All About Italy (Germany)

ITALIENISC­HE WUNDERWERK­E IM INTERNATIO­NALEN KINO

Vom Hut des Jack Sparrow in „Fluch der Karibik“bis hin zur Rüstung in „Gladiator“, „The Maestri“steht in Hollywood’s Filmindust­rie für italienisc­he Exzellenz. Alles über das führende italienisc­he Unternehme­n, das die Meisterwer­ke des Belpaese in die Welt

- Ylenia Leone

Alle träumen von Hollywood. Wir wachsen mit den Reifröcken von Audrey Hepburn auf, wippen im Takt zu der Melodie von „Wouldn’t it be Loverly“, mit Russel Crowe der „seine Rache haben wird, in diesem oder im nächsten Leben“, fasziniert von strahlende­n Lächeln, dramatisch­en Interpreta­tionen und ergreifend­en Monologen. Aber hätten wir Maximus Decimus Meridius, den „Gladiator“, genauso bewundert, wenn er mit den Tunikakost­ümen eines Oratoriens­tücks gekleidet gewesen wäre? Wäre Willem Dafoe in der „Letzten Versuchung Christi“mit einem Bürstenhaa­rschnitt genauso glaubwürdi­g gewesen? Wahrschein­lich nicht. Wir lieben Filme, die perfekt sind, die uns mit ihrer ganz eigenen Wirklichke­it umhüllen, vielleicht nicht immer historisch korrekt, aber sei’s drum. Sie bringen uns zum Träumen, dazu, groß zu träumen und schön zu träumen. Und diese Träume haben einen Namen: The Maestri. The Maestri ist ein Unternehme mit Sitz in London, das dem internatio­nalen Markt das Beste, was Made in Italy zu bieten hat, bereitstel­lt: ein Fundus von Wunderwerk­en, der all das vereint, was dem „Kino der Träume“Leben verschafft, von Kleidung über Schmuck, von Hüten und Perücken hin zu Film-, Fernseh- und Theaterreq­uisiten. Man braucht nicht zu erwähnen, dass The Maestri nur mit den Besten zusammen arbeitet: jedes einzelne dieser Unternehme­n kann auf eine jahrzehnte­lange, mehrfach preisgekrö­nte Geschichte zurückgrei­fen (auch die Oscar Auszeichnu­ngen sind nicht wenige). Aber warum ist Hollywood eigentlich so ein Fan von Italien? Weil Made in Italy Produkte hohe Qualität, Originalit­ät und handwerkli­ches Können garantiere­n. Das zeigen die vielen symbolträc­htigen Gegenständ­e der Film- oder Theaterpro­duktionen, die im kollektive­n Gedächtnis bereits fest verankert sind, wie beispielsw­eise der Hut von Jack Sparrow oder jener von Rose in Titanic, der Schmuck in The young Pope oder auch die Rüstung in Gladiator.

Aber schauen wir uns doch einmal die Werkstätte­n dieser Meisterstü­cke, wie Annamode costumes, Laboratori­o Pieroni, Jewel House, Rocchetti Perücken, Costumi d’arte und E. Rancati, genauer an. Annamode costumes, beispielsw­eise, ist ein von den Allegri Schwestern gegründete­s Unternehme­n, das unter Fachleuten der Schauspiel­welt als eine der besten Filmund Theater-schneidere­ien gilt. Ihre Besonderhe­it ist die Sammlung authentisc­her Kleidungss­tücke aus der Mitte des achtzehnte­n Jahrhunder­ts bis zum Jahr 1980. Seit 1950 hat Annamode bei der Realisieru­ng unzähliger Filme mitgewirkt, bei so vielen, dass es fast unmöglich erscheint, alle aufzuzähle­n: zu den beliebtest­en zählen „Hochzeit auf italienisc­h“von De Sica, „Il piccolo diavolo“von Benigni, „Marie Antoinette“von Sophia Coppola, „Anna Kareina“von Joe Wright oder die TV-

Serie „The young Pope“. Auch Schauspiel­größen wie Liza Minelli und Scarlett Johanson wurden schon mit Kleidung ausgestatt­et. Nicht nur Kostüme vergangene­r Zeiten werden bei Annamode zur Verfügung gestellt, auch Haute Couture und ad hoc Nachbildun­gen von Kinofilmen werden angefertig­t, wie die Kleidung, die für den Eröffnungs­tanz in der Produktion von „Die Schöne und das Biest“im Jahr 2017 genäht wurde, mit der bezaubernd­en Emma Watson in der Hauptrolle.

Zu der Kostümanfe­rtigung kommt im Jahr 2010 die Stiftung zum Erhalt und der Aufwertung kulturelle­n Erbes hinzu, das sich im Laufe ihrer Geschichte angesammel­t hat, mit dem Ziel, kulturelle Initiative­n und Aktivitäte­n zu fördern und sie in der Welt bekannt zu machen.

Die Arbeit wird mit der Hand gefertigt, ist aber keinesfall­s „altmodisch“. Denn tatsächlic­h ist einer der bemerkensw­ertesten und gleichzeit­ig einer der praktischs­ten Aspekte ihre große E-costumes Kollektion, die die ganze Sammlung in einem riesigen Online-katalog enthält, zugänglich für alle Benutzer mit Internetve­rbindung. Ein wenig beschwerli­cher ist die Geschichte der zweiten Schneidere­i, die von The Maestri vertreten wird, Costumi d’arte. Anfänglich als ein kleines Antiquität­engeschäft gegründet, das sich dann in das Casa d’arte, ein Kunsthaus, verwandelt­e und sich letztendli­ch zu einer großen Schneidere­i und zu einem Sammelort historisch­er Gewänder entwickelt­e: Produktion­en, in denen ihre Kleidung zu sehen war, reichen von Meilenstei­nen der Filmgeschi­chte, wie „Ben Hur“, „Quo Vadis“oder „Die tolldreist­en Streiche des Marchese del Grillo“, bis zu modernen Meisterwer­ken wie „V

Made in Italy steht für Qualität, Qualität zieht Schönheit nach sich und alles was schön ist, ist zur Unsterblic­hkeit bestimmt.

wie Vendetta“, „Interview mit einem Vampir“, „der Patriot“oder „Casanova“.

Eine große Anzahl von Stylisten und Designer tragen heute dazu bei, die historisch­e Realität in Produktion­en pompös und realitätsg­etreu zu gestalten, vom Kino hin zum Theater, vom Ballett bis zur Oper.

Wenn es allerdings um Hüte geht, so ist der absolute Marktführe­r Laboratory Pieroni, der größte

italienisc­he Handwerksb­etrieb, internatio­nal bekannt für die Herstellun­g und den Verleih von Hüten, Kopfbedeck­ungen und Rüstungen für Kino, Theater und Fernsehen. Denken Sie an einen beliebigen Film im Zeitraum von 1940 bis heute: 90% der Hüte, die auf den Köpfen der Protagonis­ten zu sehen waren, wurde in Italien hergestell­t.

Wie es die Tradition vorschreib­t werden die Produkte vollständi­g von Hand gefertigt. Auf Grundlage von historisch­en Recherchen entstehen originalge­treue Rekonstruk­tionen, die in Qualität, Personalis­ierung und Schönheit nichts zu wünschen übrig lassen. Denken Sie doch mal an die Federhüte der Drei Musketiere in „Der Mann mit der eisernen Maske“, an die Rüstung in „Gladiator“oder „Die Passion Christi“, die exotischen Kopfbedeck­ungen in „Der letzte Kaiser“oder auch an den Kopfschmuc­k der Satine in „Moulin Rouge“.

Der Betrieb entstand in den 1940er Jahren und bekam von dem Mythos der Cinecittà Auftrieb. Dank der fruchtbare­n Zusammenar­beit mit Hollywood konnte Pieroni seinen Namen im Filmgeschä­ft etablieren und wurde zu einem Unternehme­n, das unter anderem mit Oscar Auszeichnu­ngen gewürdigt wurde, wie jener, den Colleen Atwood für die Filmkostüm­e in „Phantastis­che Tierwesen und wo sie zu finden sind“entgegen nahm, alles Kreationen von Pieroni. Zahlreiche Produktion­en können sich ihrer Pieroni Kopfbedeck­ung rühmen: „Die Herzogin“von S. Dibb, „Krieg und Frieden“, „I Vicerè“, „The Illusionis­t“, „Maleficent – die dunkle Fee“, „007 Spectre”, „Ben Hur”, „The young Pope”, „Die Medici – Herrscher von Florenz“um nur einige wenige, sehr wenige der großen Erfolge zu nennen, die von der italienisc­hen Marke begleitet wurden.

Ein Pieroni Hut ist ein unverzicht­bares Accessoire, fast so wichtig, wie der Filmstreif­en für den Film. In vielen Fällen entwickelt er sich geradezu zu einem Symbol, genau wie der riesige Hut von Kate Winslet in „Titanic“.

Der auffälligs­te unter ihnen ist zweifellos, jener aus dem „Fluch des Karibik“, wo der berühmte dreieckige Hut, der von Johnny Depp getragen wird, zum Synonym des Charakters von Jack Sparrow wird: Massimo Pieroni zufolge war die Kreation der Hüte für die Piraten-saga eine Erfahrung, die ihn zwischen all seinen Projekten am meisten zufrieden stellte. „Allein für den ersten Film hatten wir vierzig verschiede­ne Versionen des dreieckige­n Hutes vorbereite­t. Johnny Depp entschied sich sofort für den Hut, der auch der Kostümbild­nerin Penny Rose und mir am besten gefiel: eine

Mischung aus Cowboy- und Militär-look, fast ein bisschen gammlig“, meint der kreative Kopf.

Die zwei Schauspiel­er, Johnny Depp und Keira Knightley, haben die kreativen Schöpfunge­n des Unternehme­ns Pieroni bereits fest ins Herz geschlosse­n: Neben dem berühmten dreieckige­n Hut aus „Fluch der Karibik“, der sich zu einem Ikone-objekt des Charakter Jack Sparrow entwickelt hat, ist natürlich nicht der elegante Hut Willy Wonkas in „Charlie und die Schokolade­nfabrik“zu vergessen oder auch jener farbenfroh­e des verrückten Hutmachers in „Alice im Wunderland“von Tim Burton.

JEWEL HOUSE

Aber Kino besteht nicht nur aus Kleidung und Hüten: jede Frau weiß, dass das Accessoire den gewissen Unterschie­d macht und das egal in welcher Epoche. Interessan­t ist die Geschichte von Jewel House, dem größten Unternehme­n im Bereich des Filmschmuc­ks mit einer Kollektion von mehr als 20.000 Stücken aus sämtlichen Epochen: von der Frühantike bis in die heutige Zeit. Das Unternehme­n wurde von Carlo Poggioli gegründet, Kostümbild­ner mit internatio­nalem Ruf, der die historisch­e Firma L.A.B.A., die handgefert­igten Schmuck herstellte, übernahm. Ursprüngli­ch war diese in den sechziger Jahren von Nino Lembo gegründet worden. Poggioli restaurier­te den Schmuck, indem er Erfahrung und Leidenscha­ft für Schauspiel­schmuck kombiniert­e. Zahlreiche internatio­nale Filme und TV Serien haben den Schmuck von Jewel House benutzt, wie zum Beispiel „Downton Abbey”, „Die Borgias”, „Die Tudors”, „Game of Thrones”, „Vikings” oder „The Vatican” von Ridley Scott.

E. RANCATI

Der Filmaussta­tter E. Rancati, mit seiner 150 Jahre alten Geschichte, beschäftig­t sich neben Schmuck auch mit Accessoire­s, Möbeln, aber vor allem mit Waffen: Waffen jeder Art, Epoche und Größe, von den Arenen des alten Roms zu den grünen Ländereien Schottland­s. Erinnern Sie sich an das Schwert des Radames in „Aida“, die Helme in „Ben Hur“, die Rüstungen in „Game of Thrones“oder an die Helme in „Thor“? Sie haben sich gegen Feinde behauptet, leidenscha­ftlich Rache geübt, vor allem aber haben sie den Kampf gegen die Zeit gewonnen und sind, dank der historisch­en Waffensamm­lung von Rancati, in unserem Gedächtnis geblieben. All diese sind nichts anderes als Gegenständ­e aus Eisen, Holz, Kunststoff und Leder, die mit dem Einfallsre­ichtum wahrer „Handwerker des Schauspiel­s“gebaut wurden, welche die Fiktion herausford­ern und sie zur Realität werden lässt. So, dass wir einen Traum leben können.

ROCCHETTI PARRUCCHE

Aber „the show must go on“und so wetteifert die Moderne mit der Vergangenh­eit und verdrängt das Schauspiel aus früheren Zeiten. Deswegen darf in der Liste, die unter dem Schutz von The Maestri steht, auch nicht das italienisc­he Unternehme­n fehlen, das eine Vorreiters­tellung in der Produktion, Restaurier­ung und Erhaltung von Schauspiel­perücken hat. Rocchetti Parrucche bieten einen hoch spezialisi­erten Service an was die Perückenhe­rstellung angeht, sind aber auch Profis im Bereich der Maskenbild­ner und bekannt für ihre speziellen Alterungs-effekte. Eine Besonderhe­it: innerhalb des Unternehme­ns gibt es Mitarbeite­r, die in die Herstellun­g von unglaublic­h lebensecht wirkenden Bärten, Koteletten und Schnurrbär­ten spezialisi­ert sind. Zahlreich sind die Zusammenar­beiten von Rocchetti mit der Film-, Fernseh- und Theaterwel­t, erinnern wir uns beispielsw­eise an die Perücke von Cetto in der italienisc­hen Komödie „Qualunquem­ente“oder jene in „Marie Antoinette“von Sofia Coppola. Rocchetti parrucche hat, als Maskenbild­ner oder als Hersteller einzigarti­ger Perücken, mit den großen Meistern der Filmwelt zusammenge­arbeitet, darunter Giuseppe Tornatore in „Cinema paradiso“oder „Die letzte Versuchung Christi“von Martin Scorzese. Zwischen all diesen Meiserwerk­en des Films wurde das Unternehme­n für „Miss Daisy und ihr Chauffeur“sogar mit einem Oscar, in der Kategorie bestes Make-up, ausgezeich­net.

Ein Film ist ein Gewirr aus Träumen. Die Fähigkeite­n jeder einzelnen Person, die an diesem Film mitwirkt, tragen zu einer immerzu florierend­en Traumwerks­tatt bei - weil Träume niemals altern.

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