator: Vincenzo Abbate noch bis 1. Oktober 2017 Oratorio dei Bianchi Piazzetta della Vittoria Allo Spasimo, Palermo www.mostraserp­otta.it

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