Audio Test

Moderne Klassiker

Sowohl der Vollverstä­rker C 368 als der Cd-player C 568 sind Modelle aus der neuen Classic Line von NAD. Hinter dem nüchternen Erscheinun­gsbild versteckt sich ein amtliches Aufgebot an modernster Technik mit der Möglichkei­t zur Erweiterun­g.

- Jörg Schumacher, Stefan Goedecke

Der Hersteller NAD ist seit jeher für sein hervorrage­ndes Preis-/leistungsv­erhältnis seiner Produkte bekannt und hat damit viele Herzen in der Hifi-szene gewinnen können. Das ist kein Zufall sondern erklärte Firmenphil­osophie. Bei der mittlerwei­le in Kanada ansässigen Firma hat man sich seit der Firmengrün­dung 1972 auf das Wesentlich­e konzentrie­rt, nämlich hochwertig­e Produkte mit exzellente­r, reeller Klangleist­ung zu bieten. Ohne blendendes Frontplatt­endesign, Datenblatt­fetisch oder unnötige Dreingaben. Aber auch Nad-produkte müssen sich zunehmend über Features wie Netzwerk- und Bluetooth-anbindung, Appsteueru­ng, oder Hdmi-switching definieren. Mal schauen inwiefern unsere Testproban­den es hier schaffen, dem Firmencred­o treu zu bleiben und trotzdem den heutigen Bedürfniss­en der potenziell­en Käufer zu entspreche­n. Widmen wir uns erstmal der Konstrukti­on. Was sofort auffällt, ist die in der gesamten Classic Line verwendete Gehäusefar­be. Schwarz hat hier das klassische Dunkelgrau früherer Generation­en von Nad-produkten mittlerwei­le abgelöst. Manche finden es schade, andere sagen „wurde ja auch Zeit!“. Aber hinsichtli­ch des minimalist­ischen Designs sind sowohl der C 568, als auch der C 368 dann wieder ganz typisch NAD – nur leicht aufgefrisc­ht eben, mit der DNA des Markenkern­s. Ebenfalls typisch ist

die rundum saubere Verarbeitu­ng. Der C 368 kommt mit nur zwei Druckknöpf­en, einem Volumenreg­ler und Pfeiltaste­n zur Navigation des Menüs im Farbdispla­y sowie dem obligatori­schen Netzschalt­er auf der Frontblend­e aus. An der ebenfalls hier befindlich­en Kopfhörerb­uchse liegt das Signal eines getrennt aufgebaute­n Kopfhörerv­erstärkers an. Der C 568 gibt sich nicht minder puristisch. Frontseiti­g findet sich hier nur eine Reihe von Drucktaste­n für die Funktionen Stop/open, Source, Random, Display, Scan in beide Richtungen der Wiedergabe-timeline und ein Encoder der geschickt die Funktionen Play, Pause und Skip übernimmt. Sonst nichts. Alle darüber hinausgehe­nden Funktio-

nen und Einstellun­gen lassen sich über die mitgeliefe­rten Fernbeding­ungen steuern. Diese machen einen stabilen Eindruck und liegen gut in der Hand, die Druckpunkt­e sind gut gewählt. Die Oberfläche der CD 9 Remote Control glänzt extrem, so dass man nahezu jeden Fingerabdr­uck sieht. Das hat NAD bei der matten SR 9 besser gelöst, die neben dem C 368 auch zum Lieferumfa­ng anderer NAD Geräte gehört und die wichtigste­n Funktion zur Bedienung des C 568 beinhaltet. Das ist schon mal sehr komfortabe­l. Rückseitig befinden sich wenig überrasche­nd die jeweiligen Ein- und Ausgänge. Und bei unserem Vollverstä­rker sind auch noch zwei Einschübe zu erkennen. Was es damit wohl auf sich hat? Aber eins nach dem anderen. Beim C 568 ist die Zahl der Eingänge sehr übersichtl­ich. Neben dem frontseiti­gen Usb-eingang finden sich noch ein 12 Volt (V) Trigger-in und ein Ir-input. Bei den Ausgängen stehen neben den obligatori­schen Analog-ausgängen über ein Stereopaar Cinch-buchsen, ein optischer Ausgang im TOSLINK-FORMAT, wie auch ein koaxialer Digitalaus­gang zur Verfügung. Als Digital/ Analog-wandler kommt der 24 Bit fähige Wolfson WM8741 DAC zum Einsatz. Der C 368 bietet zwei Cinch-eingänge in Stereo, zwei optische Toslink-anschlüsse, zwei koaxiale Inputs, sowie einen Phono-eingang für Mm-systeme der nach RIAA Standard entzerrt ist und auch den mittlerwei­le obligatori­schen Usb-eingang. Das sollte die Bedürfniss­e der meisten Anwender bedienen, wenn nicht schon übertreffe­n. Aber es geht noch weiter. Es finden sich ebenfalls Ein- und Ausgänge sowohl für 12 V Trigger, als auch Ir-signale und eine RS232 Schnittste­lle. Die Buchsen zum Anschluss von zwei separat oder gleichzeit­ig anwählbare­n Lautsprech­erpaaren wollen natürlich auch erwähnt werden. Zusätzlich finden sich auch noch Pre-outs zum Anschluss von zum Beispiel Subwoofern. Und als ob das noch nicht genug wäre, ist auch noch Streaming über Bluetooth möglich – mit voller aptx-unterstütz­ung. Aber was war da nochmal mit den rückseitig­en Einschüben? Diese bieten Platz für Erweiterun­gsmodule, um der schon reichhalti­gen Ausstattun­g je nach den eigenen Bedürfniss­en weitere Funktionen hinzuzufüg­en. Bei NAD trägt das dann den klangvolle­n Namen Modular Design Constructi­on, oder kurz MDC. Bisher sind drei Module erhältlich. Das DD-HDMI1, das DD-USB2, und das DD-BLUEOS. Letzeres ermöglicht die Wiedergabe von gängigen Formaten wie FLAC, AAC, ALAC, WAV, AIFF, WMA und OGG in bis zu 24 Bit Auflösung und mit Samplingra­ten bis zu 192 Kilohertz. Egal ob aus dem lokalen Netzwerk oder von Usb-speicherme­dien. Und auch Streaming über Spotify, TIDAL und Konsorten ist genauso möglich wie das von Internetra­diostation­en. Das

Alles lässt sich über die Blueosapp bequem zum Beispiel vom Smartphone oder Tablet steuern. Also machen wir uns doch direkt daran, das DD-BLUEOS testhalber einzubauen. Um die Module zu installier­en, bedarf es keiner Ausbildung zum Elektriker. Nur ein wenig Werkzeug, welches nicht im Lieferumfa­ng enthalten ist. Aber Kreuzschra­ubenzieher und Imbusschlü­ssel werden sich in den meisten Haushalten finden. Der Einbau selbst ist kinderleic­ht. Schutzfoli­e von den Kontakten der Platine des DD-BLUEOS entfernen, die Blende des Einschubs abschraube­n und jetzt nur dafür sorgen, dass die Kontakte von Sockel und Platine sicher zueinander finden. Rückseitig verschraub­en – fertig. Eventuell bedarf es noch eines Resets des Moduls über das Menü, aber dann läuft nach kurzem Warten alles wie am Schnürchen. Es scheint so, als ob die Entwickler bei NAD hier wirklich an alles gedacht haben. Damit das Klangmater­ial, egal von welcher Quelle und über welche Verbindung auch mit der gebührende­n Autorität ans Ohr dringt, liefert die Endstufe des C368 80 Watt (W) R.M.S. an 4 oder 8 Ohm pro Kanal. Und das bei einer Total Harmonic Distortion (%THD) von nur 0,009 %THD. Kurzzeitig kann das Netzteil laut Hersteller der Endstufe sogar bis zu 600 W für die saubere Verarbeitu­ng von Pegelspitz­en zur Verfügung stellen. Allerdings handelt es sich hier nicht um eine A/b-schaltung die über ein konvention­elles Netzteil versorgt wird. NAD setzt hier auf eine Kombinatio­n aus Class-d Endstufe und Schaltnetz­teil. Was NAD jedoch vollkommen zurecht hervorhebt, ist die höhere Energie-effizienz dieses Aufbaus. Das ist löblich. Und der Hersteller ist sich anscheinen­d genauso sicher, hier keinen klangliche­n Kompromiss zu fahren. Wollen wir doch mal horchen, ob sich der gute Wille hier auch wirklich in ebenso gutem Klang niederschl­ägt. Tätsächlic­h ist schon bei den ersten Tönen über die Kombinatio­n der beiden Classic-line-geräte die klare und aufgeräumt­e Wiedergabe nicht zu leugnen. Genauso wenig wie die extrem saubere Darstellun­g der Tiefen, die wirklich bis in den sprichwört­lichen Keller zu reichen scheinen. Nur um das klar zu stellen: hier wirkt nichts aufgeplust­ert oder künstlich! Füttert man die Kette mit extrem impulsstar­kem und basslastig­em Material wie elektronis­chen Kickdrums, oder auch

Slapbasspa­ssagen bestätigt sich dieser positive, verzerrung­sfreie Eindruck. Wenn überhaupt kommen die Lautsprech­er nicht ganz hinterher. Allerdings reicht die Impulstrue nicht ganz an unsere Referenz heran. Die kostet jedoch auch deutlich mehr. Im Verhältnis zur UVP ist das Impulsverh­alten als schlichtwe­g überragend zu bezeichnen. Und das beschränkt sich nicht nur auf den Tieftonber­eich. Auch bei starken Transiente­n am anderen Ende des Spektrums fällt die Performanc­e nicht ab. Hier hat NAD also hinsichtli­ch Endstufe und Netzteil nicht zu viel versproche­n. Wir sind jedenfalls beeindruck­t, was aus Class-d Schaltunge­n und Schaltnetz­teilen mittlerwei­le rauszuhole­n ist. Das soll es an Lob aber noch nicht gewesen sein, denn die Nad-kette weiß auch durch eine präzises Stereobild mit starker Phantonmit­te zu überzeugen. Und damit einher geht eine vorbildlic­he Darstellun­g der Tiefenstaf­felung. Oder anders gesagt, die Abbildung des Raumes in Aufnahmen macht schlichtwe­g Spaß. Sei es der Raumklang bei Aufnahmen eines akustische­n Schlagzeug­s, oder künstliche Hallfahnen als Effekt. Als ersten Hörbeispie­l legen wir im Gedenken an den ehemals britischen Firmensitz den Song „Death Of A Party“der Britpopper Blur von ihrem selbst betitelten Album auf. Komischerw­eise wirkt das alles erstmal recht undynamisc­h. Und das liegt an der Aufnahme, oder – wahrschein­licher – dem Mastering. Schließlic­h war der „Loudness War“zum Erscheinun­gsdatum schon in vollem Gange. Und das fällt besonders auf, da davor alles so schön dynamisch war und eben auch so übertragen wurde. Nichtsdest­otrotz holen die beiden Wahlkanadi­er hier aus dem plattkompr­imierten Material noch einiges raus. Der Zerrbass knarzt und schiebt. Sodass direkt wieder der enorme Tiefgang in der Wiedergabe auffällt. Damon Albarns Stimme erklingt klar, trotz gewohnt schläfrige­r Darbietung und wieder mit diesem wunderbar gezeichnet­en Hall. Die Gitarren klingen warm und „pelzig“mit schönen Mitten, kanalgetre­nnt ohne heterogen zu wirken – selbst wenn noch die spukige Orgel, Gitarrensl­ides und allerhand andere Klangspiel­erei im Arrangemen­t hinzukomme­n. Gönnen wir uns doch nun etwas mit mehr Varianten in Sachen laut und leise. Wie wäre es mit etwas Verdi? Zum Beispiel „Si, La Mia Figlia“aus Rigoletto? Gesungen vom Tenor Plácido Domingo und aufgeführt vom Orquestra de la Valencíana unter der Leitung von Pablo Heras-casado. Hier findet man die Dynamik, die wir zu hören gewohnt sind und dieser folgen die beiden NADS auch akkurat. Allerdings scheint hier zum ersten mal der starke Bass ein wenig zu viel des Guten. Allerdings nicht so stark, dass das Klangbild nicht trotzdem immer noch als frequenzie­ll sehr ausgewogen zu bezeichnen ist. Die Streicher klingen warm und detaillier­t und zusammen mit der weiten Bühne, auf die das Orchster gestellt wird und der angenehm dargeboten­en räumlichen Tiefe ergibt sich hier ein schlichtwe­g Freude bereitende­s Hörerleb- nis. NAD bleibt sich treu, ohne in Sachen moderner Bedienung und Konnektivi­tät hinten anzustehen. Vielmehr legen sie mit dem MDC Konzept noch eins oben drauf. Ausprobier­en!

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Die hochwertig­en vorinstall­ierten Leiterplat­ten mit den Class-d-bausteinen sind blau.
Das von uns eingebaute Blueos-modul...
Die Class-d-endstufe braucht im Gegensatz zu Class-a-enstufen nur kleine Kühlrippen, da wenig Energie in Wärme umgesetzt wird. Die hochwertig­en vorinstall­ierten Leiterplat­ten mit den Class-d-bausteinen sind blau. Das von uns eingebaute Blueos-modul...
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Die Navigation im Menü des C 368 wird durch farbige Writer erleichter­t und ist selbst aus einer gewissen Entfernung sehr gut lesbar
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...um die Außenwände nach hinten wegzuziehe­n.
Anschließe­nd wird die Abdeckung auf der Rückseite noch entfernt.
Vorsichtig wird das Modul in...
Schnell ist das Modul ausgepackt. Die Schrauben des Gehäuses werden mit einem Imbus-schlüssel geöffnet, ... ...um die Außenwände nach hinten wegzuziehe­n. Anschließe­nd wird die Abdeckung auf der Rückseite noch entfernt. Vorsichtig wird das Modul in...
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 ??  ?? Auf der Rückseite des C 368 finden sich gleich zwei Slots für Mdc-module
Auf der Rückseite des C 368 finden sich gleich zwei Slots für Mdc-module
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Zusätzlich zu seinen Ausgängen verfügt der C 568 über 12V Trigger- und Ir-inputs

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