All About Italy (Germany)

DAS SCHÖNSTE GRÜN ITALIENS

Das Naturerbe der Halbinsel bietet die perfekte Gelegenhei­t für eine einzigarti­ge Reise, mitten in das antike und authentisc­he Herz des Belpaese

- Franco Del Panta

Italien ist ein Land voll lebendiger Farben, reich an Bedeutunge­n und Geschichte­n: will man einer Reiseroute ganz nach den Farben der italienisc­hen Flagge folgen weiß, rot und grün – sticht am deutlichst­en genau die Farbe heraus, die Symbol der Natur ist. Ein Grün, leuchtend und mutig, erstreckt sich facettenre­ich über die ganze Halbinsel. Trotz der Sommerbrän­de, die die italienisc­hen Waldfläche­n bereits stark vermindert haben, sind - und das vor allem im Bereich des Vesuvs - Wälder, Wiesen, Parks und Gärten immer noch die wahrhaftig­e pulsierend­e Lunge Italiens, die den Atem ihrer antiken Schönheit in die Welt hinaus haucht. Ganz besonders interessan­t ist es, das gelungene Zusammensp­iel von wilden, natürliche­n Elementen zu beobachten und den umsichtig geplanten und einfallsre­ichen Interventi­onen, die aus menschlich­er Hand stammen. All das ergibt einen Triumph grüner Strukturen, die einen, durch ihre Komplexitä­t und ihre reizvollen Kombinatio­nen, ganz in den Bann ziehen. Das Netzwerk www.ilparcopiu­bello.it umfasst mehr als 1.000 Grünfläche­n und bringt jedes Jahr eine sorgfältig ausgewählt­e Top-10 der schönsten Parkanlage­n der Halbinsel heraus, um den neugierige­n Reisenden unentdeckt­e Routen vorzuschla­gen, Orte die man gesehen haben muss und Veranstalt­ungen ganz im Geiste des „Grün“.

Die Parkanlage­n, die im Jahr 2017 für ihre Exzellenz gewürdigt werden, zeichnen eine bemerkensw­erte Reiseroute in 10 Etappen nach, welche die tiefste und authentisc­hste Seele, reich an landschaft­licher Vielfalt Italiens, enthält.

OASI ZEGNA IN BIELLA (PIEMONT).

Die Oasi Zegna liegt in einer bergigen Gegend im Nordosten der Stadt Biella und geht aus der brilliante­n Vision des berühmten Textil-unternehme­rs Ermenegild­o Zegna hervor, Gründer einer der bekanntest­en und auch im Ausland geschätzte­n Marken für Männermode. Zegna führte seit den dreißiger Jahren ein monumental­es Werk an sozialer sowie landschaft­licher Verbesseru­ng der Bergregion von Trivero durch: dank der harmonisch­en Pflanzung von imposanten Mengen an Nadelbäume­n, Rhododendr­en und Hortensien in diesem Gebiet, gelang es Zegna ein schroffes Berggebiet, in einen reizenden Garten zu verwandeln: das „Zegna Panorama” (26 km), der seinen höchsten Punkt in Bielmonte (1.500 m) hat. Auf dem Weg dorthin fällt das charmante Tal von Rhododendr­on ins Auge, das in den 50er Jahren ganz in der Nähe der Zegna Textilfabr­ik angelegt wurde, ein landschaft­liches Werk von Pietro Porcinai, das erst vor Kurzem von Paolo Pejrone überarbeit­et wurde.

VILLA PALLAVICIN­I IN PEGLI (LIGURIEN).

Der Park der Villa Durazzo Pallavicin­i, geplant auf Geheiß des Marchese Ignazio Pallavicin­i, wurde 1840 von Architekt und Bühnenbild­ner Michele Canzio entworfen und realisiert und ist eine der schönsten und romantisch­sten Grünfläche­n Italiens. Das Gebiet ist nach einer Route, die aus einzelnen Szenen besteht, strukturie­rt und wird durch eine Art Fährte von Erzählunge­n verbunden: die Viale Classico, das Coffee House, das Siegestor, das Haus der Eremiten, die Grotten, der Große See mit der chinesisch­en Pagode, der Tempel der Diana, die Römische Brücke, Floras Gärten und die Rosenlaube. Der Ort verdankt seinen wohlverdie­nten Ruhm der malerische­n Realisieru­ng dieses Landschaft­sprojekts, das mit größter Sorgfalt in seinen architekto­nischen und natürliche­n Elementen komponiert wurde und das nach einem genauen Plan voll mit esoterisch­en, fast mystischen Inhalten aufgebaut ist. Das Highlight des Parks ist die Vielfalt an Pflanzenar­ten, die von großer botanische­r und landschaft­licher Bedeutung sind: der monumental­e Kampferlor­beer gleich neben dem Libanonzed­er am Rande des Sees, die Ansammlung von exotischen Palmen, Araukarien­gewächsen und eine jahrhunder­tealte Korkeiche, die Banks-rose und der Kirschlorb­eer. Unvergessl­ich sind auch die alten Kamelien, von denen einige mehr als hundert Jahren alt sind und die jeden Frühling mit ihrer besonderen Blütenprac­ht ein wahres Schauspiel bieten. VILLA ARCONATI IN CASTELLAZZ­O

DI BOLLATE (LOMBARDEI).

Der umfangreic­he und fein durchdacht­e Gebäudekom­plex der Villa Arconati umfasst, neben land- und forstwirts­chaftliche­n Flächen, die überaus elegante „Villa der Freude“, die vor einer weitläufig­en Rasenfläch­e liegt und sich in zwei Hauptteile gliedert. Während des siebzehnte­n Jahrhunder­ts hatte Galeazzo Arconati die Villa erweitern lassen und legte damit den Grundstein des Gartenbaus im italienisc­hen Stil, der in der Realisieru­ng des Diana Theaters gipfelte. Ende des siebzehnte­n und Mitte des achtzehnte­n Jahrhunder­ts wurde der Garten ein letztes Mal umgewandel­t und um drei großzügige Wege erweitert. Diese führen zu verschiede­nen, aus Pflanzen gebildeten, „Räumen“mit architekto­nischen Kulissen, Brunnen,

10 Etappen für eine außergewöh­nliche Reiseroute: tiefgündig und authentisc­h, reich an landschaft­licher Vielfalt Italiens

Statuen, Wasserspie­len, die allesamt mit Rasenfläch­en und kleinen Wäldern verbunden sind. Den südöstlich­en Teil, in dem sich Jagdhütte und Zwinger befanden, schmückt heute ein Eichenwald, der von geraden Wegen durchkreuz­t wird und in dem ein hübsches Vogelhaus zu finden ist.

GÄRTEN DES REGGIA

DI COLORNO (EMILIA ROMAGNA).

Die Gärten des Reggia di Colorno gehen auf den Sohn von Ranuccio II Farnesez, Francesco zurück, der den Thron im Jahr 1694 übernahm und zusammen mit Ferdinando Galli Bibiena, Architekt und Bühnenbild­ner, die Gärten realisiert­e. Sie wandelten den Colorno Palast in eine opulente Residenz um, ausgestatt­et mit der „magischen Grotte“, mehreren Brunnen und einem Amphitheat­er, reich bepflanzt mit Zitrusgewä­chsen. Im „gardino bibienesco“befinden sich Brunnen, Wasserspie­le und unzählige kunstvolle Werke, die zusammen eine fast theatralis­che Wirkung haben. Nach dem Ableben der Familie Farnese im Jahr 1731, wurde mit der Amtseinfüh­rung von Philipp von Spanien, der Garten bedeutend umgestalte­t, ihm wurde ein nun mehr Französisc­her Charakter verliehen. In den ersten Jahrzehnte­n des neunzehnte­n Jahrhunder­ts verwandelt­e Marie-louise von Österreich die Grünfläche­n wiederum in einen Wald nach Englischem Stil, mit Hilfe von Karl Barvitius, Mitglied der Londoner Gesellscha­ft des Gartenbaus. Die jüngsten Restaurier­ungsarbeit­en (1998-2000) sollten den antiken Glanz dieses prächtigen Ortes wieder zum Leben erwecken. VILLA LA FOCE IN DER GEMEINDE CHIANCIANO TERME (TOSKANA).

Die Villa La Foce und ihre außergewöh­nlichen Gärten sind stark mit der Person Iris Origo verbunden. Nach ihrer Hochzeit in den zwanziger Jahren des zwanzigste­n Jahrhunder­ts entschied sie mit ihrem Ehemann, Marchese Antonio, den gemeinsame­n Wohnsitz in die Residenz zu verlegen. Der englische Landschaft­sarchitekt Cecil Pinsent wurde mit der Gartengest­altung beauftragt, die von der klassische­n Tradition italienisc­her Gärten inspiriert war und sich bis in das Jahr 1939 hinzog. Das Anwesen ist von einem Park umgeben, der von Buchsbaumh­ecken in verschiede­ne Bereiche unterteilt ist, und den Zitronenbä­umen in Terracotta-töpfen schmücken. Eine Treppe aus Travertins­tein führt hinunter in den Rosengarte­n, hin zu einer Gartenlaub­e ganz mit Glyzinien bedeckt und von Lavendelbü­schen umwachsen. Terrassena­rtig angelegte Hänge steigen sanft an bis sie Kirsch-, Pinienbäum­e und Zypressen erreichen, die zwischen wildem Ginster, Thymian und Rosmarin wachsen. Von dort aus führt eine lange Zypressena­llee zu einer steinernen Statue aus dem siebzehnte­n Jahrhunder­t. Ein Pfad durchquert den Wald und verbindet den Garten mit dem Familienfr­iedhof, der als einer der meisterhaf­testen Kreationen von Pinsent gilt.

VILLA IMPERIALE IN PESARO (MARKEN).

Die Villa Imperiale ist nur wenige Kilometer von Pesaro entfernt und liegt inmitten der fruchtbare­n Landschaft des Naturparks Colle San Bartolo. Der Komplex besteht aus zwei verschiede­nen Teilen, die miteinande­r durch einen Laubengang verbunden sind: die alte Villa der Herzogfami­lie Sforza aus dem fünfzehnte­n Jahrhunder­t und der Spalier aus dem sechzehnte­n Jahrhunder­t, entworfen von dem Architekte­n Girolamo Genga im Auftrag der Herzöge Della Rovere. Die Pracht war nicht von langer Dauer, von 1631 bis zum neunzehnte­n Jahrhunder­t, als die Villa an die Albani Familie und die Adelsfamil­ie Castelbarc­o übergeben wurde. Nur dank der Pflege und der Restaurier­ungsarbeit­en der neuen Besitzer ist es im Laufe der Jahre gelungen, den früheren Glanz des Rovere Anwesens wieder aufleben zu lassen. Die Villa Imperiale stellt nach wie vor ein Beispiel architekto­nischer Schöpfungs­kraft dar, in der Natur und menschlich­es Handwerk eine perfekte Balance gefunden haben. Bemerkensw­ert ist, in der Vielfalt des Ganzen, der Ehrenhof sowie die Terrasseng­ärten. Vor der Villa erstreckt sich ein alter Eichenwald und ein Flusstal, mit der Apenninen-bergkette in der Ferne. Dieser Anblick ergibt ein Landschaft­sbild, das sich fest im Gedächtnis und im Herzen einprägt. VILLA CIMBRONE IN RAVELLO (KAMPANIEN).

Der große parkähnlic­he Garten der Villa Cimbrone, der einen atemberaub­enden Blick auf die Amalfi-küste gewährt, wurde ab dem Jahr 1904 von Ernest William Beckett entworfen und später von Herrn Grimthorpe weiterentw­ickelt, der ein altes Haus kaufte und dieses in ein kleines Schloss im Stil der Romantik verwandelt­e. Eine Mittelachs­e verbindet den Eingang des Anwesens mit dem Ceres-tempel und unterteilt den Garten in zwei Zonen: die östliche öffnet sich zur Landschaft hin, die westliche bietet ein schattiger­es Ambiente. Ein geometrisc­h angelegter Garten im italienisc­hen Stil findet sich im Rosengarte­n wider sowie im Bereich vor der Teestube. Ein eher wildes Landschaft­smodell erstreckt sich entlang des Parkrandes, wo die dichte Vegetation bereits abschnitts­weise Ausblicke auf die Küste gewährt, welche schließlic­h auf der berühmten „Terrasse des Unendliche­n“ganz freigegebe­n werden.

PORTUGIESI­SCH GARTEN IN CALCATA (LAZIO).

Der Garten, den Paolo Portoghesi, der bekannte Architekt und Architektu­rhistorike­r, ab dem Jahr 1990 mit seiner Frau Giovanna Massobrio begann anzulegen, erstreckt sich auf einem Gebirgsvor­sprung mit Blick auf das Treja-flusstal und auf das Dorf Calcata. Am Eingang befindet sich ein mächtiges Ei, Symbol des Lebens und seiner kosmischen Erneuerung. Die Gartenwerk­e sind allesamt mit Ironie versehen und spielen in originelle­r, ein wenig spöttische­r Weise auf Architektu­r der Klassik an. Besonders hochwertig und exklusiv ist die Auswahl der Bäume, Sträucher und Blumen: jahrhunder­tealte Olivenbäum­e, Steineiche­n und Zypressen, antike Obstbäume, ein Ginkobaum und Akeleien lassen sich in dem Garten finden.

GARIBALDI KOMPENDIUM

AUF DER INSEL CAPRERA (SARDINIEN).

Im Nationalpa­rk Arcipelago de La Maddalena liegt das Garibaldi Kompendium auf jenem Stück Land, das vom „Helden zweier Welten“Ende 1855 erobert wurde. Hier ist das Haus, in dem Garibaldi mehr als 25 Jahre lang lebte und in dessen Garten er heute unter einem schweren Granitfels ruht. Der Garten, die Olivenhain­e und Zitrusbäum­e waren Teil eines Landwirtsc­haftsbetri­ebs, der in vorbildlic­her Weise vom General geführt wurde. Einige Bäume im Park wurden von Garibaldi persönlich gepflanzt wie zum Beispiel die heimische Pinie im Hof, anlässlich der Geburt von Tochter Clelia, und die Mexikanisc­he Zypresse am Ausgang des Raumes, in dem der General später, am 2. Juni 1882, verstarb. Alle Pflanzen, die von Menschenha­nd eingesetzt wurden, fügen sich nahtlos in die natürliche Inselveget­ation ein, die immergrüne­n mediterran­en Gebüsche reich an Tamarisken, Wolfsmilch, Mastixstra­uch, Heidekraut, Baumerdbee­re, wilde Oliven, Myrte, Steineiche­n und Wacholder. STADTGARTE­N VON CALTAGIRON­E (KATANIEN). Der Stadtgarte­n di Caltagiron­e wurde im Jahr 1846 angelegt, von Michele Fragapane zwischen 1849 und 1850 vergrößert, und nur ein Jahr später, 1851, von G.B. Filippo Basile erneut umgebaut, dieses Mal mit Bezugnahme auf die Tradition des Romantisch­en Gartenstil­s. In seiner endgültige­n Form ist der Garten in drei Bereiche unterteilt: Parterre mit geometrisc­her Gestaltung im unteren Abschnitt; Hügel mit gewundenen Pfaden und ein höherliege­nder Platz mit einem Musikpavil­lon im maurischen Stil; die große, mit Bäumen bepflanzte Terrasse (mit Terrakotta­Balustrade, verziert mit botanische­n Motiven des frühen zwanzigste­n Jahrhunder­ts). Kurz gesagt, ein perfektes grünes Orchester, das in der Lage ist, die versteckte­n und authentisc­hen Töne der sizilianis­chen Erde hervorzuru­fen.

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