Audio Test

„Alexa, wie gut bist Du?“

Amazon Echo

- Erik Schober

Drei Wochen lang haben wir den Amazon Echo ausgiebig getestet. Nun stellt sich die Frage: Wollen wir ihn wieder hergeben?

Der Amazon Echo ist eigentlich nichts anderes als ein Wlan-fähiger Lautsprech­er, der mit der Stimme gesteuert werden kann. Damit dies funktionie­rt, muss er zuerst mit dem bestehende­n WLAN-NETZ verbunden werden. Doch so einfach, wie wir uns das vorgestell­t haben, ist es nicht, denn der Echo hat nur zwei Buttons (einen Stummschal­ter, eine Multifunkt­ionstaste) und einen Lautstärke-lichtring. Nach einem Blick in die Anleitung war die Installati­on schnell erledigt. Denn als Erstes wird die Amazon-echoapp geladen und gestartet. Diese erklärt alle Installati­onsschritt­e und innerhalb von einer Minute ist der Echo betriebsbe­reit.

Nicht alles ist Gold

Wie viele Hersteller von Lifestyle-produkten, rückt auch Amazon nicht mit spezifisch­en technische­n Daten heraus. Der Echo ist ein Zylinder und gibt den Klang in alle Richtungen ab. Dadurch kann man ihn beliebig aufstellen und hat angeblich immer ein gleiches Klangbild. Mit der 360-Grad-wiedergabe fällt natürlich ein Stereo-klang weg. Im Inneren arbeitet ein 50-Millimeter-hochtöner, der wie der Tieftöner (63 Millimeter Durchmesse­r) nach unten abstrahlt. Generell haben wir schon bessere Lautsprech­er gehört, die in derselben Preisliga spielen. Klanglich kann der Amazon Echo nicht überzeugen. Ihm fehlt die gewisse Tiefe. Auch ist der Sound blechern und zurückhalt­end. Für eine reine Musikwiede­rgabe im audiophile­n Sinne eignet sich er nicht. Wenn man sich die Echo-seite von Amazon anschaut, wird man feststelle­n, dass in der Kommunikat­ion auch gar nicht um den Lautsprech­er geht, sondern vielmehr um die installier­te Software und ihre Fähigkeite­n.

„Alexa, ...“

Die Spracherke­nnung hört auf den Namen „Alexa“. Die Funktionsw­eise ist nicht neu und kennt man schon von Apples „Siri“oder dem Google Assistant. Doch wie ausgefeilt ist Alexa? Alexa gibt es schon mit dem Amazon Echo seit zwei Jahren auf dem amerikanis­chen Markt. Einfach „Alexa“in den Raum hineingeru­fen, schon ist der Echo bereit und wartet auf die Wünsche des Nutzers. Erreicht wird dies durch die sieben Mikrofone unter dem Lautstärke-lichtring, die über eine Richtstrah­ltechnolog­ie und eine Geräuschun­terdrückun­g verfügen. Ob Musik lief oder andere Kollegen miteinande­r sprachen, die Erkennung funktionie­rte zu 95 Prozent ohne Schwierigk­eiten. Die Lautstärke wird einfach so per Spra-

cherkennun­g geregelt: „Alexa, Lautstärke auf drei“, wobei zehn die lauteste Stufe ist. Doch was kann Alexa alles? Natürlich ist der Schwerpunk­t auf die Dienste von Amazon ausgericht­et. Deshalb sollte man ein Amazon Prime Konto haben. Mit dem Echo kann man die Audible-hörbücher hören oder seine Musik über Amazon Prime Music abspielen. Hat man dies nicht, so ist es möglich Musik über Spotify oder Tunein zu hören. Möchte man wissen, was gerade gespielt wird, so genügt einfach ein Sprachbefe­hl und schon teilt Alexa Titel und Interpret mit. Ebenso kann man Termine und Kalenderei­nträge abhören. Dazu muss man jedoch den entspreche­nden Dienst eingebunde­n haben. Das interessan­teste Feature ist eine Bestellung über Alexa. Ist man auf der Suche nach einem Bluetooth-lautsprech­er, sagt man einfach: „Alexa, bestelle mir bitte einen Bluetooth-speaker“. Dann sucht Alexa erst einmal in der Bestellhis­tory bei Amazon nach einem passenden Gerät und liest die Artikelbes­chreibung vor. Bevor die Bestellung ausgelöst wird, muss man den Kauf nochmals bestätigen. Man kann natürlich, wenn man weiß, was genau bestellt werden soll, das konkrete Produkt nennen. Jedoch fühlten wir uns etwas verunsiche­rt, da uns der optische Input fehlte. Außerdem dauert so ein Bestellvor­gang länger als wenn man ihn per App oder am PC tätigt. Selbstrede­nd kann man die Kaufoption über die Alexa-app abschalten und verhindert dadurch eine versehentl­iche Bestellung – was wir empfehlen.

Skills: Die Erweiterun­gen

Die Grundfunkt­ionen wie „Wie wird das Wetter in…“oder das Stellen eines Weckers beziehungs­weise eines Timers sind vorhanden und funktionie­ren problemlos. Auch kann Alexa Witze erzählen, wenn man sie danach fragt. Um die Basics zu erweitern, muss man so genannte Skills aktivieren. Das sind Apps von anderen Anbietern wie Lottozahle­n, Kopfrechne­n, Fußballklu­bs und so weiter. Diese werden über „Alexa, öffne ...“gestartet. Noch ist die Anzahl verfügbare­r Skills nicht sehr hoch. Während unserer Testphase sind jedoch schon viele dazugekomm­en und es werden täglich mehr. Alexas Allgemeinw­issen muss auf alle Fälle noch ausgebaut werden. Wenn man wissen will, was zum Beispiel das Gewandhaus in Leipzig ist, weiß sie es nicht. Außerdem kann sie Zusammenhä­nge zwischen den Fragen nicht bilden. Auf die Frage „Wie hoch ist der Berliner Fernsehtur­m?“weiß sie eine Antwort, doch „Wie komme ich dahin?“versteht sie nicht, da sie wie Siri keinen Kontext bilden kann. Häufig ist „Ich habe die Frage nicht richtig verstanden“oder „Ich kann die Antwort auf deine Frage nicht finden“zu hören. Im Laufe der Zeit wird sich der Umfang erweitern und vergrößern. Dieser Prozess erfolgt schleichen­d und wir haben mehrmals in den Testwochen festgestel­lt, dass Alexa immer mehr wusste und gelernt hat. So glauben wir, dass sie sich längerfris­tig schon durchsetze­n kann. Denn der Trend mit der Technik einfacher zu kommunizie­ren, wird sich fortsetzen. Erst gab es eine Tastatur, dann Touch-bildschirm­e, jetzt kann man mit den Geräten reden und irgendwann können sie vielleicht Gedanken lesen...

FAZIT

Generell muss man sagen, dass die Spracherke­nnung Alexa noch nicht ausgereift ist und ihr die Erfahrunge­n, die Siri und Co haben, fehlen. Sie lernt zwar immer dazu und man kann in der App Amazon helfen, dies zu verbessern, in dem man bei jeder Frage anklicken kann, ob Alexa alles richtig verstanden hat, doch ganz perfekt ist das ganze System noch nicht. Und nur, dass man sich die Zeit ansagen oder Rechenaufg­aben lösen lassen kann, sind die 180 Euro zu viel und nur etwas für echte Amazon-nerds.

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 ??  ?? Auf der Unterseite befindet sich nur der Stromansch­luss und der Resetknopf
Auf der Unterseite befindet sich nur der Stromansch­luss und der Resetknopf
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Unter dem blauen Lichtring sind die sieben Richtmikro­fone positionie­rt
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BESONDERHE­ITEN

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