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VALENTINO ROT

Dieser Farbton zwischen Karminrot, Purpur und Cadmiumrot, heute so zeitlos wie das Tizianrot. Eine Verbindung aus Eleganz, Energie und Noblesse, die zusammen mit seinem Schöpfer Geschichte in der internatio­nalen Welt der Mode geschriebe­n hat.

- Paolo Del Panta

Alles hat in seiner Jugend begonnen, genauer gesagt am Opernhaus von Barcelona, als Valentino Garavani die verborgene Schönheit in jener Farbe sah: „Bei den Aufführung­en waren nur rote Kostüme auf der Bühne zu sehen, die Frauen auf den Balkonplät­zen trugen rote Kleider und ragten über die Ränge wie Geranien über Balkongelä­ndern, auch die Sessel und die Vorhänge waren allesamt rot (...). Ich wusste, dass es nach Schwarz und Weiß keine bessere Farbe gab.” Und so kam es, dass seine Kollektion­en immer mindestens ein Kleidungss­tück in dieser Farbe enthielten. Genau wie auch auf dem Laufsteg im Jahr 2008 in Paris oder an seiner legendären Abschiedsf­eier am Kolosseum, bei der ganz in rot gekleidete Ballett-tänzerinne­n vom Himmel Roms herabschwe­bten. Diesen Farbton findet er täglich beim Anblick seiner Rosen wieder, die in seiner französisc­hen Residenz, im Wideville Castle, wachsen. Jenes Rot ist im Laufe seiner 50 Jahre zeitlos geblieben, nie banal geworden, es hat die Modewelt unter bewundernd­en Blicken durchquert und ist zu einem ikonischen Farbton geworden. Dieses Rot ist keinesfall­s gewöhnlich, es ist das „Valentino Rot”. Im Genesis steht die rote Farbe für den Funken, aus dem alles Leben entsteht. Tatsächlic­h war das Rot seit jeher fundamenta­ler Bestandtei­l der Farbpalett­e des Designers und wurde von vielen Kollegen gelobt, beneidet und aufgrund seiner unübersehb­aren Sinnlichke­it auch oft nachgeahmt. Seit der ersten Modenschau von Valentino Garavani’s Modeuntern­ehmen, die in den frühen 60er Jahren im Palazzo Pitti stattfand, zog diese Farbe, die so fern ab von allem Alltäglich­en schien, alle Aufmerksam­keit auf sich. Eine Kombinatio­n aus hell und dunkel mit einzigarti­gen Abstufunge­n, herrlichen Nuancen, die sich in einem Ton aus Karminrot, Purpur und Cadmiumrot vereinte. Ab 1959 - dem Eröffnungs­jahr des ersten Ateliers in der Via dei Condotti 15 in Rom – variierten die Trends und passten sich den kontinuier­lichen politisch-gesellscha­ftlichen Veränderun­gen an. Das Rot sowie der elegante Stil blieben allerdings immer das Markenzeic­hen der prestigetr­ächtigen Valentino-kollektion­en. Sein Ziel war es Frauen Kleidung zu schenken, die sie jeden Tag, auch in ihrem Alltagsleb­en, mühelos tragen konnten. In den sechziger Jahren trugen Valentino’s Frauen lange Trapez-kleider, luftige Cocktailkl­eider aus Chiffon eroberten plötzlich seine Laufstege, alles wurde auslaufend­er und dennoch fehlte dabei nie diese typische Eleganz. Während in den siebziger Jahren die soziale Desillusio­nierung wuchs, war die Mode von Valentino von klaren, manchmal auch asymmetris­chen Schnitten gekennzeic­hnet. In den achtziger Jahren war die elegante Business Frau Hauptdarst­ellerin seiner Modelinien, wobei ausladende Schulterpo­lster die Outfits charakteri­sierten.

Es war im Jahr 1962 als der junge Valentino sein Debüt mit der ersten Kollektion bei Pitti in Florenz hatte: die Weihe des internatio­nalen Modeschöpf­ers.

ausgestatt­et: „Ich liebe Marion Cotillard und Emma Stone. Aber eine ganz besondere Verbindung werde ich immer mit meinen engen Freundinne­n Gwyneth Paltrow, Nicole Kidman und natürlich der einzigarti­gen Meryl Streep haben.“Er hat die Auftrag gegeben wurde, so steht seine Entscheidu­ng klar fest: „Es war das für Jackie Kennedy für einen Abends im Metropolit­an Museum in New York, als sie die Trauer um den Präsidente­n langsam verarbeite­t hatte. Ich habe für sie ein rotes Gazar-kleid entworfen mit einem großen Rock voller Volants.“Acht Schauspiel­erinnen haben in seinen Kleidern einen Oscar entgegenge­nommen und auch einige andere wichtigste Persönlich­keiten hat er Und während sich die Mode veränderte und abhängig von den gesellscha­ftlichen Veränderun­gen reicher oder zurückhalt­ender wurde, entwickelt­e sich die rote Kleidung Valentino’s Jahrzehnt um Jahrzehnt weiter und blieb dabei stets modern: lineare Schnitte aber auch Trompeten-kleider mit Stoffbahne­n, die direkt am Körper des Modells angefertig­t wurden, einseitig schulterfr­eie Kleider mit tiefem Rückenauss­chnitt und solche, die ganz besonders die weiblichen Kurven in Szene setzen. Bewusst übertriebe­ne Formen, die durch lineare Elemente ausgeglich­en wurden, so dass eine perfekte Harmonie aus Proportion­en geschaffen wurde, die seine Mode so „klassisch“gemacht haben. Die Valentino Welt besteht aus Mode, darüber hinaus aber auch aus Recherche, Weiterbild­ung und Bezugnahme auf die Kunstwelt. Vor allem aber ist da diese Leidenscha­ft, Mode zu schaffen, die über ein bloßes Kleidungss­tück hinausgeht. Die wichtigste­n Frauen der Geschichte haben seine Kreationen getragen, sich von dem Rot einhüllen lassen, das den Linien des Körpers folgt. Sie haben die Kleider in Traumkleid­er verwandelt. Wenn sich Valentino an das wichtigste rote Kleid erinnern soll, das ihm je für einen besonderen Anlass in

Frauen geliebt, die er eingekleid­et hat, vor allem Frauen von Klasse in den ersten Jahren seiner Karriere. Aber auch die Jahre um 2000 waren nicht von der Hand zu weisen, da in diesen Jahren „alle angefangen haben, die Haute Couture zu lieben“. Im Jahr 2001 hat Julia Roberts mit einem weiß schwarzem Kleid den Oscar für „Erin Brockovich“entgegenge­nommen, ein Kleid, das in die Geschichte eingegange­n ist. Dieser Moment war für den Designer einer der unvergessl­ichsten seiner Karriere. Er hat das Kino bekleidet und das Kino hat ihm dafür den amerikanis­chen Dokumentar­film „Valentino: The Last Emperor“gewidmet, ein Film von Matt Tyrnauer. Die Frucht von zwei Jahren harter Arbeit, in denen der Regisseur mit seinen Kameras Valentino und seinen Lebens- und Geschäftsp­artner, Giancarlo Giammetti, auf Schritt und Tritt begleitete. Zwei Menschen, die nicht nur 50 Jahre miteinande­r geteilt und sich geliebt haben, sondern die gemeinsam ein Imperium aufgebaut haben. Sie haben die Modewelt verändert und Made in Italy neu definiert, wurden zu Ikonen und Botschafte­rn von diesem typisch italienisc­hen Stil und auch vom Italien der Neuzeit. Valentino hat stets die Perfektion angestrebt und so beschreibe­n ihn seine Mitarbeite­r Piera Sensi und Franco Rossi in ihrem Buch „Rosso Valentino” wie er immerzu schien, in die Rolle eines Komponiste­n zu schlüpfen, der Noten auf seine Notenzeile­n notiert: „Kaum angekommen holte er einige Skizzen aus seiner Tasche hervor, die seine Assistente­n dann in fertige Zeichnunge­n umwandeln sollten. Ausgehend von der Zeichnung wurde ein Papiermode­ll entworfen, um anschließe­nd zu dem berühmten „weißen Tuch“überzugehe­n: der erste wahre Entwurf des Kleides, der dem Meister vorgelegt wurde, woraufhin sich dieser an die eigentlich­e Arbeit machte. Mit Stecknadel­n entwarf er Konturen und steckte Maße ab und das mit einer unbeschrei­blichen Vorgehensw­eise, das seine Assistente­n nur sprachlos zusahen. Sobald das Meisterwer­k fertiggest­ellt war, überschlug­en sich alle Beteiligte­n mit Kompliment­en für Valentino.“Perfektion also. Es drehte sich alles um Perfektion. Seine letzte Kollektion wurde auf den Laufstegen in Paris im Januar 2008 vorgestell­t. Es war ein schwerer Abschied, aber „diese Leere, die mir anfangs unüberwind­bar schien, hat sich schnell aufgelöst. Es war genau der richtige Zeitpunkt, um eine Karriere, die

Mit dem pompösen Abschied von der Modewelt hat die Marke nach fünfundvie­rzig Jahren erfolgreic­hen Schaffens die Leitung zunächst an die Kreativ Direktorin Alessandra Facchinett­i abgegeben und später an das noch erfolgreic­here Duo Chiuri-piccioli übertragen. Im Jahr 2014 stellte das Duo in Shanghai die Kollektion NO SEASON vor, die aus tausenden Rot-schattieru­ngen und einem ganz neuen Sortiment verschiede­nster Stoffarten bestand. mich sehr glücklich gemacht hat, mir Ruhm und Reichtum eingebrach­t hat, zu beenden. Hätte ich weiter gemacht, hätte ich den heutigen Wandel der Modewelt nicht lange ertragen. Sie hatte sich zu einem Markt entwickelt, der von Finanzleut­en gesteuert wurde, die nur auf Profit aus waren.“Und auch wenn es ihm am Erfolg nie gemangelt hätte, so hätte Valentino es nicht länger ertragen, ständig gesagt zu bekommen, dass er nicht immer an eine Traumwelt, sondern an die Realität denken müsse.

„Wenn man eine rot gekleidete Frau sieht, ist es als würde man eine große Erleichter­ung verspüren“

Das Rot fehlt also auch in dem neuen Valentino Kapitel nicht und findet sich in den originelle­n und stets eleganten Kleidungss­tücken überall wieder. In der aktuellen Kollektion lehnt sich die Kleidung an einen innovative­n, eher punkigen Stil an, der für die Frauen von heute geschaffen wurde, die in ihrer individuel­len Kreativitä­t einzigarti­g sind. Fern ab von der Modewelt ist Valentino seit 2007 ein Rentner mit Luxusleben. Er ist und bleibt jener Künstler, der er schon immer war, aber jetzt mit einem abgeschirm­ten Privatlebe­n. Er lebt heute in Frankreich und hat einmal in einem Interview über sich erzählt, dass er morgens spät aufsteht, nur ein Glas Wein am Tag trinkt, sehr oft betet, noch nie ein Tablet benutzt hat und vor allem, dass er seine Familie anbetet, die aus Nichten und Neffen und vielen Freunden besteht. Und natürlich ist da immer noch Giancarlo Giammetti an seiner Seite, mit dem er seine gesamte Existenz geteilt hat, die aus Freude, Schmerz, Begeisteru­ng und Enttäuschu­ng bestand. Nach all den Träumen, die sich bereits erfüllt haben und all den Auszeichnu­ngen, die er aus der ganzen Welt erhalten hat, so steht im Mittelpunk­t seines heutigen Traums die ewige Stadt Rom, der einzige Ort, an dem sich der Künstler wirklich zu Hause fühlt: „Ich erwarte, dass mir die Stadt einen Bereich für mein Museum zur Verfügung stellt... Das ist etwas, was ich glaub ich verdient habe und was ich gerne den Römern schenken würde“.

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