VALENTINO ROT
Dieser Farbton zwischen Karminrot, Purpur und Cadmiumrot, heute so zeitlos wie das Tizianrot. Eine Verbindung aus Eleganz, Energie und Noblesse, die zusammen mit seinem Schöpfer Geschichte in der internationalen Welt der Mode geschrieben hat.
Alles hat in seiner Jugend begonnen, genauer gesagt am Opernhaus von Barcelona, als Valentino Garavani die verborgene Schönheit in jener Farbe sah: „Bei den Aufführungen waren nur rote Kostüme auf der Bühne zu sehen, die Frauen auf den Balkonplätzen trugen rote Kleider und ragten über die Ränge wie Geranien über Balkongeländern, auch die Sessel und die Vorhänge waren allesamt rot (...). Ich wusste, dass es nach Schwarz und Weiß keine bessere Farbe gab.” Und so kam es, dass seine Kollektionen immer mindestens ein Kleidungsstück in dieser Farbe enthielten. Genau wie auch auf dem Laufsteg im Jahr 2008 in Paris oder an seiner legendären Abschiedsfeier am Kolosseum, bei der ganz in rot gekleidete Ballett-tänzerinnen vom Himmel Roms herabschwebten. Diesen Farbton findet er täglich beim Anblick seiner Rosen wieder, die in seiner französischen Residenz, im Wideville Castle, wachsen. Jenes Rot ist im Laufe seiner 50 Jahre zeitlos geblieben, nie banal geworden, es hat die Modewelt unter bewundernden Blicken durchquert und ist zu einem ikonischen Farbton geworden. Dieses Rot ist keinesfalls gewöhnlich, es ist das „Valentino Rot”. Im Genesis steht die rote Farbe für den Funken, aus dem alles Leben entsteht. Tatsächlich war das Rot seit jeher fundamentaler Bestandteil der Farbpalette des Designers und wurde von vielen Kollegen gelobt, beneidet und aufgrund seiner unübersehbaren Sinnlichkeit auch oft nachgeahmt. Seit der ersten Modenschau von Valentino Garavani’s Modeunternehmen, die in den frühen 60er Jahren im Palazzo Pitti stattfand, zog diese Farbe, die so fern ab von allem Alltäglichen schien, alle Aufmerksamkeit auf sich. Eine Kombination aus hell und dunkel mit einzigartigen Abstufungen, herrlichen Nuancen, die sich in einem Ton aus Karminrot, Purpur und Cadmiumrot vereinte. Ab 1959 - dem Eröffnungsjahr des ersten Ateliers in der Via dei Condotti 15 in Rom – variierten die Trends und passten sich den kontinuierlichen politisch-gesellschaftlichen Veränderungen an. Das Rot sowie der elegante Stil blieben allerdings immer das Markenzeichen der prestigeträchtigen Valentino-kollektionen. Sein Ziel war es Frauen Kleidung zu schenken, die sie jeden Tag, auch in ihrem Alltagsleben, mühelos tragen konnten. In den sechziger Jahren trugen Valentino’s Frauen lange Trapez-kleider, luftige Cocktailkleider aus Chiffon eroberten plötzlich seine Laufstege, alles wurde auslaufender und dennoch fehlte dabei nie diese typische Eleganz. Während in den siebziger Jahren die soziale Desillusionierung wuchs, war die Mode von Valentino von klaren, manchmal auch asymmetrischen Schnitten gekennzeichnet. In den achtziger Jahren war die elegante Business Frau Hauptdarstellerin seiner Modelinien, wobei ausladende Schulterpolster die Outfits charakterisierten.
Es war im Jahr 1962 als der junge Valentino sein Debüt mit der ersten Kollektion bei Pitti in Florenz hatte: die Weihe des internationalen Modeschöpfers.
ausgestattet: „Ich liebe Marion Cotillard und Emma Stone. Aber eine ganz besondere Verbindung werde ich immer mit meinen engen Freundinnen Gwyneth Paltrow, Nicole Kidman und natürlich der einzigartigen Meryl Streep haben.“Er hat die Auftrag gegeben wurde, so steht seine Entscheidung klar fest: „Es war das für Jackie Kennedy für einen Abends im Metropolitan Museum in New York, als sie die Trauer um den Präsidenten langsam verarbeitet hatte. Ich habe für sie ein rotes Gazar-kleid entworfen mit einem großen Rock voller Volants.“Acht Schauspielerinnen haben in seinen Kleidern einen Oscar entgegengenommen und auch einige andere wichtigste Persönlichkeiten hat er Und während sich die Mode veränderte und abhängig von den gesellschaftlichen Veränderungen reicher oder zurückhaltender wurde, entwickelte sich die rote Kleidung Valentino’s Jahrzehnt um Jahrzehnt weiter und blieb dabei stets modern: lineare Schnitte aber auch Trompeten-kleider mit Stoffbahnen, die direkt am Körper des Modells angefertigt wurden, einseitig schulterfreie Kleider mit tiefem Rückenausschnitt und solche, die ganz besonders die weiblichen Kurven in Szene setzen. Bewusst übertriebene Formen, die durch lineare Elemente ausgeglichen wurden, so dass eine perfekte Harmonie aus Proportionen geschaffen wurde, die seine Mode so „klassisch“gemacht haben. Die Valentino Welt besteht aus Mode, darüber hinaus aber auch aus Recherche, Weiterbildung und Bezugnahme auf die Kunstwelt. Vor allem aber ist da diese Leidenschaft, Mode zu schaffen, die über ein bloßes Kleidungsstück hinausgeht. Die wichtigsten Frauen der Geschichte haben seine Kreationen getragen, sich von dem Rot einhüllen lassen, das den Linien des Körpers folgt. Sie haben die Kleider in Traumkleider verwandelt. Wenn sich Valentino an das wichtigste rote Kleid erinnern soll, das ihm je für einen besonderen Anlass in
Frauen geliebt, die er eingekleidet hat, vor allem Frauen von Klasse in den ersten Jahren seiner Karriere. Aber auch die Jahre um 2000 waren nicht von der Hand zu weisen, da in diesen Jahren „alle angefangen haben, die Haute Couture zu lieben“. Im Jahr 2001 hat Julia Roberts mit einem weiß schwarzem Kleid den Oscar für „Erin Brockovich“entgegengenommen, ein Kleid, das in die Geschichte eingegangen ist. Dieser Moment war für den Designer einer der unvergesslichsten seiner Karriere. Er hat das Kino bekleidet und das Kino hat ihm dafür den amerikanischen Dokumentarfilm „Valentino: The Last Emperor“gewidmet, ein Film von Matt Tyrnauer. Die Frucht von zwei Jahren harter Arbeit, in denen der Regisseur mit seinen Kameras Valentino und seinen Lebens- und Geschäftspartner, Giancarlo Giammetti, auf Schritt und Tritt begleitete. Zwei Menschen, die nicht nur 50 Jahre miteinander geteilt und sich geliebt haben, sondern die gemeinsam ein Imperium aufgebaut haben. Sie haben die Modewelt verändert und Made in Italy neu definiert, wurden zu Ikonen und Botschaftern von diesem typisch italienischen Stil und auch vom Italien der Neuzeit. Valentino hat stets die Perfektion angestrebt und so beschreiben ihn seine Mitarbeiter Piera Sensi und Franco Rossi in ihrem Buch „Rosso Valentino” wie er immerzu schien, in die Rolle eines Komponisten zu schlüpfen, der Noten auf seine Notenzeilen notiert: „Kaum angekommen holte er einige Skizzen aus seiner Tasche hervor, die seine Assistenten dann in fertige Zeichnungen umwandeln sollten. Ausgehend von der Zeichnung wurde ein Papiermodell entworfen, um anschließend zu dem berühmten „weißen Tuch“überzugehen: der erste wahre Entwurf des Kleides, der dem Meister vorgelegt wurde, woraufhin sich dieser an die eigentliche Arbeit machte. Mit Stecknadeln entwarf er Konturen und steckte Maße ab und das mit einer unbeschreiblichen Vorgehensweise, das seine Assistenten nur sprachlos zusahen. Sobald das Meisterwerk fertiggestellt war, überschlugen sich alle Beteiligten mit Komplimenten für Valentino.“Perfektion also. Es drehte sich alles um Perfektion. Seine letzte Kollektion wurde auf den Laufstegen in Paris im Januar 2008 vorgestellt. Es war ein schwerer Abschied, aber „diese Leere, die mir anfangs unüberwindbar schien, hat sich schnell aufgelöst. Es war genau der richtige Zeitpunkt, um eine Karriere, die
Mit dem pompösen Abschied von der Modewelt hat die Marke nach fünfundvierzig Jahren erfolgreichen Schaffens die Leitung zunächst an die Kreativ Direktorin Alessandra Facchinetti abgegeben und später an das noch erfolgreichere Duo Chiuri-piccioli übertragen. Im Jahr 2014 stellte das Duo in Shanghai die Kollektion NO SEASON vor, die aus tausenden Rot-schattierungen und einem ganz neuen Sortiment verschiedenster Stoffarten bestand. mich sehr glücklich gemacht hat, mir Ruhm und Reichtum eingebracht hat, zu beenden. Hätte ich weiter gemacht, hätte ich den heutigen Wandel der Modewelt nicht lange ertragen. Sie hatte sich zu einem Markt entwickelt, der von Finanzleuten gesteuert wurde, die nur auf Profit aus waren.“Und auch wenn es ihm am Erfolg nie gemangelt hätte, so hätte Valentino es nicht länger ertragen, ständig gesagt zu bekommen, dass er nicht immer an eine Traumwelt, sondern an die Realität denken müsse.
„Wenn man eine rot gekleidete Frau sieht, ist es als würde man eine große Erleichterung verspüren“
Das Rot fehlt also auch in dem neuen Valentino Kapitel nicht und findet sich in den originellen und stets eleganten Kleidungsstücken überall wieder. In der aktuellen Kollektion lehnt sich die Kleidung an einen innovativen, eher punkigen Stil an, der für die Frauen von heute geschaffen wurde, die in ihrer individuellen Kreativität einzigartig sind. Fern ab von der Modewelt ist Valentino seit 2007 ein Rentner mit Luxusleben. Er ist und bleibt jener Künstler, der er schon immer war, aber jetzt mit einem abgeschirmten Privatleben. Er lebt heute in Frankreich und hat einmal in einem Interview über sich erzählt, dass er morgens spät aufsteht, nur ein Glas Wein am Tag trinkt, sehr oft betet, noch nie ein Tablet benutzt hat und vor allem, dass er seine Familie anbetet, die aus Nichten und Neffen und vielen Freunden besteht. Und natürlich ist da immer noch Giancarlo Giammetti an seiner Seite, mit dem er seine gesamte Existenz geteilt hat, die aus Freude, Schmerz, Begeisterung und Enttäuschung bestand. Nach all den Träumen, die sich bereits erfüllt haben und all den Auszeichnungen, die er aus der ganzen Welt erhalten hat, so steht im Mittelpunkt seines heutigen Traums die ewige Stadt Rom, der einzige Ort, an dem sich der Künstler wirklich zu Hause fühlt: „Ich erwarte, dass mir die Stadt einen Bereich für mein Museum zur Verfügung stellt... Das ist etwas, was ich glaub ich verdient habe und was ich gerne den Römern schenken würde“.