DAS SCHÖNSTE GRÜN ITALIENS
Das Naturerbe der Halbinsel bietet die perfekte Gelegenheit für eine einzigartige Reise, mitten in das antike und authentische Herz des Belpaese
Italien ist ein Land voll lebendiger Farben, reich an Bedeutungen und Geschichten: will man einer Reiseroute ganz nach den Farben der italienischen Flagge folgen weiß, rot und grün – sticht am deutlichsten genau die Farbe heraus, die Symbol der Natur ist. Ein Grün, leuchtend und mutig, erstreckt sich facettenreich über die ganze Halbinsel. Trotz der Sommerbrände, die die italienischen Waldflächen bereits stark vermindert haben, sind - und das vor allem im Bereich des Vesuvs - Wälder, Wiesen, Parks und Gärten immer noch die wahrhaftige pulsierende Lunge Italiens, die den Atem ihrer antiken Schönheit in die Welt hinaus haucht. Ganz besonders interessant ist es, das gelungene Zusammenspiel von wilden, natürlichen Elementen zu beobachten und den umsichtig geplanten und einfallsreichen Interventionen, die aus menschlicher Hand stammen. All das ergibt einen Triumph grüner Strukturen, die einen, durch ihre Komplexität und ihre reizvollen Kombinationen, ganz in den Bann ziehen. Das Netzwerk www.ilparcopiubello.it umfasst mehr als 1.000 Grünflächen und bringt jedes Jahr eine sorgfältig ausgewählte Top-10 der schönsten Parkanlagen der Halbinsel heraus, um den neugierigen Reisenden unentdeckte Routen vorzuschlagen, Orte die man gesehen haben muss und Veranstaltungen ganz im Geiste des „Grün“.
Die Parkanlagen, die im Jahr 2017 für ihre Exzellenz gewürdigt werden, zeichnen eine bemerkenswerte Reiseroute in 10 Etappen nach, welche die tiefste und authentischste Seele, reich an landschaftlicher Vielfalt Italiens, enthält.
OASI ZEGNA IN BIELLA (PIEMONT).
Die Oasi Zegna liegt in einer bergigen Gegend im Nordosten der Stadt Biella und geht aus der brillianten Vision des berühmten Textil-unternehmers Ermenegildo Zegna hervor, Gründer einer der bekanntesten und auch im Ausland geschätzten Marken für Männermode. Zegna führte seit den dreißiger Jahren ein monumentales Werk an sozialer sowie landschaftlicher Verbesserung der Bergregion von Trivero durch: dank der harmonischen Pflanzung von imposanten Mengen an Nadelbäumen, Rhododendren und Hortensien in diesem Gebiet, gelang es Zegna ein schroffes Berggebiet, in einen reizenden Garten zu verwandeln: das „Zegna Panorama” (26 km), der seinen höchsten Punkt in Bielmonte (1.500 m) hat. Auf dem Weg dorthin fällt das charmante Tal von Rhododendron ins Auge, das in den 50er Jahren ganz in der Nähe der Zegna Textilfabrik angelegt wurde, ein landschaftliches Werk von Pietro Porcinai, das erst vor Kurzem von Paolo Pejrone überarbeitet wurde.
VILLA PALLAVICINI IN PEGLI (LIGURIEN).
Der Park der Villa Durazzo Pallavicini, geplant auf Geheiß des Marchese Ignazio Pallavicini, wurde 1840 von Architekt und Bühnenbildner Michele Canzio entworfen und realisiert und ist eine der schönsten und romantischsten Grünflächen Italiens. Das Gebiet ist nach einer Route, die aus einzelnen Szenen besteht, strukturiert und wird durch eine Art Fährte von Erzählungen verbunden: die Viale Classico, das Coffee House, das Siegestor, das Haus der Eremiten, die Grotten, der Große See mit der chinesischen Pagode, der Tempel der Diana, die Römische Brücke, Floras Gärten und die Rosenlaube. Der Ort verdankt seinen wohlverdienten Ruhm der malerischen Realisierung dieses Landschaftsprojekts, das mit größter Sorgfalt in seinen architektonischen und natürlichen Elementen komponiert wurde und das nach einem genauen Plan voll mit esoterischen, fast mystischen Inhalten aufgebaut ist. Das Highlight des Parks ist die Vielfalt an Pflanzenarten, die von großer botanischer und landschaftlicher Bedeutung sind: der monumentale Kampferlorbeer gleich neben dem Libanonzeder am Rande des Sees, die Ansammlung von exotischen Palmen, Araukariengewächsen und eine jahrhundertealte Korkeiche, die Banks-rose und der Kirschlorbeer. Unvergesslich sind auch die alten Kamelien, von denen einige mehr als hundert Jahren alt sind und die jeden Frühling mit ihrer besonderen Blütenpracht ein wahres Schauspiel bieten. VILLA ARCONATI IN CASTELLAZZO
DI BOLLATE (LOMBARDEI).
Der umfangreiche und fein durchdachte Gebäudekomplex der Villa Arconati umfasst, neben land- und forstwirtschaftlichen Flächen, die überaus elegante „Villa der Freude“, die vor einer weitläufigen Rasenfläche liegt und sich in zwei Hauptteile gliedert. Während des siebzehnten Jahrhunderts hatte Galeazzo Arconati die Villa erweitern lassen und legte damit den Grundstein des Gartenbaus im italienischen Stil, der in der Realisierung des Diana Theaters gipfelte. Ende des siebzehnten und Mitte des achtzehnten Jahrhunderts wurde der Garten ein letztes Mal umgewandelt und um drei großzügige Wege erweitert. Diese führen zu verschiedenen, aus Pflanzen gebildeten, „Räumen“mit architektonischen Kulissen, Brunnen,
10 Etappen für eine außergewöhnliche Reiseroute: tiefgündig und authentisch, reich an landschaftlicher Vielfalt Italiens
Statuen, Wasserspielen, die allesamt mit Rasenflächen und kleinen Wäldern verbunden sind. Den südöstlichen Teil, in dem sich Jagdhütte und Zwinger befanden, schmückt heute ein Eichenwald, der von geraden Wegen durchkreuzt wird und in dem ein hübsches Vogelhaus zu finden ist.
GÄRTEN DES REGGIA
DI COLORNO (EMILIA ROMAGNA).
Die Gärten des Reggia di Colorno gehen auf den Sohn von Ranuccio II Farnesez, Francesco zurück, der den Thron im Jahr 1694 übernahm und zusammen mit Ferdinando Galli Bibiena, Architekt und Bühnenbildner, die Gärten realisierte. Sie wandelten den Colorno Palast in eine opulente Residenz um, ausgestattet mit der „magischen Grotte“, mehreren Brunnen und einem Amphitheater, reich bepflanzt mit Zitrusgewächsen. Im „gardino bibienesco“befinden sich Brunnen, Wasserspiele und unzählige kunstvolle Werke, die zusammen eine fast theatralische Wirkung haben. Nach dem Ableben der Familie Farnese im Jahr 1731, wurde mit der Amtseinführung von Philipp von Spanien, der Garten bedeutend umgestaltet, ihm wurde ein nun mehr Französischer Charakter verliehen. In den ersten Jahrzehnten des neunzehnten Jahrhunderts verwandelte Marie-louise von Österreich die Grünflächen wiederum in einen Wald nach Englischem Stil, mit Hilfe von Karl Barvitius, Mitglied der Londoner Gesellschaft des Gartenbaus. Die jüngsten Restaurierungsarbeiten (1998-2000) sollten den antiken Glanz dieses prächtigen Ortes wieder zum Leben erwecken. VILLA LA FOCE IN DER GEMEINDE CHIANCIANO TERME (TOSKANA).
Die Villa La Foce und ihre außergewöhnlichen Gärten sind stark mit der Person Iris Origo verbunden. Nach ihrer Hochzeit in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts entschied sie mit ihrem Ehemann, Marchese Antonio, den gemeinsamen Wohnsitz in die Residenz zu verlegen. Der englische Landschaftsarchitekt Cecil Pinsent wurde mit der Gartengestaltung beauftragt, die von der klassischen Tradition italienischer Gärten inspiriert war und sich bis in das Jahr 1939 hinzog. Das Anwesen ist von einem Park umgeben, der von Buchsbaumhecken in verschiedene Bereiche unterteilt ist, und den Zitronenbäumen in Terracotta-töpfen schmücken. Eine Treppe aus Travertinstein führt hinunter in den Rosengarten, hin zu einer Gartenlaube ganz mit Glyzinien bedeckt und von Lavendelbüschen umwachsen. Terrassenartig angelegte Hänge steigen sanft an bis sie Kirsch-, Pinienbäume und Zypressen erreichen, die zwischen wildem Ginster, Thymian und Rosmarin wachsen. Von dort aus führt eine lange Zypressenallee zu einer steinernen Statue aus dem siebzehnten Jahrhundert. Ein Pfad durchquert den Wald und verbindet den Garten mit dem Familienfriedhof, der als einer der meisterhaftesten Kreationen von Pinsent gilt.
VILLA IMPERIALE IN PESARO (MARKEN).
Die Villa Imperiale ist nur wenige Kilometer von Pesaro entfernt und liegt inmitten der fruchtbaren Landschaft des Naturparks Colle San Bartolo. Der Komplex besteht aus zwei verschiedenen Teilen, die miteinander durch einen Laubengang verbunden sind: die alte Villa der Herzogfamilie Sforza aus dem fünfzehnten Jahrhundert und der Spalier aus dem sechzehnten Jahrhundert, entworfen von dem Architekten Girolamo Genga im Auftrag der Herzöge Della Rovere. Die Pracht war nicht von langer Dauer, von 1631 bis zum neunzehnten Jahrhundert, als die Villa an die Albani Familie und die Adelsfamilie Castelbarco übergeben wurde. Nur dank der Pflege und der Restaurierungsarbeiten der neuen Besitzer ist es im Laufe der Jahre gelungen, den früheren Glanz des Rovere Anwesens wieder aufleben zu lassen. Die Villa Imperiale stellt nach wie vor ein Beispiel architektonischer Schöpfungskraft dar, in der Natur und menschliches Handwerk eine perfekte Balance gefunden haben. Bemerkenswert ist, in der Vielfalt des Ganzen, der Ehrenhof sowie die Terrassengärten. Vor der Villa erstreckt sich ein alter Eichenwald und ein Flusstal, mit der Apenninen-bergkette in der Ferne. Dieser Anblick ergibt ein Landschaftsbild, das sich fest im Gedächtnis und im Herzen einprägt. VILLA CIMBRONE IN RAVELLO (KAMPANIEN).
Der große parkähnliche Garten der Villa Cimbrone, der einen atemberaubenden Blick auf die Amalfi-küste gewährt, wurde ab dem Jahr 1904 von Ernest William Beckett entworfen und später von Herrn Grimthorpe weiterentwickelt, der ein altes Haus kaufte und dieses in ein kleines Schloss im Stil der Romantik verwandelte. Eine Mittelachse verbindet den Eingang des Anwesens mit dem Ceres-tempel und unterteilt den Garten in zwei Zonen: die östliche öffnet sich zur Landschaft hin, die westliche bietet ein schattigeres Ambiente. Ein geometrisch angelegter Garten im italienischen Stil findet sich im Rosengarten wider sowie im Bereich vor der Teestube. Ein eher wildes Landschaftsmodell erstreckt sich entlang des Parkrandes, wo die dichte Vegetation bereits abschnittsweise Ausblicke auf die Küste gewährt, welche schließlich auf der berühmten „Terrasse des Unendlichen“ganz freigegeben werden.
PORTUGIESISCH GARTEN IN CALCATA (LAZIO).
Der Garten, den Paolo Portoghesi, der bekannte Architekt und Architekturhistoriker, ab dem Jahr 1990 mit seiner Frau Giovanna Massobrio begann anzulegen, erstreckt sich auf einem Gebirgsvorsprung mit Blick auf das Treja-flusstal und auf das Dorf Calcata. Am Eingang befindet sich ein mächtiges Ei, Symbol des Lebens und seiner kosmischen Erneuerung. Die Gartenwerke sind allesamt mit Ironie versehen und spielen in origineller, ein wenig spöttischer Weise auf Architektur der Klassik an. Besonders hochwertig und exklusiv ist die Auswahl der Bäume, Sträucher und Blumen: jahrhundertealte Olivenbäume, Steineichen und Zypressen, antike Obstbäume, ein Ginkobaum und Akeleien lassen sich in dem Garten finden.
GARIBALDI KOMPENDIUM
AUF DER INSEL CAPRERA (SARDINIEN).
Im Nationalpark Arcipelago de La Maddalena liegt das Garibaldi Kompendium auf jenem Stück Land, das vom „Helden zweier Welten“Ende 1855 erobert wurde. Hier ist das Haus, in dem Garibaldi mehr als 25 Jahre lang lebte und in dessen Garten er heute unter einem schweren Granitfels ruht. Der Garten, die Olivenhaine und Zitrusbäume waren Teil eines Landwirtschaftsbetriebs, der in vorbildlicher Weise vom General geführt wurde. Einige Bäume im Park wurden von Garibaldi persönlich gepflanzt wie zum Beispiel die heimische Pinie im Hof, anlässlich der Geburt von Tochter Clelia, und die Mexikanische Zypresse am Ausgang des Raumes, in dem der General später, am 2. Juni 1882, verstarb. Alle Pflanzen, die von Menschenhand eingesetzt wurden, fügen sich nahtlos in die natürliche Inselvegetation ein, die immergrünen mediterranen Gebüsche reich an Tamarisken, Wolfsmilch, Mastixstrauch, Heidekraut, Baumerdbeere, wilde Oliven, Myrte, Steineichen und Wacholder. STADTGARTEN VON CALTAGIRONE (KATANIEN). Der Stadtgarten di Caltagirone wurde im Jahr 1846 angelegt, von Michele Fragapane zwischen 1849 und 1850 vergrößert, und nur ein Jahr später, 1851, von G.B. Filippo Basile erneut umgebaut, dieses Mal mit Bezugnahme auf die Tradition des Romantischen Gartenstils. In seiner endgültigen Form ist der Garten in drei Bereiche unterteilt: Parterre mit geometrischer Gestaltung im unteren Abschnitt; Hügel mit gewundenen Pfaden und ein höherliegender Platz mit einem Musikpavillon im maurischen Stil; die große, mit Bäumen bepflanzte Terrasse (mit TerrakottaBalustrade, verziert mit botanischen Motiven des frühen zwanzigsten Jahrhunderts). Kurz gesagt, ein perfektes grünes Orchester, das in der Lage ist, die versteckten und authentischen Töne der sizilianischen Erde hervorzurufen.