REVOLUTION IM HAUSE LAMBORGHINI
Automobili Lamborghini ist bislang bekannt als Hersteller von Supersportwagen mit V10 und V12 Saugmotoren. Die aktuellen Modelle, der Huracán mit mindesten 580 PS und sein großer Bruder Aventador mit 740 PS, bieten atemberaubende Leistung und zeichnen sich durch ein außergewöhnliches Design aus. Es ist daher zu erwarten, daß auch die dritte Baureihe in Form des bald anstehenden SUV aus dem Hause Lamborghini die Kriterien eines echten Supersportwagens erfüllt.
Dabei ist nicht jedem bekannt, daß es vor rund 30 Jahre bereits einen Geländewagen bei Lamborghini gab. Das Projekt wurde ursprünglich von der amerikanischen Firma MTI (Mobility Technology International) gegen Ende der 70er Jahre mit den Namen „Cheetah“in Auftrag gegeben. Nach mehreren Entwicklungsstufen wird die endgültige Gestalt des ersten SUVS im Jahr 1986 mit dem Lamborghini LM 002 erreicht, der mit einem V12 Countach Motor ausgestattet ist. Das Fahrzeug mit Karosserie aus Aluminium und Fiberglas, Allradantrieb, Untersetzungsgetriebe und drei selbstsperrenden Differentialen, wobei die Zentralsperre vollkommen blockiert werden kann, schafft Steigungen von 120%. Der LM 002 ist mit eigens von Pirelli entwickelten Reifen bestückt, die ein ausgezeichnetes „Gleiten“auf weichem Untergrund ermöglichen. Unter den Käufern befinden sich nicht nur Persönlichkeiten aus der arabischen Welt. Der LM 002 ist ein Vorgeschmack auf die großen SUV, die nur zehn Jahre später erscheinen und einen neuen Trend im Automarkt einleiten.
Der erste „Urus“hingegen wurde 2012 als Konzeptfahrzeug auf dem Autosalon in Peking vorgestellt und soll in der Serienversion im nächsten Jahr auf den Markt kommen. Der neue Super SUV wird zunächst mit einem Bi-turbomotor mit 650 PS verfügbar sein. Etwas später wird es eine Variante mit einem Plug-in-hybrid (PHEV) geben, um den weltweit immer strengeren Emissionsgesetzen Rechnung zu tragen. Aber schon der Einsatz eines Turbomotors in einem Lamborghini stellt eine Premiere für das Unternehmen dar. Maurizio Reggiani, Leiter für Forschung und Entwicklung bei Lamborghini, hat in einem Interview mit der englischen Fachzeitschrift „Autocar“die Entscheidung für eine Turboaufladung mit der Notwendigkeit eines hohen Drehmoments bei niedrigen Drehzahlen erklärt, um den Urus auch abseits befestigter Straßen, kraftvoll bewegen zu können. Auch im Design wird der Urus ganz in der Tradition des
Der Supersportwagenhersteller aus Sant’agata Bolognese bereitet sich auf die Produktion des Urus und den Eintritt in das Suv-luxussegment vor
Hauses stehen. Schon das Konzeptfahrzeug lässt erahnen, daß es sich beim Urus unverkennbar um einen Lamborghini handelt. Der neue SUV wird im Dezember 2017 am Stammsitz der Firma erstmals der Weltöffentlichkeit präsentiert werden. In Europa wird das Fahrzeug im Sommer 2018 zum Verkauf stehen und knapp unter 200.000 Euro kosten. 2020 kommt dann die Hybrid-version auf den Markt. Bei voller Produktionsleistung werden ab 2019 jährlich rund 3.500 Exemplare des Urus das Werk in Sant‘agata Bolognese verlassen, was eine Verdoppelung der aktuellen Produktion bedeutet und auch eine signifikante Ausweitung der Produktionsstätten mit sich bringt.
So wird sich die bebaute Fläche von aktuell 80.000 Quadratmeter auf 160.000 Quadratmeter verdoppeln. Die Realisierung des Projekts wird den Bau einer neuen Montagelinie, eines neuen Lagers und die Vergrößerung der Kapazitäten in Forschung und Entwicklung umfassen. Erstmals wird im Lamborghini Werk eine eigene Lackiererei nur für den Urus entstehen. Die neue Baureihe wird auch den italienischen und internationalen Zulieferern Impulse geben und bei Lamborghini selbst mehr als 500 neue qualifizierte Arbeitsplätze schaffen. Nach einer sehr positiven Periode in den letzten Jahren, die vom Verkaufsrekord mit 3.457 ausgelieferten Fahrzeugen im Jahr 2016 gekennzeichnet ist, bleibt Lamborghini mit einer strategischen Ausrichtung im Hinblick auf ein weiteres Wachstum auch für die Zukunft optimistisch.
Stefano Domenicali mit der Konzeptstudie des Urus