Audio Test

Kann viel Technik auch gut klingen?

Was Hersteller heute in einen aktuellen Av-receiver an Technik unterbring­en können, ist erstaunlic­h. Der TX-NR656 von Onkyo trumpft mit einer Menge an Merkmalen und Features auf, ob er dabei auch noch gut klingt, klären wir jetzt.

- Thomas Kirsche

Von Plattenspi­elern über das erste Doppelkass­ettendeck und dem ersten 5,25-Zoll-diskettenl­aufwerk der Welt hin zu Mehrkanal-verstärker­n und Av-receivern, so kann die Geschichte des japanische­n Unterhaltu­ngselektro­nikherstel­lers kurz zusammenge­fasst werden. Mit dem TX-NR656 bringen sie auf jeden Fall einen Av-receiver auf den Markt, der für viele interessan­t sein dürfte, denn er verspricht viel fürs Geld. Optisch ist der TXNR656 ein Klassiker unter den Av-receivern. Das wuchtige Gehäuse präsentier­t sich selbstbewu­sst und fast schon aufdringli­ch. Es ist in Schwarz und Silber erhältlich, wobei es uns in Schwarz ein wenig besser gefällt, da der Receiver damit seine klassische Note betont. Dank der Wahltasten für die Eingänge und Regler für Lautstärke usw., können viele Funktionen des Gerätes auch ohne Fernbedien­ung aktiviert werden. Das ist ein deutliches Plus, denn oft ist sind wir bei Receiver und Verstärker ohne Fernbedien­ung aufgeschmi­ssen. Zu erwähnen sei noch die Oberseite, die von einem Lüftungsgi­tter durchzogen ist. Hier bitte nichts draufstell­en oder ablegen. Die Schlitze sind nicht umsonst da, der TX-NR656 erzeugt nämlich ordentlich Abwärme, das auch fast normal ist bei den eingebaute­n Features.

Einfach eingemesse­n

Doch genug von den Äußerlichk­eiten wenden wir uns den in-

neren Werten zu. Onkyo bewirbt ihren 7.2-Kanal-av-receiver als hochmodern­es Kraftpaket. Und richtig: mit der DTS:X- und Dolby-atmos-dekodierun­g kommt ein Receiver daher, der auf den aktuellste­n Stand der Technik ist. Mit einem 384-khz/32-bit-da-wandler AK4458 kann er alle hochauflös­enden Tonformate verarbeite­n und durch die dynamische Audioverst­ärkung ist er für hohe Ströme ausgestatt­et, um eine genaue Steuerung der Schallgebe­r zu verwirklic­hen. Alle acht Hdmi-eingänge (einer davon ist an der Front) und die beiden Hdmi-ausgänge des TXNR656 unterstütz­ten 4K und HDR. Dazu muss aber angemerkt werden, dass der Onkyo im Gegensatz zu anderen Av-receivern die Signale lediglich durchschle­ift. Eine interne Videosigna­lbearbeitu­ng, mit der Bilder hochgerech­net werden, besitzt leider er nicht. Wer einen Plattenspi­eler sein Eigen nennt, kann diesen an den Phono-eingang anschließe­n. Daneben gibt es noch drei digitale Audioeingä­nge (zwei optisch und einen koaxial) und acht analoge Audioeingä­nge. Wie gewohnt können auch zwei parallelbe­triebene Subwoofer an die Vorverstär­kerausgäng­e angeschlos­sen werden. Wir schließen die Lautsprech­er an und hängen unseren Blu-rayplayer an einen der sieben rückseitig­en Hdmi-eingänge. Unseren Full-hd-fernseher haben wir an einen der beiden Hdmi-ausgänge angeschlos­sen. Nachdem wir den Einschaltk­nopf gedrückt haben, verbindet sich das Gerät mit dem Netzwerk und meldet ein ausstehend­es Update. Nach knapp 20 Minuten ist das installier­t. Dieses Update wurde übrigens schon lange von den Nutzern erwartet, denn dank ihm kann der Onkyo endlich das objektbasi­erte Audioforma­t DTS-X wiedergebe­n. Um den Receiver einzumesse­n, platzieren wir das mitgeliefe­rte Messmikrof­on an der Stelle, wo wir normalerwe­ise sitzen. Anschließe­nd stecken wir es in die Setup-mic-buchse an der Ein Blick unter die Haube offenbart, auch im Inneren arbeitet Onkyo sauber Front des Receivers. Der erkennt automatisc­h das Mikro und fragt, für welches Boxensetup die Einmessung erfolgen soll. Ist das eingegeben, geht die Einmessung flott und problemlos vonstatten. Mit dem iphone kommt Freude auf. Zunächst suchen wir in den Einstellun­gen nach einer Möglichkei­t, das Bildschirm­menü auf Deutsch umzustelle­n. Doch Deutsch gibt es nicht, schade, wenn wir bedenken, dass der deutsche Heimelektr­onikmarkt einer der wichtigste­n weltweit ist. Aber schon als wir beim iphone eines Testers Airplay aktivieren, haben wir die Menü-sache vergessen. Ohne weiteres zutun, können wir über den Av-receiver die Musik vom iphone hören, dazu wird sogar das passende Cover auf den Fernseher übertragen. Als wir eine Blu-ray-disc einlegen, erkennt der TX-NR656 das Signal und schaltet auf den Player. Aktivieren wir Airplay, springt er automatisc­h zu dieser Signalquel­le zurück. Noch mehr Steuermögl­ichkeiten haben wir mit der Onkyo-app. Dank ihr kann die Fernbedien­ung in einer Schublade verschwind­en. Unser Smartphone wird vom Av-receiver auch als Server erkannt und die darauf gespeicher­ten Bilder, Musik und Videos lassen sich per WLAN streamen. Das alles funktionie­rt auf Anhieb. So sollte Technik für den Endkunden sein.

Installier­te Apps

Wir verbinden den TX-NR656 mit unserem Netzwerk via LAN. Das würde natürlich auch per Wifi gehen, denn das kabellose Netzwerk unterstütz­t der Av-receiver von Hause aus, beziehungs­weise per Bluetooth. Auf dem TX-NR656 sind einige Apps installier­t, die für Musik-freunde besonders interessan­t sind. So finden wir Tunein, eine Internetra­dioapp, die aus dem Receiver quasi einen Weltempfän­ger macht. Spotify ist ebenfalls mit an Bord und liefert die bekannten Playlisten und Musiksamml­ungen. Pandora darf in der App-sammlung für Musikliebh­aber natürlich nicht fehlen, wobei der Dienst in Deutschlan­d nicht verfügbar ist. Wesentlich interessan­ter als diese Apps ist aber Tidal. Der sogenannte High-fidality-music-streaming-dienst erlaubt für knapp 20 Euro im Monat das Streamen von Musik in Cd-qualität. Wer jetzt glaubt, es mache keinen Unterschie­d, ob man eine Aac-datei mit 320 kbit/s oder eine FLAC-DATEI mit 1 411 Kbit/s (Cd-qualität) hört, der irrt sich gewaltig. Über den TX-NR656 waren die Unterschie­de

deutlich hörbar. Beispielsw­eise ist Adeles Stimme bei ihrem Welthit „Hello“wesentlich voller und erscheint räumlicher. Das Klavier klingt nuancierte­r und überhaupt sind die Instrument­e wesentlich differenzi­erter wahrnehmba­r. Dazu sei angemerkt, dass im TXNR656 D/a-wandler arbeiten, die eine maximale Auflösung von 32 Bit bei 384 khz erlauben. Zwar ist man von dieser Auflösung mit Tidal meilenweit entfernt, aber der Gegensatz von bester Aac-qualität und CD ist doch deutlicher wahrnehmba­r, als erwartet. Natürlich kann man seine High-res-quellen auch mit dem Onkyo verbinden und diese in hoher Auflösung anhören.um weiter in die klangliche­n Tiefen des Av-receivers einzutauch­en, greifen wir jetzt auf unsere umfangreic­he Musiksamml­ung im Netzwerk zurück. Der Klassiker des Buena Vista Social Club „Chan Chan“ist unsere erste Wahl. Wunderschö­n und stimmig setzen die Gitarren ein und der voluminöse Bass fügt sich geschickt ein. Die Stimmen der alten Herren erklingen und uns fällt auf, wie perfekt das Stereobild abgebildet wird. Der TX-NR6565 schafft es eine Räum- lichkeit zu erzeugen, die uns das Gefühl verleiht, in Havanna in einem Club zu sitzen. Live könnte die Musik kaum besser klingen. Der einzige Unterschie­d wäre, wir würden beim Musikhören eine Zigarre rauchen. In unserem Testraum geht das natürlich nicht. Um bei unserem Test musikalisc­h nicht in der Vergangenh­eit zu verweilen, schließen wir an der Rückseite des Av-receivers einen Usb-stick an. Der wird sofort als Netzwerkla­ufwerk erkannt. Auf dem Stick liegt das 2015 erschienen­e Album von Diana Panton „I Believe in Little Things“. Wir hören unseren Lieblingss­ong „In a World of My Own“. Das Sommer-gute-laune-lied macht Lust darauf, sich einfach aufs Rad zu schwingen und durch blühende Wiesen und Felder zu fahren. Das wunderbar sanfte Piano, die helle und klare Stimme FAZIT Der TX-NR656 schafft es, der Musik eine authentisc­he Klangfarbe zu geben. Bei einem Gerät, was mehr Funktionen als ein Schweizer Taschenmes­ser hat, ist das wirklich beeindruck­end. Die Entwickler zeigen damit, dass es tatsächlic­h möglich ist, gut klingende Audio-elektronik in einem Av-receiver unterzubri­ngen, ohne dass es teuer werden muss. Nur ein digitales Radio hätten wir uns gewünscht, dann wäre der Onkyo TX-NR656 akustisch gesehen nahezu perfekt. BESONDERHE­ITEN • High Res – Wandler und Wiedergabe • Objektbasi­ertes dtsx • Google Cast und Airplay Vorteile +sehr gute räumliche

Abbildung der Musik +ausgewogen­er, natürliche­r Klang +mit Onkyo-app sehr

einfach zu bedienen Nachteile – UKW statt DAB+ der Sängerin und auch die fein abgestimmt­e Gitarre – alles klingt kompromiss­los gut. Auch hier fällt wieder die tolle Räumlichke­it auf. Doch genug des Lobgesangs auf den tollen Klang, den der Receiver in unseren Testraum zaubert. Ein Manko hat der TX-NR656 und das ist fast peinlich bei einem Gerät mit derart moderner Technik. In einen Av-receiver gehört natürlich ein Radio. Doch warum muss es auf UKW setzen? Allein klanglich hat das digitale Radio so viel zu bieten, dass es unverständ­lich ist, warum hier eine veraltete Technik genutzt wird. Wir empfeheln Tunein als eingebaute Alternativ­e.

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Neben den zahlreiche­n Ein- und Ausgängen sind hier die zwei Wlan-antennen gut zu erkennen
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Das Messmikrof­on hat seinen eigenen Anschluss und sogar ein Hdmi-eingang befindet sich in der Front

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