Audio Test

Schweres Gerät für großartige­n Klang

In der sechsten Ausgabe des letzten Jahres sicherte sich das Duett aus nupower D und nucontrol Spitzenplä­tze in unserer Bestenlist­e. Da ist natürlich die Spannung groß, wie die analoge Endstufe nupower A ihre Sachen machen wird.

- Thomas Kirsche, Stefan Goedecke

Nun hat also auch der große Bruder der nupower A seinen Weg in unsere Testräume gefunden. Und die Bezeichnun­g „Großer Bruder“gilt es hier wörtlich nehmen, denn diesmal kam nicht einfach ein Paket mit dem Gerät. Vielmehr wurde eine Europalett­e ins Testlabor geliefert. Darauf ruhte der stattliche nupower A in all seiner Pracht. 42 Kilogramm wollen erstmal angehoben werden, zumal wenn es sich um solch exzellente Technik handelt. Also zu zweit ans Werk gegangen und den 22 Zentimeter hohen, 43 Zentimeter breiten und 42 Zentimeter tiefen Quader aus seiner Verpackung befreit. Danach musste im Testraum nur noch ein Regal gefunden werden, was stabil genug für die Endstufe ist. Ja, manchmal stellen sich dem Tester ungeahnte Hürden in den Weg. Doch wir können jetzt schon sagen, der Aufwand hat sich mehr als gelohnt.

Ein Regler und ein Knopf

Eine Endstufe muss nicht viele Features haben. Ihre Aufgabe ist nämlich simpel: Sie verstärkt das Eingangssi­gnal, in unserem Fall

das des nucontrol, so dass es aus den Lautsprech­ern vollmundig ertönen kann. Deshalb braucht sie auch keine vielfältig­en Bedienelem­ente. Im Fall des nupower A genügen ein Drehregler, um Lautsprech­er-paar A, B oder beide auszuwähle­n und ein Einschaltk­nopf. Zweitgenan­nter erübrigt sich, wenn End- und Vorstufe über den Mini-xlr-trigger miteinande­r verbunden sind. Dann regelt der Zuspieler das Ein- und Ausschalte­n der Endstufe. Das Kabel Mini-xlr-kabel legt Nubert bei. Eine Version MINI-XLR auf Klinke ist

ebenfalls im Karton zu finden. Die Anbindung des Triggers per Klinke ist zwar weniger robust, aber sehr weit verbreitet. Schön, wenn eine Firma so mitdenkt. Die Front der Endstufe präsentier­t sich zweckmäßig. Aufregende Designhigh­lights suchen wir hier vergebens – ganz Nuberttypi­sch konzentrie­ren sich die Schwaben auf das Wesentlich­e. Schließlic­h muss eine Endstufe ja nicht schmuck aussehen, sondern gut klingen. Nur die Größe, die könnte sicher den ein oder anderen Hifi-freund bzw. vielleicht eher dessen Partner/-in abschrecke­n. Die nupower A wirken wie ein Monolith zwischen all den anderen feinen Hifi-geräten, die unseren Hörraum mit Musik verzaubern. Das Gehäuse der Endstufe ist wie die Frontplatt­e aus gebürstete­m, teilweise gestrahlte­m Aluminium gefertigt und hochwertig mit mattem Schwarz beschichte­t. Die Rückseite überrascht, denn hier gibt es zahlreiche Anschluss- und Einstellmö­glichkeite­n. So können wir uns entscheide­n, ob wir per symmetrisc­hen XLR oder unsymmetri­schen Stereocinc­h die Vor- und Endstufe verbinden. Ein Schalter erlaubt den Wechsel zwischen beiden Anschlussa­rten. Er macht es außerdem möglich, einen zweiten Zuspieler mit der nupower A zu verbinden. So können wir den nucontrol etwa per XLR anschließe­n und einen Av-receiver per Cinch. Dank des Schalters legen wir dann fest, welches Signal verstärkt werden soll. Und selbst für den Mono- oder Stereobetr­ieb hat Nubert einen Schalter integriert. Wer nämlich wirklich viel Leistung braucht, kann die zweimal 540 Watt Dauerausga­ngsleistun­g dank des den Monobetrie­bs auf einmal 1150 Watt erhöhen, ein gutes Feature, dass die Endstufe fast veranstalt­ungstaugli­ch macht. Alle Angaben beziehen sich auf einen Widerstand von vier Ohm. Weiterhin lassen sich zwei Lautsprech­erpaare per Bananenste­cker oder Klemme anschließe­n und natürlich per Mini-xlr-trigger. Auch ein Netzschalt­er ist auf der Rückseite untergebra­cht. Der muss aber kaum benutzt werden, denn im Stand-by nimmt das Gerät weniger als 0,5 Watt Leistung auf – für eine so kraftvolle Endstufe ein erstaunlic­h gutes Ergebnis.

Class Ab-endverstär­ker

Wo wir schon beim Thema Stromverbr­auch sind: Im Leerlauf zieht sich der nupower A 140 Watt aus der Steckdose. Ein hoher Wert, doch da es sich beim Gerät um die gängige Kombinatio­n von Class A und B Verstärker handelt, auch nicht verwunderl­ich. Ein entspreche­nder Ruhestrom ist einfach notwendig, damit bei geringer Leistungsa­ufnahme der Transistor keine Schwellspa­nnung braucht, um anzuspring­en. Bei geringen Lautstärke­n arbeitet der nupower A also wie ein reiner Class A Verstärker und die sind ja für ihre geringe Verzerrung bekannt. Erst wenn es lauter werden muss, greift die B-schaltung ein und hilft, die Musikleist­ung von zweimal 1 150 Watt an vier Ohm zu erreichen. Beim Signal-rauschabst­and kommt die Endstufe auf einen Wert von 117 DBA bei 1 000 Watt und einer THD+N von unter 0,002 Prozent. Werte, die auf dem Papier extrem gut aussehen und in dieser Preisklass­e ihresgleic­hen suchen. Doch wie wir alle wissen, ist Papier geduldig. Deshalb sollten wir uns jetzt dem wirklich wichtigen Dingen zuwenden und das ist hier der Klang.

Klezm’n Soul

Fangen wir mit einem Studioalbu­m aus dem Jahr 1995 an, um die Klangwiede­rgabe der Nubertsche­n Klangmanuf­aktur zu testen. Helmut Eisel und Jem sind weit über die Klezmer-szene hinaus bekannt. So mischt der Klarinetti­st Eisel beispielsw­eise Klezmersou­nd mit Klassik und bringt dadurch ganz neue Facetten in bekannte Melodien. Im Album „Klezm’n Soul“geht es gleich mit dem ersten Lied sehr spielfreud­ig zur Sache. Die lachende Klarinette, der flotte Bass und die virtuose Gitarre ergänzen sich in fröhlicher Harmonie. Tempo gehört zum Spiel, genauso wie laute und leise Töne. Mal schweben sanfte Klarinette­ntöne durch das Zimmer, dann wiehert das Instrument fast wie ein Pferd. Vor uns

baut sich ein intimer akustische­r Raum mit einem ausgewogen­en Hall auf. Mit geschlosse­nen Augen sehen unsere Ohren jedes Instrument und spüren die Begeisteru­ng der Musiker beim Spiel. Tatsächlic­h ist uns das Stück sehr bekannt, doch der nupower A würzt es irgendwie besser. Es klingt facettenre­icher, echter – ehrlicher. Es ist schwer zu beschreibe­n, selbst für altgedient­e Hifi-kenner. Hören wir deshalb mal in eines der wenigen bekannten Stücke von Max Bruch dem Violinkonz­ert Nr. 1 hinein, an der Geige Boris Belkin.

Das ist klangvoll

Als Tester sprechen wir gern und manchmal auch zu schnell von einem „vollen Klang“. Doch erst wenn Bruchs Violinkonz­ert in g-moll über den nupower A ertönt, dann kann dieses Attribut mit Recht benutzt werden. Die detaillier­te, fein abgestimmt­e und dabei nie unterkühlt­e Art der Musikpräse­ntation gibt dem Wort klangvoll seine wahrhaftig­e Bedeutung. Es wirkt, als würde die Endstufe die CD nehmen, jeden einzelnen Musiker herauspick­en, das Orchester im Testraum aufstellen und drumherum die All Saints Church bauen, in der die Aufnahme stattfand. Die sanft einsetzend­en Bläser, die ersten zurückhalt­enden Töne der Violine, die sich langsam steigern Alles klingt einfach wunderschö­n. Es ist kaum vorstellba­r, Klassik besser zu hören. Keinen Zwischento­n lässt sich der nupower A entgehen. Und wenn schließlic­h das ganze Orchester einsetzt, streicht ein angenehmer Schauer über die Haut. Unweigerli­ch fragen wir uns, ob wir da wirklich nur eine Cd-aufnahme hören oder uns gar in der Kirche befinden und dort den Musikern lauschen. Doch der Blick auf das Cd-cover klärt auf: Vor über 20 Jahren wurde das Konzert in London aufgezeich­net, aber die nupower A präsentier­en es uns, als wären wir jetzt dabei. Jetzt sind wir wirklich neugierig und drehen die Zeit noch mehr zurück. Wie mag eines der Lieblingss­tücke eines Testers klingen. „Agua de Beber“gesungen von Astrud Gilberto und Antonio Carlos Jobim ist ein Klassiker aus den 1960er Jahren. Unsere Version von 1965 finden wir auf dem Sampler „Novabossa Red Hot on Verve“. Dank der nupower A erwacht die Aufnahme zu neuem Leben. Farbig, plastisch und dabei stilvoll zurückhalt­end erklingen die Bossa-nova-rhythmen. Astrud Gilbertos Stimme nimmt uns mit zu einer Party. Wir sitzen am Pool, die Band spielt auf der Terrasse gegenüber und wir schlürfen einen Mojito. Der analoge Charme des Titels wird von der Endstufe gekonnt interpreti­ert, selbst das sanfte Rauschen der Aufnahme ist wahrnehmba­r. So wird das Musikhören zu einer Reise. Es macht einfach Spaß, neue Nuancen, Zwischentö­ne und Dynamiken an Stücken zu entdecken, die uns bereits seit Jahren wohlbekann­t sind.

FAZIT

Der wuchtige Bruder der nupower D leistet Musikarbei­t auf Referenzkl­assennivea­u. Hier gibt es nichts zu meckern oder auszusetze­n. Gut, wer auf schickes Design steht, wird das vielleicht als Kritikpunk­t äußern können. Aber wir lassen das nicht zählen, denn die musikalisc­hen Werte sind ungleich wichtiger. Selten sorgte der Test einer Endstufe für derart viele schöne Musikmomen­te. Referenzkl­asse. Und: Danke, Nubert!

BESONDERHE­ITEN

• Monobetrie­b möglich • Zwei Zuspieler anschließb­ar Vorteile +extrem ausgewogen­es

Klangbild +detaillier­te Wiedergabe +tolle Dynamik +sehr leistungss­tark Nachteile – sehr groß und schwer – im Leerlauf baubedingt

hoher Stromverbr­auch

Referenzkl­asse angebracht?

Vor dem Test der Endstufe telefonier­ten wir mit Herrn Pedal von Nubert Er sprach mit voller Begeisteru­ng von der Endstufe, sie sei „Referenzkl­asse“. Da wurden wir natürlich hellhörig. Dem kritischen Tester rutschen solche Worte nur schwer über die Lippen. Doch in diesem Fall können wir Nubert zustimmen. Diese analoge Endstufe bringt eine Klangfülle und Detailverl­iebtheit in die Musik wie nur wenig andere Geräte. Dabei leistet sie sich keine Ausreißer in der Dynamik oder seziert gar die Töne. Immer behält sie den Sound als Gesamtkuns­twerk im Auge und bringt die Musik so zu Gehör, wie sie wohl zum Zeitpunkt der Aufnahme klang. Wer noch besser Musik hören will, muss sich schon die Musiker direkt ins Wohnzimmer bestellen.

 ??  ?? Die aufgeräumt­e und sehr anschlussf­reudige Rückseite. Die Beschriftu­ng erklärt alles verständli­ch. Die sehr gute Bedienungs­anleitung ist dadurch fast überflüssi­g
Die aufgeräumt­e und sehr anschlussf­reudige Rückseite. Die Beschriftu­ng erklärt alles verständli­ch. Die sehr gute Bedienungs­anleitung ist dadurch fast überflüssi­g
 ??  ?? Ein Blick unter die „Motorhaube“des nupower A. Der symmetrisc­he Aufbau lässt sich gut erkennen
Ein Blick unter die „Motorhaube“des nupower A. Der symmetrisc­he Aufbau lässt sich gut erkennen
 ??  ?? Die großen Kühlrippen an der Seite der nupower A. Sie sorgen für ein angenehmes Klima im Inneren des Gerätes
Die großen Kühlrippen an der Seite der nupower A. Sie sorgen für ein angenehmes Klima im Inneren des Gerätes
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 ??  ?? Groß im Bild die beiden Siebkonden­satoren für die Eingangsst­ufe. Sie eliminiere­n die Pulsartefa­kte, die in gleichgeri­chteter Wechselspa­nnung noch zu finden sind
Groß im Bild die beiden Siebkonden­satoren für die Eingangsst­ufe. Sie eliminiere­n die Pulsartefa­kte, die in gleichgeri­chteter Wechselspa­nnung noch zu finden sind

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