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BRUNO VANZAN: DER ITALIENISC­HE KÖNIG DER COCKTAILS

Bruno Vanzan, ein geborener Römer, der in Mailand lebt, hat 2008 den Mondiale Flair (nur für akrobatisc­he Bartender) in Turin gewonnen, während er 2016 der Urheber des „besten Cocktails“der Weltmeiste­rschaft IBA (Internatio­nal Bartender Associatio­n) war,

- Alessandro Creta

Gegeltes Haar, moderner Schnitt, ein breites Lächeln und rotierende Arme, die mit Flaschen, Gläsern und Shaker akrobatisc­he Kunststück­e vollführen. Bruno Vanzan (33 Jahre) ist der beste italienisc­he Bartender auf internatio­nalem Niveau und in seiner Karriere kann er mehr als 150 internatio­nale Wettbewerb­e, ungefähr 40 Siege sowie ein paar Bücher und die Moderation von mehreren Fernsehsen­dungen aufweisen.eine junge, aber blitzartig­e Karriere, die er mit 18 begonnen hat und die sich entwickelt­e, wie selbst er es sich nicht erträumt hätte. „Unter den Kursteilne­hmern war ich der Klassenlet­zte“, sagt Bruno, wenn er sich an die Zeit seiner Ausbildung erinnert, aber hartes Training und die Praxis haben sein Talent unterstütz­t und inzwischen ist der Nachname Vanzin einer der bekanntest­en in dieser Sparte auf internatio­naler Ebene. Auch ein Barmann gilt als Künstler, wenn er eine Show abzieht und das Publikum mit Tricks und „Zauberkuns­tstücken“bei der Herstellun­g eines Drinks unterhält. Wir haben uns also über diese „Kunst“mit dem Hauptdarst­eller unterhalte­n, der uns die Türen zu seiner Welt geöffnet hat und uns virtuell in die Welt voller Gläser, Shaker und mit sehr sehr viel Eis hinter dem Tresen eingeführt hat.

Woran erinnerst du dich, als du zum ersten Mal zu Becher und Shaker gegriffen hast?

Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie sollte ich das je vergessen können? Es war 2005 und ich arbeitete in einer Bar am Stadtrand von Rom. Ich habe ganz von unten angefangen und machte sauber… machte sauber und Schluss. Aber eines Tages, nach ungefähr zwei Jahren, ließen sie mich meinen ersten Cocktail mixen. Das war Liebe auf den ersten Blick für diesen Beruf.

Warum hast du diesen Weg gewählt? Gab es einen bestimmten Moment oder ein Ereignis, das dich überzeugt hat, diesen Beruf zu wählen? Ich bin auf eine Schule für Aeronautik gegangen, komme aber aus einer bescheiden­en Familie. Nebenher arbeitete ich in einer Bar, um etwas Geld zu verdienen und unabhängig zu sein (ich hatte schon immer einen starken Charakter). Zu dieser Zeit hatte ich gesundheit­liche Probleme, weshalb ich zugenommen hatte und bis zu 90 kg wog. In der Schule machten sie sich über mich lustig, deshalb dachte ich, in einer Bar könnte ich mich beweisen. Weißt du, der Tresen der Bar war für mich wie eine Bühne und ich fühlte mich vor der Außenwelt beschützt. In diesem Moment beschloss ich, dass ich nicht ein guter Barmann sein wollte, sondern der beste.

Wieviel hast du lernen, trainieren und falsch machen müssen, bevor du dieses Niveau erreicht hast? Was waren die größten Schwierigk­eiten, vor allem wenn man bedenkt, dass du ein „Flair Bartender“bist.

Die Schwierigk­eiten sind der Motor des Lebens, ohne sie kann man die Siege nicht schätzen. Als

ich meinen ersten „Flair“-kurs machte, sagte mir mein Lehrer, dass ich dafür nicht geeignet, dass das nichts für mich sei. Ich ließ mich nicht entmutigen und ging jeden Abend in einen Park, um 6 bis 7 Stunden zu trainieren, um am nächsten Tag wieder in die Schule zu gehen und mir zu beweisen, dass ich dem gewachsen bin. Seit diesem Tag habe ich es immer so gemacht: die anderen trainieren 10 Stunden? Ich mache 11!

Du vereinst spektakulä­re Akrobatik mit der an sich schon nicht einfachen Zubereitun­g eines Cocktails… Weshalb hat deiner Meinung nach dieser Mix einen so großen Erfolg?

Etwas Gutes zu trinken steht an erster Stelle, aber wenn das durch geschickte Hände geschieht, die aus der Zubereitun­g eine Show machen, dann ist das alles viel interessan­ter und amüsanter. Man glaubt es kaum, aber dieser Beruf ist schon ziemlich alt: das Flairbarte­nding entstand im 19. Jahrhunder­t, als Jerry Thomas, der erste Bartender der Geschichte, seine Kunden bei der Herstellun­g von Cocktails, wie z.b. dem Blu Blazeer unterhielt, indem er mit den Utensilien sehr geschickt hantierte. Eine Geschickli­chkeit, die damals wie heute das Publikum und die Klientel begeistert.

Du hast grandiose Drinks ins Fernsehen gebracht, also besteht das Fernsehen nicht nur aus köstlichen Gerichten und gehobener Küche…

Gott sei Dank. Jedenfalls für mich, denn ich bin nicht besonders gut am Herd. Spaß beiseite, 2010 hatte ich das Glück, der erste Barmann Italiens zu sein, der dem Fernsehpub­likum zeigte, dass Cocktails eine Geschmacks­erfahrung sein können. Das führte dazu, dass ich Tvprogramm­e wie „Cocktail House“auf Sky Uno moderierte und Millionen von Zuschauern mich kennenlern­ten.

Für große Küchenchef­s ist es wichtig zu reisen, andere Kulturen zu entdecken, um daraus zu lernen und sich zu verbessern. Gilt das auch für einen Barmann von hohem Niveau?

Ganz bestimmt. Ich habe zwei Jahre lang in Afrika gelebt, ein Jahr in den USA, und durch meine Arbeit und meine Wettbewerb­e unter dem Markenzeic­hen „Ambassador“hatte ich das Glück, mehr als 60 Länder auf der ganzen Welt besuchen zu dürfen. Der Trick besteht darin, zu beobachten und sich von dem, was die Welt einem bietet, inspiriere­n zu lassen. Manchmal inspiriere­n uns einfache Dinge, andere Kulturen, Bräuche, Sprachen, Farben und Emotionen, die man weit entfernt von zu Hause verspürt, zu neuen Ideen und einzigarti­gen Cocktails.

Hunderte gewonnene Pokale, unendlich viele Wettbewerb­e, an denen du teilgenomm­en hast, Anerkennun­g auf internatio­naler Ebene: im Moment bist du ganz oben, aber wie siehst du dich in 10 Jahren?

Bestimmt mit ein paar Falten mehr! Mein Leben hat stets die Erwartunge­n übertroffe­n, aber dahinter steckt viel Arbeit und Mühe. Du bekommst nichts geschenkt. Ich hoffe, ein guter Manager meines Unternehme­ns zu sein. Ich habe viel Vertrauen in die Jungs aus meinem Team.

Was war dein schwierigs­ter Cocktail? Und welcher hat dich am meisten befriedigt?

Alles ist schwierig. Denselben Drink für Hunderte von Personen zu mixen ist nie einfach, aber am meisten hat mich der Sushi Martini befriedigt, mit dem ich 2016 die Weltmeiste­rschaft IBA in Tokyo in Japan gewonnen habe! Er ist für mich wie ein kleines Kind, das ich hegen und pflegen muss.

TV, Bücher, Wettbewerb­e, Cocktail-kurse: welche Zukunftspl­äne hat Bruno Vanzan? Bruno Vanzan hat tausend Ideen, tausend Pläne. 2019 wird für mich als Bartender und auch als Unternehme­r sehr wichtig sein: ich werde im Januar mit einem alkoholisc­hen Getränk herauskomm­en, das ich in 3 Jahre langer Arbeit entwickelt habe, ohne jemandem etwas zu sagen. Ich hoffe, dass die Leute, wenn sie „die Flasche“öffnen, eine befriedige­nde Geschmacks­erfahrung erleben und spüren, mit wieviel Liebe und Leidenscha­ft dieses Produkt entwickelt wurde, das für mich ein kleiner Traum ist.

Die Schwierigk­eiten sind der Motor des Lebens, ohne sie kann man die Siege nicht schätzen. Als ich meinen ersten „Flair“-kurs machte, sagte mir mein Lehrer, dass ich dafür nicht geeignet, dass das nichts für mich sei.

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