All About Italy (Germany)

LEUTE

EIN MÄRCHEN NAMENS MARCELLO FONTE

- Alessandro Creta

Die Darstellun­g Marcello Fontes in „Dogman“, dem neuesten Film des italienisc­hen Regisseurs Matteo Garrone, wurde von der Jury des Festivals von Cannes hochgelobt und mit der Goldenen Palme für den besten männlichen Hauptdarst­eller ausgezeich­net. Für diese Rolle hat Fonte drei Monate in einem Trainingsl­ager für Hunde verbracht, um zu lernen, wie man mit Pitbulls und Chihuahuas umgeht. Marcello – das ist sowohl der Name des Schauspiel­ers als auch der der Hauptperso­n im Film – ist in „Dogman“ein kleiner und freundlich­er Hundefrise­ur, der in eine gefährlich­e Beziehung voller Schikanen mit dem brutalen ehemaligen Boxer Simone gerät, der im Viertel das Sagen hat. Die Geschichte inspiriert sich an wahren, schrecklic­hen Ereignisse­n, die sich Ende der 80er Jahre am Stadtrand von Rom abgespielt haben. Über seine Rolle hat Fonte folgendes gesagt: „Die von mir gespielte Person wird nie gewalttäti­g. Sie ist wie eine Blume, die auch auf einem Misthaufen weiß bleibt, oder zumindest grau, und die nie vollständi­g befleckt ist“. Garrone - der schon bei „Gomorrha“, das für den Golden Globe nominiert wurde, Regie geführt hatte – hat ihn als einen „modernen Buster Keaton, fast eine Stummfilmf­igur“bezeichnet und hat von ihrem zufälligen und glückliche­n Zusammentr­effen in einem Begegnungs­zentrum für ehemalige Häftlinge erzählt: „Marcello war der Hausmeiste­r und schlief in dem Zentrum. Er war bei den Auditionen dabei, und als eines Tages ein ehemaliger Häftling krank wurde und plötzlich starb, übernahm er seine Rolle“. Bevor er von Garrone ausgewählt wurde, spielte der Schauspiel­er aus Süditalien nur in kleinen Rollen: 2011 hatte er eine Nebenrolle in „Für den Himmel bestimmt“von Alice Rohrwacher und davor war er Statist in „Gangs of New York“von Martin Scorsese (2002), eine Rolle, die er durch eine kleine Lüge bei den Kostümdesi­gnern auf dem Set bekam (denn er behauptete, er sei von Scorsese persönlich engagiert worden). Als Marcello Fonte, Jahrgang 1978, Bauernsohn, Schauspiel­er, aber auch Schneider, Anstreiche­r und Faktotum, den Preis überreicht bekam, sagte er: „Als ich in einer Baracke wohnte und den Regen auf das Blechdach trommeln hörte, stellte ich mir vor, das wäre Applaus. Jetzt, wo der Applaus echt ist und mir gehört, fühle ich die Wärme einer Familie. Ich fühle mich zu Hause, meine Familie ist der Film“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany