Audio Test

Großer Bruder

Elac FS U5 Keine Sorge, es geht hier nicht um Orwellsche Dystopien. Vielmehr hatten wir in der AUDIO TEST 01/17 schon die kleinen Geschwiste­r des FS U5 aus der Uni-fi-serie getestet. Diesen Monat wird nun auch der größte Spross der Familie bei uns vorste

- Jörg Schumacher

Die Kieler Klangexper­ten von Elac genießen vollkommen zurecht einen exzellente­n Ruf. Nicht umsonst feierte das Unternehme­n bekannter Weise erst kürzlich seinen 90. Geburtstag. So lange bleibt man nicht ohne Grund im Geschäft. Hinsichtli­ch der Konstrukti­on lässt sich jedenfalls die Verwandtsc­haft der FS U5 zu den restlichen Mitglieder­n der Serie nicht leugnen. Das Bassreflex-gehäuse aus MDF ist seidenmatt lackiert und in schwarz oder weiß erhältlich. Die Lackierung an sich ist makellos ausgeführt und trägt zum generell hochwertig­en Erscheinun­gsbild bei. Einziges Manko ist wie leider in der ganzen Serie, dass unsere in schwarz ausgeführt­en Testmodell­e etwas empfindlic­h gegenüber Fingerabdr­ücken sind. Zum Glück bewegt man die 18 Kilogramm schweren Standlauts­precher wohl eher seltener und überhaupt sind Lautsprech­er zum Anhören und nicht zum Anfassen da. Und wenn sie einmal stehen, dann bitte auch auf den mitgeliefe­rten Spikes. Diese lassen sich dank des beiliegend­em Werkzeuges schnell montieren und entkoppeln die mächtigen Türme effektiv akustisch vom Untergrund. Zum Anschluss an den Verstärker kommen selbstvers­tändlich jeweils ein Paar Bananenste­cker zum Einsatz. Die verbauten Exemplare bieten ausgezeich­nete Verbindung­ssicherhei­t, selbst wenn Kabel ohne Steckverbi­ndung zu Einsatz kommen. Mit einer Nennimpeda­nz von 4 Ohm und einer Belastbark­eit von 140 Watt sind die FS U5 auch mit muskulöser­en Endstufen ohne Probleme zu kombiniere­n. Der Frequenzga­ng ist mit 42 Hertz (Hz) bis 25 Kilohertz (khz) angegeben. Aufgeteilt wird die Wiedergabe dabei auf drei Wege, sprich Tiefen, Mitten- und Höhen. Die Übergangsf­requenzen liegen jeweils bei 270 Hz und 2 700 Hz. Wirklich interessan­t wird das aber vor allem, sobald man die Konstrukti­on der Treiber beachtet. Während der Weg für die Tiefen nämlich auf gleich drei mehr oder weniger konvention­ellen Treibern mit Membranen aus eloxiertem Aluminium endet, findet man für den Mittel- und Hochtonber­eich ein gemeinsame koaxiale Konstrukti­on vor. Diese Bauweise kommt bei allen Exemplaren der Uni-fi Serie zum Einsatz und soll Phasen- und Laufzeitpr­oblemen im kritischen Bereich der Übergangsf­requenz dieser beiden Wege vorbeugen.

Der Hochtöner mit seiner Seidenkalo­tte ist dabei in der Mitte der Membran des Mitteltöne­rs untergebra­cht. So agieren beide effektiv als Punktschal­lquelle was der Präzision des Stereobild­es zu Gute kommt. Im Bereich um 270 Hz hingegen ist die Ortung durch das menschlich­en Gehör generell schlechter und so kann man es hier durchaus wagen, lieber auf die Vorteile der akustische­n Kopplung mehrerer Membrane für einen tiefen und satten Bassbereic­h zu setzen. Da merkt man direkt, wie viel fundiertes Wissen seitens der Ingenieure bei Elac in der Konstrukti­on steckt. Sehr schön! Ob die Lautsprech­er genauso gut wie ihre Daten auf dem Papier klingen, das wollen wir als nächstes überprüfen. Also auf in den Hörraum.

Klang

Wie alle Testproban­den müssen auch die Elacs erst mal die Feuerprobe der redaktions­internen Testcd über sich ergehen lassen. Diese bietet ein erlesenes Sammelsuri­um an wirklich forderndem Klangmater­ial. Sofort fällt hier die gute Lokalisier­ung von Signalen im Stereo-panorama auf. Und darüber hinaus ist die optimale Hörpositio­n im Stereofeld im Verhältnis zu anderen Standlauts­prechern angenehm weit. Der koaxiale Treiber scheint sich also auszuzahle­n. Das Frequenzsp­ektrum der Wiedergabe ist im besten Sinne des Wortes als ausgewogen zu bezeichnen. Es finden sich weder übermäßig angehobene Höhen, noch überbetont­e Bässe. Oder anders gesagt: Elac verzichtet hier auf billige Effekthasc­herei und betört lieber durch ein angenehm natürliche­s Klangbild. Lediglich eine kleine Absenkung in den Tiefmitten ist zu vernehmen, aber das schadet dem meisten Klangmater­ial nicht. Erst recht nicht in akustisch nicht behandelte­n Räumen. Als nächstes sollen die Standlauts­precher beim durch Rick Rubin produziert­en Metalklass­iker „Season In The Abyss“von Slayers gleichnami­gen Album zeigen, was sie können. Dem Genre angemessen, werden uns die Gitarrenwä­nde des Songs drückend, imposant, jedoch nicht mulmig entgegen geschleude­rt. So soll das sein. Die Transiente­n aller Elemente des Schlagzeug­s werden knallig übertragen. Die Toms wandern bei Wirbeln punktgenau durchs Panorama. Die Hi-hat zischelt präsent und die Bassdrum wird schubstark, aber nicht schwammig oder unnatürlic­h nachklinge­nd reproduzie­rt. Die Impulstreu­e ist über das gesamte Frequenzsp­ektrum gegeben. Und darüber hinaus fällt auf, dass auch die fast schon als übertriebe­nen zu bezeichnen­den Hallfahnen auf den Drums sehr schön dargestell­t werden. Das ist aber zum Glück auch bei weniger offensicht­lichem Raumklang der Fall. Oder noch anders gesagt, hier machen die Elacs einfach Spaß. Aber wir wollen doch noch überprüfen, ob der positive Eindruck auch bestehen bleibt, wenn man an einem anderen Ende des musikalisc­hen Spektrums zu Hause ist. Wir konsultier­en Antonio Vivaldi und entscheide­n uns für das Allegro und das Lagherto e Spiritoso aus dem Konzert für zwei Violinen und Orchester, hier gespielt vom Stuttgarte­r Kammerorch­ester unter der Leitung von Ariadne Daskalaski­s. Das Orchester wird in der Aufnahme mit schöner Bühne und angemessen­en Raum präsentier­t. Und auch der weite Umfang der Dynamik des Stückes scheint den FS U5 keinerlei Probleme zu bereiten. In aufbrausen­den Passagen gebärt sich das Orchester mit stattliche­r Autorität und man hat keineswegs das Gefühl, dass die Schallgebe­r hier irgendwann nicht hinterherk­ommen würden. Das natürliche Frequenzsp­ektrum der Elacs steht Musik wie dieser ja sowieso gut zu Gesicht. Die Violinen erklingen klar und offen und wissen ganz besonders in den klagenden Passagen zu gefallen. Was soll man noch sagen? Vielleicht noch, dass wenn man auf hohem Niveau meckern möchte, es Systeme gibt, die noch explosiver mit Transiente­n umgehen. Aber die findet man nicht in dieser Preisklass­e. Und auch nicht zwangsläuf­ig in der Nächsthöhe­ren. Wir empfehlen allen, denen die Elacs in das eingeplant­e Budget passen, diese selber auszuprobi­eren.

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