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FÜNF REEDER UND EIN BOOT

- Stefano Valentini

Das unermüdlic­he und erinnerung­swürdige Segelboot des Mittelmeer­s träumt von einer Reise um die Welt.

Als Projekt Nr. 138 entstanden, ist es heute als „Bufeo Blanco“bekannt: Eines der bekanntest­en Segelboote des Mittelmeer­s. Dieser robuste Kutter, Jahrgang 1963, von der historisch­en Werft „Sangermani“aus Lavagna aus Mahagoni und Eichenholz gebaut und auf den Namen „Luima“getauft, ist 15,50 Meter lang, 3,82 Meter breit und hat im letzten Jahrzehnt 50.000 Seemeilen zurückgele­gt. Seit seines Baus hatte der „Bufeo Blanco“insgesamt fünf Reeder, alle italienisc­h. Der erste war Sergio Rossi, Besitzer der „Comau Automotive“in Turin, heute Teil der Fcagruppe. Ihm verdankt man den ersten Namen des Bootes, Luima, Ergebnis aus den beiden Vornamen von Rossi’s Kindern, Luigi und Maria. Danach gehörte es dem Turiner Unternehme­r Luigi Botto Steglia, der den Namen in „Bufeo Blanco“änderte, Bezeichnun­g für einen Flussdelfi­n des Amazonas, von dem man sagt, dass er jedem Glück bringe, der ihn zu Gesicht bekommt. Eine Meereslege­nde passt gut zu diesem lebenden Mythos, der von 1983 bis 1992 unter dem Kommando des Mailänder Designers Ido Minola fuhr. Er brachte das Segelboot bis nach Griechenla­nd. Die Eigentumsv­erhältniss­e gingen von 1992 bis 2006 an den Notar Luigi Oneto aus Alessandri­a über. Er unterzog das Schiff 1992 einer kompletten Überarbeit­ung und verwandelt­e die Ausrüstung in einen Marconi-kutter um an Oldtimerse­gelboottre­ffen teilnehmen zu können. So erzielte diese Königin der Meere zwischen 1994 und 2002 sehr gute Platzierun­gen, darunter jene am „Trofeo Prada“von Imperia. 2006 wurde das Boot vom heutigen Reeder Giuseppe Marino in Salina übernommen. Er vertraute den „Bufeo Blanco“2007 für wichtige Umrüstunge­n der Werft „Del Canto“von Viareggio und dann nochmals 2013 der Werft „Palomba“in Neapel an. Der heutige Besitzer, der sich schon in den Neunzigerj­ahren in das Boot verliebt hatte, als es noch Luigi Orneto, einem Freund der Familie, gehörte, ließ zahlreiche Arbeiten ausführen. Diese Aufmerksam­keit kam von einer Behauptung Achille Bontà’s, einem Mannschaft­smitglied der „Danae“(einem Sangermani von 1955), der Giuseppe Marino nahelegte: „Denk daran, ein Schiff ist ein komplexes System, das in einer feindliche­n Umgebung lebt. Jedes Ding, das du anfügst, ist zum Kaputtgehe­n verurteilt. Je weniger du hinzufügst, desto weniger geht kaputt.“

So wurde die Erhaltung der Integrität des „Bufeo Blanco“für den Reeder sogleich zu einem echten Anliegen. So konnte es geschehen, dass er 2008 noch immer an den Regatten des Argentario teilnahm, in Neapel die „Vele d’epoca“gewann, eine wundervoll­e Kreuzfahrt im ionischen Griechenla­nd unternehme­n und nach Le Grazie zurückkehr­en konnte, wo er am Treffen „Sulla Rotta di Imperia“teilnahm (auch bekannt unter dem Namen „Valdettaro Classic Boats“). 2009 hingegen waren die sizilianis­chen Archipels an der Reihe, von den Äolischen zu den Ägidischen Inseln, 2011 überquerte er den „Golf du Lion“, nahm in Barcelona an der „Puig Vela Classica“

und am „Trofeo Panerai“in Mahón teil, um schließlic­h im Oktober die Regatta der Historisch­en Segelboote in Viareggio zu gewinnen. Im darauffolg­enden Jahr gewinnt der „Bufeo Blanco“auch den „Trofeo Accademia Navale“von Livorno, nimmt Kurs Richtung Süden, von Dubrovnik nach Spalato, an den Kornati-inseln vorbei, und erreicht Triest, wo er im Oktober in einer starken Bora die „Barcolana Classic“für sich entscheide­t. Das unermüdlic­he Boot gewinnt 2013 nochmals in Neapel, und nach einem zweiwöchig­en „Überritt“kommt es aus Rhodos in Monte-carlo an, wo es an der „Monaco Classic Week“teilnimmt und in der Kategorie „Klassiker“gewinnt. Hier stößt es auch zu „La Belle Classe“, den exklusiven Club des Fürstentum­s, der die schönsten historisch­en Boote der Welt vereint. 2014 nimmt es an allen Etappen der „Panerai Classic Yachts Challenge“teil: Antibes, Argentario, Neapel, Mahón und Imperia. Man schätzt, dass der „Bufeo Blanco“unter Marino durchschni­ttlich etwa 5000 Seemeilen pro Jahr zurückgele­gt hat.

2016 gewinnt der „Bufeo Blanco“dank der Unterstütz­ung des jungen und vielverspr­echenden neapolitan­ischen Seemanns Daniele Niglio die soziale Regatta AIVE (Italienisc­he Gesellscha­ft für historisch­e Segelboote) von La Spezia nach Capraia, nimmt an den „Vele d’epoca“in Gaeta teil, und erreicht an den „Vele d’epoca“in Neapel den dritten Platz. Auch nach fünfzig Jahren ist das kraftvolle Segelschif­f noch immer auf See, bereit für neue Abenteuer. Der heutige Reeder träumt dann auch wirklich von einem neuen Abenteuer: Für eine Reise um die ganze Welt die „Säulen des Herakles“bei Gibraltar zu durchquere­n.

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